Anknüpfend an den Gedenktag der heiligen Cäcile, Schirmherrin der Kirchenmusik am 22. November, feiern dieser Tage viele Kirchenchöre Patronatsfest. Mike Krell, Leiter der Rottweiler Münstersängerknaben, hatte zu diesem Anlass vor einem Jahr in der NRWZ gewarnt, sein Chor mit über 700jähriger Tradition stehe „auf der Kippe“. Nun ist er deutlich optimistischer.
„Alles in allem positiv“ bewerte er die Lage derzeit, sagte Mike Krell am Samstag im Gespräch mit der NRWZ. Vor einem Jahr klang das noch deutlich anders. Auf alles in allem rund 20 Knaben und halbwüchsige junge Männer, die regelmäßig bei den Münstersängerknaben singen, konnte sich Krell damals stützen – gut zwei Monate, nachdem er die Leitung des Traditions-Chors übernommen hatte.
Zwar sind die Zahlen seither noch nicht in himmlische Höhen gestiegen. Aber immerhin auf 25 junge Sänger kommt Krell nun, wenn er die derzeitige Situation bilanziert. Zehn davon zählen zu den für das Klangbild so prägenden Knaben. „Es gibt hier nun eine stabile Gruppe“, erläutert Krell, der sich über die Entwicklung erkennbar freut.
Für diese positive Zwischenbilanz hat sich der hoch motivierte, scheinbar unermüdliche Chorleiter auch mächtig ins Zeug gelegt. Wo immer sich Gelegenheit bietet, macht er Werbung für die Münstersängerknaben. So ist er unter anderem in die Rottweiler Schulen gegangen und hat versucht, mit Schnupper-Stunden Kinder für den Chorgesang zu begeistern und Interesse am Mitmachen zu wecken.
Das hat auch oft geklappt. „Die Kinder hängen einem nach der Stunde am Rockzipfel, sind Feuer und Flamme und sagen, dass sie es ganz toll fanden“, berichtet Krell. Dann aber stellt sich doch oft Ernüchterung ein, wenn von 400 Schülern letztlich nur drei für die Münstersängerknaben gewonnen werden können.
Für dieses Missverhältnis hat Krell ein Erklärungsangebot: „Ich habe den Eindruck, dass es oft nicht am fehlenden Interesse der Kinder liegt, sondern an den Eltern, die den zusätzlichen Aufwand scheuen, Kinder zu Proben oder Konzerten zu fahren,“ sagt Krell.
Entmutigen lassen will er sich davon jedoch nicht. „Wir müssen einfach dranbleiben, es immer wieder versuchen“, unterstreicht der Chorleiter seine Entschlossenheit, langfristig dicke Bretter zu bohren. Wichtig sei auch, dass Sängerknaben Freunden vom tollen gemeinsamen Musizieren und der schönen Gemeinschaft im Chor erzählten, sagt Krell. Den beides seien starke Kraftfelder des Chorgesangs.
Mike Krell klingt nach einem Jahr jedenfalls deutlich hoffnungsvoller als bei Cäcilienfest 2022. Damals sah er wenig Grund zum Feiern und den bedeutenden Chor akut gefährdet. Nun ist er „guter Dinge“, dass die Münstersängerknaben trotz aller Widrigkeiten eine Zukunft haben.
Info: Mike Krell ist Rottweil seit Jahren musikalisch tätig. Er war unter anderem Leiter der Chorgemeinschaft und beim 2018/2019 beim Musicalprojekt „Oliver“ der Talentwerkstatt 43 e.V. sowie der Musikschule Dirigent.
Erste Dirigiererfahrungen machte Krell mit 16 Jahren. Nach dem Schulmusik-Studium mit Hauptfach Klavier und Trompete an der Musikhochschule Trossingen, folgte dort ein Dirigierstudium bei Professor Manfred Schreier. Assistenzen an der Musikhochschule und dem Musikfestival „Utopie Jetzt“ (Mühlheim Ruhr), die Leitung von Hochschulchor -und Orchester bei Projekten sowie Meisterkurse beim Tonhalle Orchester Zürich (David Zinman), der Bachakademie / Gächinger Kantorei Stuttgart (Helmut Rilling) und anderen ergänzten seine künstlerische Expertise – die er seit Jahren in vornehmlich oratorische Projekte im süddeutschen Raum einfließen lässt.
Aktuell ist Mike Krell auch Lehrer an der Gemeinschaftsschule Eschschachschule in Dunningen sowie Dirigent des Kammerchores Chor Zollernalb Vox Humana tätig. (Quelle: www.rmsk.de)