Agrarpaket – ein „Sargnagel für die kleinen Höfe“

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Die Bundesregierung hat Mitte September ihr Agrarpaket beschlossen. Mehr Tierschutz, mehr Insekten, mehr Bioproduktion sollen damit erreicht werden. Doch die Landwirte gehen dagegen auf die Barrikaden.

Sie fürchten um ihre Existenz, die neuen Vorschriften könnten viele, vor allem kleine Landwirte zum Aufgeben zwingen. Grüne Kreuze auf den Feldern sollen den Protest unterstreichen, ein solches wurde am Montag auch in Zimmern aufgestellt, auf einem Acker der Familie Aulich gegenüber des Gewerbegebiets Inkom.

Zur Aufstellung waren auch Kreistagsmitglieder gekommen, darunter Bernd Richter von der ÖDP im orangenen Pro-Bienen-T-Shirt, was den Landwirten nicht gut gefiel: Das Pro-Biene-Volksbegehren, das inzwischen auch in Baden-Württemberg gestartet worden ist, stößt sogar Bio-Landwirten auf. Man wolle nicht alleine fürs Bienensterben verantwortlich gemacht werden, meinte einer, auch die Zubetonierung der Landschaft und mehr Autos hätten den Insekten geschadet.

Deutliche Worte hatte Manfred Haas, Vorsitzender des Kreisbauernverbands: Das Agrarpaket „ist ein weiterer Sargnagel für die kleineren Höfe in Süddeutschland.“ Die Landwirte arbeiteten mit der Natur, nicht gegen sie. Sein Urgoßvater habe Bäume gepflanzt, die er jetzt nutze, und er pflanze Bäume für seine Urenkel. „Wir machen ja schon so vieles freiwillig“, so Haas, und die Düngemittelverordnung, für die die Landwirte ein 100.000 Euro teures Güllefass anschaffen müssten, „das kann sich ein kleiner Schwarzwaldbauer nicht leisten. Der macht dann die Hoftüre zu.“

Das habe man schon beim Käfighaltungsverbot gemerkt, das die deutschen Bauern einhalten müssen, doch sei in vielen Produkten Flüssigei aus Osteuropa, wo die Käfighaltung sogar mit Hermesbürgschaften der Bundesregierung gefördert werde. „Ich lasse mir Populismus vorwerfen, damit auch der letzte noch versteht, wie das gemeint ist“, so Haas.

Die Forderung der Landwirte ist jetzt auch an dem Kreuz in Zimmern zu lesen: „Redet mit uns, nicht über uns.“ Regionale hochwertige Lebensmittel bedeuteten Artenschutz und fruchtbare Böden statt Beton. Stattdessen gebe es jetzt aber das Mercosur-Abkommen, das 100.000 Tonnen Rindfleisch aus Südamerika zulasse, während die deutschen Landwirte derzeit gerade mal zehn Euro für ein Kalb bekämen.

Ein Pestizidverbot ruiniere die Landwirte, dabei werde in den Rhein-Auen weiter gespritzt, weil die Leute keine Schnaken in den Häusern haben wollten, so Haas. Und einer seiner Kollegen betonte: „Jedes Mal wenn wir spritzen, kostet uns das bares Geld.“

Manfred Haas erzählte, wie der Kreisbauernverband letztes Jahr seinen Mitgliedern Saatgut für Blühstreifen geschenkt habe, das sei sehr gut angekommen, doch dann habe ein Beamter des Regierungspräsidiums erklärt, das sei eine Doppelförderung und die Aktion gestoppt. „So kriegt man Prügel ins Geweih. Das tut doppelt weh.“

Im Frühjahr ist ein Bürgerdialog in Aichhalden geplant. „Wir wollen den Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern.“, so Haas. Und Diana Stierle, Vertreterin der Landjugend, ergänzte: „Wir Junglandwirte brauchen Zukunft und Perspektive.“

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