Stadtkirche in Schramberg: Im doppelten Sinn „auf Fels gebaut“

Evangelische Gemeinde feierte  Kirchenjubiläum / Festvortag von Carsten Kohlmann / Konzert mit "DreiWind"

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Mit ein wenig Verspätung feierte die Evangelische Kirchengemeinde, dass ihre Kirche in Schramberg 150 Jahre alt geworden ist. Nach einem historischen Einordnung durch Stadtarchivar Carsten Kohlmann spielten „DreiWind“, das sind Judith Kilsbach und Sabrina und Thomas Michelfeit ein Festkonzert.

Schramberg. In ihrer Begrüßung erinnerte Schlagenhauf daran, dass damals vor 125 Jahren „ein kleines Häuflein mutiger und zielstrebiger Menschen“ den Kirchenbau erreicht hätten. Nach der Grundsteinlegung 1873 hätten sie sich ihren „Traum einer eigenen Kirche“ mit der Einweihung am 9. Januar 1874 erfüllt.

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Pfarrerin Martina Schlagenhauf bei ihrer Begrüßung. Foto: him

Um 1874 habe es gerade einmal 209 „Evangelische“ in Schramberg gegeben. Die Kirche habe Blüte- und Wüstenzeiten erlebt, aber sie sei sicher, auch in 150 Jahren werde es Menschen geben, die hier Gottesdienst feiern. Schließlich sei die Kirche „in doppeltem Sinn ‚auf Fels gebaut‘“.

Die Obrigkeit war evangelisch

In seinem Festvortrag erinnert Kohlmann, daran, dass die Neuordnung der Territorien nach 1806 die ersten evangelischen Christen nach Schramberg brachte: Beamte des Württembergischen Königs nämlich. Napoleon hatte das Königreich Württemberg geschaffen und das vorderösterreichische, also katholische Schramberg dem protestantischen Königreich Württemberg zugeschlagen.

Das seien mit ihren Familien etwa 25 bis 30 Personen gewesen. Zu ihnen zählten auch der Baron Ferdinand von Uechtritz als Teilhaber der 1820 gegründeten Steingut und Porzellanfabrik und später dann die Familie Junghans, die das „entscheidende Kraftzentrum“ bildeten.

Zunächst waren die evangelischen Christen der Gemeinde in Schönbronn zugeordnet. Sie wollten aber ihre eigene Kirche und setzten dies mit dem Bau der Stadtkirche um. Sie sei „bis heute ein eindrucksvolles Symbol dieser als Mythos … die Stadt Schramberg bis heute nachhaltig prägenden Epoche“.

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Carsten Kohlmann. Foto: him

Platz der Kirche bewusst gewählt

Zur Eröffnung der Kirche im Januar 1874 zitierte Kohlmann ausführlich aus dem Schwarzwälder Boten vom 10. Januar 1874. darin rühmt4 der Schreiber den Kirchenbau und die Festlichkeiten. Der Tag sei „in der schönsten Weise“ verlaufen, „kein Misston trübte die Freude“.

Kohlmann hob hervor, dass sich die evangelischen Christen den Bauplatz für ihre Kirche an der „Neuen Straße“, der heutigen Oberndorfer Straße, ganz bewusst gewählt hatten. Die Neue Straße sei eine zeitgemäße Verbindung vom Tal auf die Höhe gewesen und für den Transport von Gütern nach und aus Schramberg unverzichtbar.

Der erhöhte Bau sei auch ein „Statement“ gewesen, so Kohlmann: „Unter ihr“ am Fuß des Schlossbergs habe das Gebäudeensemble der katholischen Kirchengemeinde gelegen.

Die Protestanten in der Minderheit dominierten die Katholiken so sehr, dass 1902 in einer katholischen Zeitung aus Stuttgart von der „protestantischen Diktatur“ in Schramberg zu lesen war.

Heute lebten wir „in einer völlig anderen Welt, Zeit und Stadt“, so Kohlmann. Die Feier sei auch eine Möglichkeit zum Innehalten im Fluss der Zeit.

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Trompete, Klarinette und Orgel. Foto: him.

Festkonzert mit DreiWind

Auf der Empore neben der Orgel mit Judith Kilsbach hatten sich Sabrina und Thomas Michelfeit für ihr Festkonzertprogramm „Aus der Zeit“ eingerichtet. In unterschiedlichen Besetzungen spielten sie Musik von Barock bis moderner Filmmusik, die die Musikerinnen und Musiker teilweise eigens für ihr Trio bearbeitet hatten.

So erklangen von Tommaso Albinoni drei Sätze aus seinem Concerto a Cinque, gefolgt vom zweiten Adagio aus Mozarts Konzert für Klarinette in A-Dur. Es folgte ein Werk von John Humphries aus dem 18. Jahrhundert und ein modernes Stück des Film-Komponisten John Williams für den Film „The Terminal“.

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Dier Michelfeits musizieren. Foto: him

 Große Begeisterung gab es auch beim Adagio aus „Concierto de Aranjuez“ von Joaquim Rodrigo und den vier Sätzen aus der „Suite Hellénique“ von Pedro Iturralde.

Nachdem Segen durch Pfarrerin Schlagenhauf spielte „DreiWind“ noch von Rachel Portman „The Legend of Bagger Vance“ in einer Bearbeitung von Thomas Michelfeit. Erst nach einer Zugabe durften sich die Drei von der Empore verabschieden.

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Thomas und Sabrina Michelfeit mit der Organistin Judith Kilsbach. Foto: him

Auf Einladung der Kirchengemeinde trafen sich die Besucherinnen und Besucher draußen und genossen bei einem Imbiss und Getränken den lauen Sommerabend – vor dem Achtelfinale….

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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