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    „Wichtig ist, zusammen Ostern feiern zu können“

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    Schon zum zweiten Mal gehen die Christen in die „heilige Woche“, wie die von einer dichten Symbolik geprägten Tage von Palmsonntag bis Ostern genannt werden, unter den Restriktionen der Corona-Pandemie. Am Dienstag hieß es sogar kurz, es sollte auf alle Präsenz-Gottesdienste verzichtet werden. Was das irritierende Hin und Her sowie mittlerweile ein Jahr Corona-Pandemie für die Rottweiler Heilig-Kreuz-Gemeinde bedeutet, erläutert im Gespräch mit der NRWZ Münsterpfarrer Timo Weber.

    NRWZ: Herr Pfarrer Weber, am Dienstag hat die Politik die Kirchen gebeten, auf Präsenz-Gottesdienste an Ostern zu verzichten, am Donnerstag wurde diese Bitte zurückgenommen – hatten Sie sich schon auf Ostern mit virtuellen Gottesdiensten eingestellt und müssen nun wieder umplanen?

    Timo Weber: Zum Glück nicht. Nachdem wir im vergangenen Jahr schon mehrmals Dinge vorbereitet hatten und alles wieder über den Haufen werfen mussten, zum Beispiel an Weihnachten, haben wir im Pastoralteam am Dienstag gesagt: Wir reagieren erst, wenn sich der Bischof dazu geäußert hat. Bischof Gebhard Fürst hat nun am Donnerstagabend mitgeteilt, dass die Gottesdienste stattfinden dürfen, sofern der Inzidenzwert von 200 nicht dreimal überschritten wurde. Das heißt, wir gehen im Moment davon aus, dass wir „Corona-normal“ unsere Präsenzgottesdienste feiern können, also unter Einhaltung eines strengen Hygiene-Konzepts.

    NRWZ: Gibt es ergänzend auch virtuelle Angebote?

    Timo Weber: Ja, es gibt auch ein online-Format. Die Mädchenkantorei wird eine österliche Andacht gestalten. Zudem werden für alle, die aus Vorsicht nicht in die Gottesdienste gehen wollen, in allen unseren Kirchen Tüten mit Impulsen für das Osterfest zuhause und einer Andacht auf CD bereitliegen. Ähnliches gab es an den Fastensonntagen schon für Kinder – immer 100 Stück im Münster, die allesamt abgeholt wurden. Auch das Osterlicht kann man sich in den Kirchen abholen, wie schon 2020.

    NRWZ: Ostern ist das Fest des Auferstehungsjubels, die Gemeinde darf in den Feiern aber gar nicht singen – fehlt da nicht etwas ganz Entscheidendes?

    Timo Weber: Natürlich! Das Halleluja und die schönen Lieder fehlen. Und das schmerzt auch. Zu Beginn des ersten Lockdowns war das für mich furchtbar niederdrückend und traurig. Als im Sommer dann zumindest liturgisches Singen wieder möglich war, hat man den Menschen die Erleichterung und Freude darüber angehört. Andererseits haben wir hier trotz der Einschränkungen unter der Leitung von Frau Lisa Hummel eine nach wie vor tolle Kirchenmusik. An Ostern wird eine Schola singen. Und auch an den normalen Sonntagen haben wir hier Kantorinnen, ausgebildete Stimmen, die auf hohem Niveau singen. So etwas können sich viele Gemeinden nur wünschen.

    Noch wichtiger als der Gemeindegesang ist mir, dass wir, wenn auch in abgespeckter Form, aber doch als Gemeinschaft zusammen Ostern feiern können. Letztes Jahr habe ich die Ostermesse allein gefeiert.

    NRWZ: Krisen können ja Kreativität anregen und zusammenschweißen – haben Sie neue Impulse und eine verstärkte Verbundenheit in den Gemeinden wahrgenommen, oder haben die Abstandsvorgaben die Gläubigen eher auseinandergetrieben?

    Timo Weber:  Ich nehme da beides wahr. Einerseits leidet natürlich das Gemeindeleben, weil man nicht zusammenkommen kann und vieles gezwungenermaßen auf Eis liegt. Andererseits gibt es ganz stark den Wunsch, das irgendwie Machbare zu machen. Zum Beispiel ist das Bemühen groß, über das Internet den Kontakt zu halten. Man merkt, die Leute wollen spüren, dass man als Gemeinde verbunden ist und auch aufeinander achtet. In manchen Gruppen hat die Krise meines Erachtens das Wir-Gefühl sogar gefördert. Zum Beispiel bei den Frauen im Familiengottesdienst-Team, die wunderbare Angebote organisiert haben, für die es viele positive Rückmeldungen gab.

    NRWZ: Die Pandemie hat viele Menschenleben gekostet. Im Sterben und in der Trauer hilft gerade Nähe, die jedoch kaum möglich ist – was bedeutet das für die Seelsorge?

    Timo Weber: Das war und ist eine ganz große Herausforderung. Es ist für viele bitter, dass man sich nicht richtig verabschieden konnte, dass anfangs nur ganz wenige Leute bei einer Beerdigung dabei sein durften – teils nicht einmal alle Kinder. Das sind Schicksale, die mich persönlich sehr bewegen. Ich habe versucht, viel über Telefongespräche aufzufangen und in den Trauerfeiern andere Formen der Nähe zu ermöglichen, bis dahin, dass ich die Angehörige eingeladen habe, selber etwas zu sagen. Da konnte zum Beispiel die Tochter das Leben ihrer Mutter Revue passieren lassen. Das hat einigen, wie sie mir nachher gesagt haben, auf ihrem Trauerweg geholfen. Als Seelsorger habe ich gerade bei Beerdigungen im sehr kleinen Kreis auch gute Erfahrungen gemacht.

    NRWZ: Im ersten Lockdown haben es viele als tröstlich empfunden, dass abends in Rottweil die Kirchenglocken geläutet wurden – bräuchte es vielleicht mehr solcher Zeichen von Verbundenheit und Hoffnung?

    Timo Weber: Viele waren von dieser ökumenischen Aktion begeistert, haben uns zurückgemeldet, dass sie sich verbunden und ermutigt gefühlt haben, zumal ja während des Läutens auch in den Kirchen stellvertretend für die Gemeinden die Osterkerze angezündet und gebetet wurde. Es gab aber auch Anwohner, die sich bitterböse über diese drei Minuten Geläut täglich bei mir beschwert haben. Das bewegte sich leider teilweise in der untersten Schublade, hat Nerven gekostet und mich persönlich verletzt. Wir haben sogar die Lautstärke messen lassen, dabei wurde aber nichts beanstandet. Klar ist: So etwas kann man nicht über einen längeren Zeitraum machen. Vielleicht finden wir ja andere Zeichen.

    NRWZ: Woraus haben Sie in den vergangenen Monaten am meisten Kraft geschöpft?

    Timo Weber: Aus dem Gebet und der Feier der Gottesdienste. Darüber hinaus versuche ich auch Kontakte zu halten, mit guten Freunden zu telefonieren, oder mit riesen Abstand mal einen gemeinsamen Spaziergang zu machen.

    NRWZ: Und worauf freuen Sie persönlich sich am meisten, wenn die Corona-Beschränkungen wieder vorbei sind?

    Timo Weber: Auf das gemeinsam wieder Singen, Lachen und Reden können, ohne auf Abstand und eine richtig sitzende Maske achten zu müssen – befreit zu sein, von diesen ganzen Maßnahmen, die natürlich notwendig sind! Darauf, sich auch mal wieder die Hand geben zu können – für mich ein Zeichen von Respekt und Verbundenheit. Ich hoffe sehr, dass diese Zeichen nicht einfach wegsterben, sondern dass wir Brücken finden, die uns menschlich miteinander zu verbinden. Und nicht zuletzt freue ich mich auch wieder auf die Fasnet (lacht)!

    Die Frage stellte unser Redakteur Andreas Linsenmann.

    Info: Nähere Angaben zu den Gottesdiensten in Heilig Kreuz, Auferstehung Christi, Hausen und Neukirch finden sich unter www.hl-kreuz-rottweil.de.

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    NRWZ: Gibt es ergänzend auch virtuelle Angebote?

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    NRWZ: Ostern ist das Fest des Auferstehungsjubels, die Gemeinde darf in den Feiern aber gar nicht singen – fehlt da nicht etwas ganz Entscheidendes?

    Timo Weber: Natürlich! Das Halleluja und die schönen Lieder fehlen. Und das schmerzt auch. Zu Beginn des ersten Lockdowns war das für mich furchtbar niederdrückend und traurig. Als im Sommer dann zumindest liturgisches Singen wieder möglich war, hat man den Menschen die Erleichterung und Freude darüber angehört. Andererseits haben wir hier trotz der Einschränkungen unter der Leitung von Frau Lisa Hummel eine nach wie vor tolle Kirchenmusik. An Ostern wird eine Schola singen. Und auch an den normalen Sonntagen haben wir hier Kantorinnen, ausgebildete Stimmen, die auf hohem Niveau singen. So etwas können sich viele Gemeinden nur wünschen.

    Noch wichtiger als der Gemeindegesang ist mir, dass wir, wenn auch in abgespeckter Form, aber doch als Gemeinschaft zusammen Ostern feiern können. Letztes Jahr habe ich die Ostermesse allein gefeiert.

    NRWZ: Krisen können ja Kreativität anregen und zusammenschweißen – haben Sie neue Impulse und eine verstärkte Verbundenheit in den Gemeinden wahrgenommen, oder haben die Abstandsvorgaben die Gläubigen eher auseinandergetrieben?

    Timo Weber:  Ich nehme da beides wahr. Einerseits leidet natürlich das Gemeindeleben, weil man nicht zusammenkommen kann und vieles gezwungenermaßen auf Eis liegt. Andererseits gibt es ganz stark den Wunsch, das irgendwie Machbare zu machen. Zum Beispiel ist das Bemühen groß, über das Internet den Kontakt zu halten. Man merkt, die Leute wollen spüren, dass man als Gemeinde verbunden ist und auch aufeinander achtet. In manchen Gruppen hat die Krise meines Erachtens das Wir-Gefühl sogar gefördert. Zum Beispiel bei den Frauen im Familiengottesdienst-Team, die wunderbare Angebote organisiert haben, für die es viele positive Rückmeldungen gab.

    NRWZ: Die Pandemie hat viele Menschenleben gekostet. Im Sterben und in der Trauer hilft gerade Nähe, die jedoch kaum möglich ist – was bedeutet das für die Seelsorge?

    Timo Weber: Das war und ist eine ganz große Herausforderung. Es ist für viele bitter, dass man sich nicht richtig verabschieden konnte, dass anfangs nur ganz wenige Leute bei einer Beerdigung dabei sein durften – teils nicht einmal alle Kinder. Das sind Schicksale, die mich persönlich sehr bewegen. Ich habe versucht, viel über Telefongespräche aufzufangen und in den Trauerfeiern andere Formen der Nähe zu ermöglichen, bis dahin, dass ich die Angehörige eingeladen habe, selber etwas zu sagen. Da konnte zum Beispiel die Tochter das Leben ihrer Mutter Revue passieren lassen. Das hat einigen, wie sie mir nachher gesagt haben, auf ihrem Trauerweg geholfen. Als Seelsorger habe ich gerade bei Beerdigungen im sehr kleinen Kreis auch gute Erfahrungen gemacht.

    NRWZ: Im ersten Lockdown haben es viele als tröstlich empfunden, dass abends in Rottweil die Kirchenglocken geläutet wurden – bräuchte es vielleicht mehr solcher Zeichen von Verbundenheit und Hoffnung?

    Timo Weber: Viele waren von dieser ökumenischen Aktion begeistert, haben uns zurückgemeldet, dass sie sich verbunden und ermutigt gefühlt haben, zumal ja während des Läutens auch in den Kirchen stellvertretend für die Gemeinden die Osterkerze angezündet und gebetet wurde. Es gab aber auch Anwohner, die sich bitterböse über diese drei Minuten Geläut täglich bei mir beschwert haben. Das bewegte sich leider teilweise in der untersten Schublade, hat Nerven gekostet und mich persönlich verletzt. Wir haben sogar die Lautstärke messen lassen, dabei wurde aber nichts beanstandet. Klar ist: So etwas kann man nicht über einen längeren Zeitraum machen. Vielleicht finden wir ja andere Zeichen.

    NRWZ: Woraus haben Sie in den vergangenen Monaten am meisten Kraft geschöpft?

    Timo Weber: Aus dem Gebet und der Feier der Gottesdienste. Darüber hinaus versuche ich auch Kontakte zu halten, mit guten Freunden zu telefonieren, oder mit riesen Abstand mal einen gemeinsamen Spaziergang zu machen.

    NRWZ: Und worauf freuen Sie persönlich sich am meisten, wenn die Corona-Beschränkungen wieder vorbei sind?

    Timo Weber: Auf das gemeinsam wieder Singen, Lachen und Reden können, ohne auf Abstand und eine richtig sitzende Maske achten zu müssen – befreit zu sein, von diesen ganzen Maßnahmen, die natürlich notwendig sind! Darauf, sich auch mal wieder die Hand geben zu können – für mich ein Zeichen von Respekt und Verbundenheit. Ich hoffe sehr, dass diese Zeichen nicht einfach wegsterben, sondern dass wir Brücken finden, die uns menschlich miteinander zu verbinden. Und nicht zuletzt freue ich mich auch wieder auf die Fasnet (lacht)!

    Die Frage stellte unser Redakteur Andreas Linsenmann.

    Info: Nähere Angaben zu den Gottesdiensten in Heilig Kreuz, Auferstehung Christi, Hausen und Neukirch finden sich unter www.hl-kreuz-rottweil.de.

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