LAUTERBACH. Lange habe es gedauert, so Bürgermeister Norbert Swoboda zum Einstieg ins Pressegespräch über die Ärzteversorgung in Lauterbach: „Schon im Jahre 2000 gab es erste Gespräche, die sich nach der Krankenhausschließung intensiviert haben“. Man habe vorausschauend agieren wollen, auch wenn anfangs rein rechnerisch sogar eine Überversorgung geherrscht habe.
22 Jahre später vollzieht sich der Generationenwechsel – aus zwei Hausarztpraxen wird eine.
Der große Stichtag ist der 30. September 2022. Zu diesem Datum werden sowohl Dr. Geprägs als auch Dr. Reeb ihre Hausarzt-Tätigkeit aufgeben. Dr. Geprägs geht nach 33 Jahren in den Ruhestand, und Dr. Reeb will sich auf sein zweites Standbein, die Betriebsmedizin, konzentrieren. Unterstützt wird er dabei von seiner Ehefrau Petra, die mit ihm gemeinsam seit 28 Jahren die Praxis in Lauterbach führt. Die beiden Hausarzt-Sitze übernehmen werden, so der Plan, die Reeb-Tochter Patricia Schapschröer und ihr Ehemann Stefan.
Patricia Schapschröer praktiziert schon seit eineinhalb Jahren in der väterlichen Praxis und steht kurz vor der Prüfung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Diese Prüfung hat ihr Ehemann Stefan schon hinter sich – und arbeitet seit dem 1. April in der Praxis Geprägs mit.
Zwei Praxen in eine verwandeln – geschmeidiger Übergang geplant
Die neue Gemeinschaftspraxis Schapschröer wird ihren Sitz im Unterdorf 30 haben, in den Räumlichkeiten der jetzigen Praxis Dr. Reeb. Die Räumlichkeiten der Praxis von Dr. Geprägs werden nur noch bis Ende September als Praxisräume dienen. Dann erfolgt der Umzug ins Unterdorf. Umbaumaßnahmen soll es erst mal nur kleine geben – wobei die Gemeinde, wie Bürgermeister Swoboda betonte, auch bei größeren baulichen Veränderungen bereit sei, im Rahmen der Städtebauförderung alles an Unterstützung zu geben, was möglich ist.
„Es passt von der Person her super!“
Für eine gute Ärzteversorgung braucht es nicht nur Ärzte, so wurde im Gespräch klar, sondern auch gute MFA’s (Medizinische Fachangestellte) – dazu brauche es intelligente, hochqualifizierte Menschen, und die seien fast ebenso schwer zu finden wie Ärzte, so Dr. Reeb. So überrascht es wenig, dass das Ehepaar Schapschröer zum Standort Unterdorf 30 auch Johannes Geprägs, Sohn von Dr. Geprägs und MFA mit vielen Zusatzausbildungen mitnimmt.
Weiterhin getrennte Patienten
Auch wenn alle Lauterbacher Patienten jetzt ins Unterdorf gehen: Es soll weiterhin getrennte Zuständigkeiten geben. Patricia Schapschröer übernimmt die Reeb-Patienten und ihr Mann die Geprägs-Kundschaft. „Wir wollen weiterhin eine feste Ansprechperson bieten“, so Schapschröer, „es ist schön, wenn man seine Patienten kennt“. So werden morgens zur Sprechstunde kontinuierlich alle beiden zwei Ärzte da sein. Außerdem tendiere man zu längeren Öffnungszeiten – „es wird keine Pausen geben, sondern wir führen ein Schichtsystem ein“.
Außerdem soll es Zusatzangebote geben: Johannes Geprägs ist ausgebildeter Versorgungsassistent für das VERA Modell, was von Vorteil für die ältere Generation sei. Außerdem werde ein Fokus auf Sportmedizin (Stefan Schapschröer) und Chiropraktik (Patricia Schapschröer) gelegt.
Hintergrund: Patricia Schapschröer (30 Jahre), geb. Reeb ist in Lauterbach aufgewachsen und wohnt nach dem Studium in Essen seit knapp zwei Jahren in Tennenbronn. Ihren Mann Stefan (31 Jahre, aufgewachsen in Merfeld im Münsterland) lernte sie während des Studiums in Essen kennen. Gemeinsam absolvierten sie die Universität und die Klinik-Jahre, die es für die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin benötigt. Schnell war klar, dass der Klinikalltag nicht den Vorstellungen des jungen Paares entspricht – vielmehr wollten die beiden eine Praxis im ländlichen Raum übernehmen. Da lag die väterliche Praxis nahe. Vor acht Monaten kam Sohn L. zur Welt, der ab Herbst die Krippe besuchen wird. Das Ehepaar Schapschröer wandert gern, und Fußball-Begeisterung ist auch vorhanden.