Kreis Rottweil. Am 22. Januar soll nun auch im Kreis Rottweil mit den Schutzimpfungen gegen das Coronavirus begonnen werden. Der Kreisseniorenrat Rottweil sieht allerdings die geplante Vergabe der Impftermine über die zentrale Telefonnummer 116 117 gerade mit Blick auf die zunächst priorisierte Altersgruppe der über 80-Jährigen als den falschen Weg an, wie der Vorsitzende Matthias Kohlhase in einem Schreiben an Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel mit Nachdruck bekräftigt. Unterdessen mahnt der Landes-Gesundheitsminister zur Geduld.
Kohlhase verweist darauf, dass in Bezug auf die Impfaktion gerade bei den älteren Menschen im Kreis noch erheblich Unklarheit bestehe, und bittet den Landrat sowie die Verantwortlichen des Gesundheitsamts sowie des Landratsamts, öffentlich präzise klarzustellen, wie die Impfaktion im Kreis Rottweil ablaufen soll. Von Land zu Land werde dies unterschiedlich gehandhabt und dies sorge vor allem bei den Senioren für Verwirrung.
Drei Stunden in der Warteschleife
Kohlhase dringt weiter darauf, dass die „über 70- und 80-Jährigen vom Gesundheitsamt beziehungsweise vom Landratsamt schriftlich zu einem Impftermin eingeladen werden sollten“. Viele Senioren seien damit überfordert, sich telefonisch über die Hotline oder über Online-Plattform anzumelden, vermutet der oberste Interessenvertreter der Senioren im Kreis Rottweil. Ihm kam zu Ohren, dass es anderswo bei der Telefonhotline zu Warteschleifen bis zu drei Stunden und mehr gekommen sei. Und letztendlich seien dann die wenigen Impftermine bereits vergeben gewesen. „Diese Situation ist für viele Senioren absolut unzumutbar“, so Kohlhase. „Hier hat die baden-württembergische Landesregierung mit der Festlegung auf eine Anmeldung per Telefon oder online einen wenig praktikablen Weg gewählt.“
Gesundheitsminister mahnt zur Geduld
Gesundheitsminister Manne Lucha bittet die Bevölkerung beim Thema Impfen unterdessen um Geduld. „Mit der derzeit vom Bund zur Verfügung gestellten Menge an Impfstoff können wir täglich in Baden-Württemberg 6500 Menschen impfen. Die Bundesregierung hat per Verordnung festgelegt, dass im ersten Schritt insbesondere über 80-Jährige sowie ärztliches und pflegerisches Personal geimpft werden dürfen. Allein diese Personengruppe macht bei uns im Land rund 1 Million Menschen aus, die derzeit impfberechtigt sind“, so Lucha am Sonntag in Stuttgart.
Diese große Diskrepanz sei leider nicht so schnell aus der Welt zu schaffen. „Selbstverständlich würden wir gerne allen Bürgerinnen und Bürgern ein sofortiges Impfangebot machen, doch die Menge an verfügbarem Impfstoff reicht leider dafür noch nicht aus. Ich bin optimistisch, dass mit den neuen Zulassungen von Moderna und in Kürze wohl auch von Astrazeneca und Johnson & Johnson etwas Entspannung eintritt“, so Lucha weiter.
Infrastruktur ist bereit
Die Rechnung sei einfach: „Je mehr Impfstoff wir zur Verfügung haben, desto mehr Menschen erhalten Termine. Wir in Baden-Württemberg stehen bereit. Die Infrastruktur ist da, tausende Ärzte, medizinische Fachangestellte und Freiwillige stehen bereit, um diese wirklich historische Aufgabe zu stemmen – eine ganze Bevölkerung zu impfen. Die Impfung bleibt freiwillig! Momentan ist die Nachfrage aber viel größer als das Angebot. Ich verstehe die Enttäuschung all jener, die jetzt noch nicht zum Zug kommen, weil die Termine so schnell vergriffen sind. Bitte haben Sie noch etwas Geduld, die Lage wird sich entspannen. Bis dahin müssen wir alle achtsam miteinander sein und die strengen Corona-Regeln einhalten. Und seien Sie versichert: Jeder Impfstoff, der hier in Baden-Württemberg ankommt, wird sofort vergeben.“
Hintergrundinformation
Baden-Württemberg hat Stand 9. Januar 268.125 Impfdosen geliefert bekommen. Davon wurden zuletzt am 9. Januar 92.625 Impfdosen ausgeliefert. Diese Zahlen nannte das Gesundheitsministerium. Die nächste Lieferung von Biontech werde die Impfzentren vermutlich am 21. Januar erreichen. Das Land hält 50 Prozent der Dosen zurück, um die zweite Impfung auch bei Lieferschwierigkeiten des Impfstoffherstellers garantieren zu können. Somit habe Baden-Württemberg seit Beginn der Impfungen faktisch 134.063 Impfdosen geliefert bekommen, die auch direkt verimpft werden können, rechnet das Ministerium vor. Von diesen wurden bis einschließlich 8. Januar 55.320 verimpft. Somit standen am 9. Januar noch 78.743 Impfdosen zur Verfügung. Dieser Impfstoff sollte bis 21. Januar, also bis zur nächsten Lieferung reichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste das Land 6057 Dosen pro Tag verimpfen. Derzeit werden etwa 6200 Impfdosen am Tag verimpft.