Schramberg (him) – Etwa 140 Menschen versammelten sich am frühen Sonntagabend in der Heilig-Geist-Kirche in Schramberg zu einem Friedensgebet. Sie wollten „ein solidarische Zeichen mit den leidenden Menschen in der Ukraine“ setzen, so Krystyna Saurer, die zusammen mit Patricia Diethelm das Friedensgebet organisiert hatte.
Gegen 17 Uhr kamen immer mehr Schrambergerinnen und Schramberger zur Heilig-Geist-Kirche. Auf den Stufen hatten die Organisatorinnen Tücher in blau und gelb ausgelegt.
Um 17.25 Uhr läuteten die Kirchenglocken und um 17.30 Uhr begrüßte Krystyna Saurer zum interreligiösen Friedensgebet. Sie erinnerte daran, dass Milliarden Menschen frei und gleich geboren seien.
Kraft für Mitmenschlichkeit
„Wir sind gekommen, um zusammen zu stehen gegen den Krieg und für den Frieden.“ Die Geschehnisse in der Ukraine hätten uns schockiert und erschüttert, wütend gemacht, wir fühlten uns ohnmächtig und seien sprachlos.
Das Friedensgebet solle die Möglichkeit geben, wahrzunehmen, „dass es gut ist zusammen zu stehen“. Es solle Kraft geben für Mitmenschlichkeit, die in der nächsten Zeit auch in unserer kleinen Stadt gefordert sein werde.
In den folgenden Minuten erklang zunächst Musik, dann tiefes Schweigen, Stille.
Pfarrer Rüdiger Kocholl erinnerte an die Jahrzehnte des Friedens in Europa. Nun schauten wir schockiert in die Ukraine, auf das unsagbare Leid, dass der Krieg dort anrichte. „Dieser Krieg zeigt uns, wie brüchig der Frieden ist, den wir als selbstverständlich angenommen haben.“
Kraft zur Umkehr
Kocholl betonte die Gleichheit aller Menschen. Deshalb dürfe man nicht dem Machtgebot des Stärkeren nachgeben, sondern müsse als freie und gleiche Menschen für den Frieden und die Freiheit der Menschen in der Ukraine eintreten. Er bat Gott, die Verantwortlichen für den Krieg zur Umkehr zu bewegen und den Menschen Frieden zu schenken. Pfarrerin Martina Schlagenhauf sprach anschließend ein Friedensgebet.
Nach einer weiteren Phase mit Musik und Stille trug Patricia Diethelm Passagen aus dem „Friedensgebet der Vereinten Nationen“ des amerikanischen Dichters Stephen Vincent Benét vor: Gott möge den Menschen „Geschwisterlichkeit, nicht nur für den heutigen Tag, sondern für alle unsere Jahre“ schenken. „Wenn ihnen die Freiheit genommen wird, dann ist unsere nicht sicher“, heißt es darin weiter.
Es folgte das gemeinsam gesprochene Vater unser und ein Segensgebet.
Auftakt zu praktischer Solidarität
Am Ende bat Saurer die Besucher, sich eine der Kerzen am Ausgang zu nehmen und am Mahnmal „Bruders Tod“ bei der Realschule abzustellen.
Das Friedensgebet hatten Diethelm und Saurer spontan am Freitagabend vorgeschlagen und später organisiert. Andere Gruppen, die etwas Ähnliches planten, schlossen sich ihrer Aktion an. Als am Samstagnachmittag klar war, dass das Friedensgebet stattfinden kann, erschien in den Online-Ausgaben des “Schwarzwälder Boten“ und der NRWZ ein Aufruf. Dieser hat sich dann im Städtle schnell weiter verbreitet.
Allen Beteiligten war klar, dass dieses Friedensgebet der Auftakt weiterer Aktionen sein muss. Dabei wird es zum einen um politische Aussagen gehen. Aber auch ganz praktisch um Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine, die mit Sicherheit in der nächsten Zeit auch in Schramberg eintreffen werden.