Zwei amtierende und ein ehemaliger Landtagsabgeordneter, außerdem, wie es Tradition ist, viele Bürgermeister, einige alte Hasen und ein paar junge Leute: So wird sich der künftige Rottweiler Kreistag zusammensetzen. Seit Montagnachmittag steht das Ergebnis der Kreistagswahl 2024 fest.
Bemerkenswert:
- Der Nachwuchs tritt an, so etwa Clara Nevecny von den Jusos für die SPD und Franziska Kossendey, die es auf Anhieb auch in den Rottweiler Gemeinderat geschafft hat, für die Freien Wähler.
- Alte Hasen sind nicht mehr dabei, so Rottweils Alt-Oberbürgermeister Thomas J. Engeser, der zerknirscht zurückgezogen hatte, und der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Gerhard Aden, der ebenfalls nicht mehr antrat, worum aber kein Wirbel gemacht worden war.
- Apropos Landtagsabgeordnete: Daniel Karrais von der FDP und Emil Sänze von der AfD sind auch in Stuttgart aktiv. Dieter Kleinmann (FDP) war es. Alle drei sitzen künftig im Kreistag.
Kreis Rottweil – Stark zugelegt hat die AfD auch bei der Wahl zum Rottweiler Kreistag. Sie wird in dem Gremium künftig sechs Abgeordnete stellen – einen Ausgleichssitz inklusive. Unter diesen Räten ist der Landtagsabgeordnete Emil Sänze, der die Rottweiler Stadthalle schon für diverse aufsehenerregende Parteiveranstaltungen genutzt hat und noch nutzen wird, der Rottweil also offenbar liebt. Horst Niehues, eifriger Versender von systemkritischen und teils verschwörungsgläubigen E-Mails, ist nicht mehr angetreten.
Stärkste Kraft im Kreis Rottweil ist auch nach dieser Kreistagswahl allerdings die CDU – wenngleich etwa in den Neckarstädten Oberndorf und Sulz die Freien Wähler (FWV) deutlich vorne liegen (siehe unten). Im gesamten Kreis landet die FWV allerdings 3,7 Prozentpunkte hinter der CDU.
Die Freien Wähler konnten die Zahl ihrer Mandate halten (siehe unten).
Auf drei Sitze zusammengestutzt wurden die Grünen. Die bisherigen Kreisrätinnen Claudia Irion und Elke Müller sind nicht wiedergewählt worden, neben den bisherigen Sonja Rajsp-Lauer und Hubert Nowack sitzt neu nun Thuy Nga Trinh im Rottweiler Kreistag.
Auch die SPD hat gegenüber 2019 verloren, hatte sechs Sitze im Kreistag, bekommt nun fünf. Berthold Kammerer und Ralf Ulbrich sind wieder dabei, der Rottweiler Alt-Stadtarchivar Dr. Winfried Hecht ist nach vielen Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit nicht mehr angetreten. Als Neuling wird für „die Roten“ Andre Amon dabei sein. Die frühere SPD-Bundestagskandidatin Ruth Hunds hat es nicht mehr ins Kreisgremium geschafft, der Tennenbronner Dr. Josef Günter ist weiterhin dabei.
An ihm führt im Kreistag anscheinend nichts vorbei: Dr. Christian Ruf, Oberbürgermeister von Rottweil, ist Stimmenkönig, seinen Namen kreuzten knapp 11.000 Menschen an. Kein(e) andere(r) kommt auch nur in seine Nähe. Beliebt ist aber offenbar auch der Dunninger Bürgermeister Peter Schumacher (Freie Wähler Vereinigung, FWV), auf den, wenn die NRWZ das richtig sieht, die zweithöchste Stimmenzahl entfiel. Ebenso dessen Parteikollege, der noch recht neue Oberndorfer Bürgermeister Matthias Winter, der auf Platz 3 der Stimmenkönige kommt.
Die FDP wird vier Abgeordnete stellen – wie bisher auch. Neben Karrais und Kleinmann sind dies Franz Rohrer und Rainer Stark. Letzterer ist neu dabei, Jörg Schaal und Wolfgang Lehrke traten nicht mehr an.
Die ÖDP wird noch mit zwei Räten im Kreistag vertreten sein, mit Gerhard Wössner und Selma Müller. Gerhard Schmid hat den Wiedereinzug verpasst.
Ihren Sitz im Rottweiler Kreistag verloren haben die Aktiven Bürger.
Die Gewählten
CDU | Wahlkreis I Rottweil | Dr. Ruf, Christian | 10.751 Stimmen | Gewählt |
CDU | Wahlkreis I Rottweil | Banholzer, Ralf | 2.875 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis I Rottweil | Reinhardt, Rasmus | 2.387 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis II Schramberg | Maurer, Clemens | 3.312 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis II Schramberg | Brantner, Thomas | 2.905 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Hammer, Stefan | 3.606 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Lehmann, Felix | 2.712 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis IV Neckar | Teufel, Matthias | 5.277 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis IV Neckar | Albrecht, Thomas | 5.104 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis IV Neckar | Türk, Marcus | 4.813 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Sauter, Johannes | 3.417 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Flaig, Gerd | 2.651 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Halder, Herbert | 4.634 | Gewählt |
CDU | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Moser, Franz | 4.313 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis I Rottweil | Kossendey, Franziska | 2.273 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis II Schramberg | Herzog, Thomas | 2.960 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis II Schramberg | Moosmann, Manfred | 2.790 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Keucher, Jens | 6.908 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Huber, Markus | 4.842 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis IV Neckar | Hezel, Felix | 4.850 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Winter, Matthias | 7.196 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Effenberger, Ulrich | 2.851 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Schumacher, Peter | 7.811 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Haas, Thomas | 6.744 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Lehrer, Michael | 5.316 | Gewählt |
FWV | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Rombach, Axel | 3.806 | Ausgleichsitz |
SPD | Wahlkreis I Rottweil | Nevecny, Clara | 1.374 | Gewählt |
SPD | Wahlkreis II Schramberg | Dr. Günter, Josef | 2.056 | Gewählt |
SPD | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Amon, Andre | 2.207 | Gewählt |
SPD | Wahlkreis IV Neckar | Ulbrich, Ralf | 6.989 | Gewählt |
SPD | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Kammerer, Berthold | 1.872 | Gewählt |
GRÜNE | Wahlkreis I Rottweil | Nowack, Hubert | 3.439 | Gewählt |
GRÜNE | Wahlkreis IV Neckar | Trinh, Thuy Nga | 1.961 | Gewählt |
GRÜNE | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Rajsp-Lauer, Sonja | 2.303 | Gewählt |
FDP | Wahlkreis I Rottweil | Karrais, Daniel | 3.161 | Gewählt |
FDP | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Kleinmann, Dieter | 1.683 | Gewählt |
FDP | Wahlkreis IV Neckar | Rohrer, Franz | 2.567 | Gewählt |
FDP | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Stark, Rainer | 1.117 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis I Rottweil | Pfriender, Margrit | 2.665 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis II Schramberg | Kronenbitter, Birgit | 3.122 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis III Sulz am Neckar | Sänze, Emil | 4.953 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis IV Neckar | Schlesier, Daniel | 5.923 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis V Oberndorf am Neckar | Rittweg, Kay | 3.886 | Gewählt |
AfD | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Kotulla, Gottfried | 5.104 | Ausgleichsitz |
ÖDP | Wahlkreis VI Schwarzwald-Eschach | Wössner, Gerhard | 2.519 | Ausgleichsitz |
ÖDP | Wahlkreis IV Neckar | Müller, Selma | 2.429 | Ausgleichsitz |
Ich weiß nicht, was Landtagsabgeordnete in Kreistagen verloren haben, zumal mir schon die Bürgermeisterschwemme mehr als suspekt ist. Gewiss, auch diese dürfen sich alle aufstellen und wählen lassen, aber ich sehe dieses Gremium eher als Chance auf Kreisebene, eben nicht bereits schon Politikschaffende, mit in die Entscheidungsprozesse einzubinden und so das Ganze transparenter und in der Bevölkerung „weiter verbreitet“ zu gestalten. Klar, mit den ganzen „Hauptamtlichen“ die die dicken Beschlussvorlagen durch ihre Mitarbeiter vorbereitet bekommen, lässt sich in den Sitzungen flotter abhaken, aber das Demokratieverständnis wird so nicht verallgemeinert. Ich empfinde das als keine gute Entwicklung.
herr spengler was meinen sie damit? herr christian ruf hat seine stimmen erhalten! er ist mit 10157 stimmen gewählt, was macht das aus wieviel menschen ihn gewählt haben?
Es sei der Hinweis erlaubt, dass die Zahl der Stimmen keine Aussage darüber zulässt, wie viele Menschen einen Kandidaten gewählt haben! (Vgl. oben Herr Dr. Ruf) Grund ist die Möglichkeit, einer Person bis zu drei Stimmen zu geben („kumulieren“)
Es wäre mal interessant zu erfahren, in welchem Ausmaß von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wird.
So erhielt etwa Peter Schumacher, Bürgermeister von Dunningen, von 3 432 gültigen Stimmzetteln in seiner Heimatgemeinde 5994 Stimmen. Dieses Beispiel zeigt schon, dass hier erheblich kumuliert worden sein muss, insbesondere wenn man noch annimmt, dass niemand von allen Wahlberechtigten gewählt wird.