100 Jahre Narrenzunft Wellendingen: Das wird gefeiert

Narrentreffen vom 26. bis 28. Januar 2024 / Mehr als 40 Gastzünfte bei großem Sonntagsumzug dabei

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1924 ist die Narrenzunft Wellendingen gegründet worden – und kann damit in diesem Jahr stolze 100 Jahre Bestehen feiern. Eigens deshalb wird ein großes Narrentreffen der Landschaft Neckar Alb vom 26. bis 28. Januar 2024 in der Gemeinde im Kreis Rottweil stattfinden. Es haben viele Gastzünfte zugesagt – von A wie Aulendorf bis Z wie Zepfenhan.

Als Gott der Herr die Welt erschuf, da dachte er vor allen Dingen an sein geliebtes Wellendingen

www.narrenzunft-wellendingen.de
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Brauchtum und Tradition

Brauchtumspflege mit Hingabe und Engagement – das zeichnet offenbar die Narrenzunft Wellendingen aus. Und auch die Gemeinde liebt und feiert ihre Fasnet, die so nah an der benachbarten Rottweiler Fastnacht liegt – deren Popularität durchaus als erdrückend wahrgenommen wird -, und die dennoch eigenständig und farbenprächtig geblieben ist. Dieser Ort und diese Fasnet blicken nun einem großen Jubiläum entgegen.

Geschichtliches

Wellendingen, das ist der äußerste Narrenort im Westen der Fasnetslandschaft Neckar Alb. Er liegt der Zunft zufolge an der alten „Schweizerstraße“ von Stuttgart nach Schaffhausen. „Aus der früher rein bäuerlichen Siedlung wurde ein Ort mit heute über 2000 Einwohnern, dessen Wirtschaftlichkeit in einer Vielzahl von Handwerks- und Gewerbebetrieben liegt“, heißt es seitens der Narrenzuft.

Erste Hinweise auf eine örtliche Fasnet stammen aus Gemeinderechnungen aus dem Jahre 1595, wo vom Ortspfarrer am Aschermittoch eine Weiberzeche auszurichten war und außerdem 5 Maß Wein an die „Pauern“ (Bauern) und des Junkers Hofgesind ausgeschenkt wurden. Mit dem Ausrichten der Zeche habe wohl der Ortspfarrer das närrische Treiben über den Aschermittwoch hinaus – früher keine Seltenheit – unterbinden wollen. „Dies läßt sich mit zahllosen Gegenmaßnamen wie etwa dem Fasnetsverbot 1620 oder 1658 der Geldstrafe beim Tanz am Aschermittwoch belegen“, hat die Zunft herausgefunden. So wurde auch die Weiberzeche 1659 nicht mehr entrichtet, was große Empörung in der Bevölkerung hervorgerufen habe.

Bis ins 19. Jahrhundert zurück reichen laut der Wellendinger Narrenzunft die Überlieferungen von Fasnetsspielen beziehungsweise Fasnetstheatern, die in der Bevölkerung sehr beliebt waren und auch auswärtige Besucher angezogen haben. Die Tradition des Fasnetstheaters wird bis heute noch, zwar in einer etwas anderer Form, jedes Jahr beim Zunftball am Fasnetssamstag vom Zunftrat fortgeführt.

Brauchtumspflege

„Nicht nur die Rekonstruktion der geschichtlichen Begleitumstände liegt unserer Zunft am Herzen, sondern auch die liebevolle Pflege von Tradition und Brauchtum durch die gesamte heimische Bevölkerung, was sich in einer Vielzahl von närrischen Aktivitäten niederschlägt“, heißt es aus Wellendingen. „Dies garantiert auch den Bestand und den alljährlichen Erfolg neben der erdrückenden Popularität der benachbarten Rottweiler Fasnet.“

Die heutige Fasnet in Wellendingen

Beim Aufsagen: der Schellnarr. Foto: Narrenzunft Wellendingen

Hauptfigur der Wellendinger Fasnet ist der Schellnarr. Die Figur geht zurück auf eine Adelsfamilie, die im ehemaligen Schloß und heutigem Rathaus residierte und die die heutige Fasnet mitgeprägt hat. Das Häs des Schellnmarren ist mit grünen, gelben und roten Streifen aus Gmünder Leinen benäht. Auf der mit Rosshaar gefassten Larve trägt er ein Narrenhütchen mit Federbusch und in der Hand eine Narrenwurst in Häsfarben.

Herausragende Einzelfigur und wohl einzigartig in seiner Erscheinung ist das Markenzeichen der Wellendinger Fasnet: der Storch. Seine erste Erwähnung findet sich im Jahre 1886. Diese überlebensgroße Figur wird von einem kleinen Brautpaar geführt und von zwei kleinen Störchen rechts und links begleitet. Der Storch, vielerorts als Symbol der Fruchtbarkeit bekannt, schnäbelt während der Umzüge an jungen, hübschen Frauen, was schon bei mancher Wirkung in einem wahren Kindersegen zeigte.

Noch älter ist laut mündlicher Überlieferung eine weitere Einzelfigur der Wellendinger Fasnet, die nicht mehr wegzudenken ist: der Hexenreiter. Er ist in der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts gekleidet und besteht aus einer Hexe, die ihren Reiter auf dem Rücken trägt. Dieser soll noch älter sein, als der Strohbär. In seinem Gefolge waren immer eine Anzahl Hexen.

Der Strohbär. Foto: Narrenzunft Wellendingen

Wohl die älteste Figur in Wellendingen ist der Strohbär. Wann er erstmals angefertigt wurde, ist einfach nicht mehr feststellbar. Bekannt ist nur, dass er fast immer dabei war, obwohl sich nur wenige junge Männer bereiterklärten sich einbinden zu lassen.

Die Gemeinde wird geschmückt

Für das Narrentreffen vom 26. bis 28. Januar soll die Gemeinde Wellendingen besonders schön sein. In wochenlanger Arbeit haben Schülerinnen und Schüler der Kolbinger Außenstelle der Sonderpädagogischen Johann-Peter-Hebel-Schule Tuttlingen mehr als 2,8 Kilometer Seil mit bunten Stoffen bestückt und somit die Basis für ein dekoratives Bild der Umzugsstrecke des Dorfes gelegt. Eine Aktion, die auf wiederum die Verbundenheit von Gemeinde und Fasnet zeigt: Sie geht auf eine Lehrerin aus Wellendingen zurück, die an der Schule unterrichtet.

Das Narrentreffen 2024

Das Narrentreffen wird vom 26. bis 28. Januar 2024 mit Zünften aus der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V.  sowie befreundeten Zünften stattfinden. Große Höhepunkt ist der Umzug am Sonntagmittag. Den Anfang machen die Gastgeber aus Wellendingen, gefolgt von ihren Freunden aus Wilflingen. Bei beiden Zünften lautet der Narrenruf „Narri-Narro!“. Zugesagt haben Zünfte aus Gemeinden von A wie Aulendorf bis Z wie Zepfenhan.

Das Programm


17:00 Uhr Totenehrung am Friedhof
18:00 Uhr Fassanstich im Festzelt mit der Musikkapelle Gößlingen
19:00 Uhr Brauchtumsabend mit befreundeten Zünften im Festzelt

14:00 Uhr Eintreffen der Narren
16:00 Uhr Brauchtumsvorführungen am Schlossplatz
19:00 Uhr Brauchtumsabend der Landschaft Neckar-Alb im Festzelt mit dem Musikverein Wellendingen

09:30 Uhr Narrenmesse in der Kirche
11:00 Uhr Zunftmeisterempfang im Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Ulrich (Altkirche) mit dem Musikverein Wellendingen
13:00 Uhr Großer Umzug mit mehr als 40 Zünften. Zur Umzugsreihenfolge.

Umzugsstrecke

Lageplan der Besenwirtschaften

Weitere Infos

Allgemein: narrentreffen2024.de. Zum Shuttlebus: hier.

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