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    Rottweiler Madonna: Rückkehr nach 222 Jahren

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    Noch steht sie in der Sakristei der Rottweiler Predigerkirche. Am Donnerstag jedoch wird sie den freien Platz auf dem Hochaltar einnehmen, der vor 281 Jahren eigens für sie bereitet wurde: Die „Madonna von der Augenwende“ – respektive eine leicht abgewandelte Schwester.

    Mit einer Augenwende wird sie in Verbindung gebracht – einem Wunder anno 1643. Aber man kann sie auch 2024 wunderbar finden. Und eine Augenweide. Denn auch die neue Madonna ist eine wahre Schönheit – wie schon ihre ältere Schwester, die weiterhin im Heilig-Kreuz-Münster residieren wird.

    Zur Erinnerung: Im September 2017 hatte der evangelische Kirchengemeinderat in Absprache mit dem katholischen Schwester-Gremium von Heilig-Kreuz dafür votiert, die nun fertiggestellte Kopie in Auftrag zu geben. Man zog damit die Konsequenz aus der enormen ökumenischen Verbundenheit, zu der das „Kirchenasyl“ der Madonna in der Stadt geführt hatte.

    Während der Innenrenovierung des Münsters stand das Original wieder an seinem angestammten Platz – und begeisterte, weil sich zeigte, dass Kirchenraum und Marienfigur ein Gesamtkunstwerk bilden. Archivfoto: al

    Gesamtkunstwerk mit Madonna

    Wegen der Renovierung des Münsters war die Muttergottesfigur für anderthalb Jahre in die Predigerkirche zurückgekehrt. Dabei hatte sich gezeigt: Der Kirchenraum und die um 1520 geschaffene „Madonna von der Augenwende“ bilden ein Gesamtkunstwerk – ganz so, wie es bei der Barockisierung intendiert war, mit der man ein Jahrhundert nach der Errettung der Stadt vor feindlichen Truppen anno 1643 unter wundersamer Mitwirkung der „Madonna von der Augenwende“ erinnert hatte. Ehe die Figur im Zuge der Säkularisierung 1802 ins Münster umziehen musste – vor nunmehr 222 Jahren.

    Im Deckengemälde der Predigerkirche ist die legendäre wundersame Rettung Rottweils 1643 durch die Madonna dargestellt. Archivfoto: al

    Zwar äußerten sich auch kritische Stimmen. Letztlich jedoch stimmten alle Gremien und Instanzen zu. Zeitgleich gingen aus ganz Deutschland Spenden ein, denn Kirchensteuer-Mittel wurden für das Projekt nicht verwendet. Mehrfach gab es Verzögerungen, ehe die Bildhauerin Andrea Wörner aus Schiltach, eine ausgewiesene Expertin für solch heikle Aufgaben, im März 2022 damit beginnen konnte, das Duplikat der Muttergottesfigur aus einem anderthalb Meter hohen Lindenholz zu schnitzen – immer mit Blick auf ein Kunststoff-Modell des Originals, das nach einem Scan gegossen worden war.

    Vom Original wurde ein Scan erstellt. Archivfoto: privat

    Diffizile Aufgabe

    Diesen Sommer wurde die Madonna endlich fertig. Und zuletzt im Rheinland von der erfahrenen Restauratorin Nora Heinken farblich gefasst. Nun strahlt sie eine ähnliche Lebendigkeit und Anmut aus wie das Original. Die Aufgabe war diffizil: Möglichst nah an der spätgotischen Marien-Darstellung sollte die neue Skulptur gestaltet sein.

    Freilich auch nicht zu nah. Denn Original und Schwesterstück soll man – so wollte es die Denkmalbehörde – an Details unterscheiden können. So greift das Christuskind bei der jüngeren Madonna nicht nach dem Szepter, sondern hält einen Apfel. Auch steht die neue Madonna nicht wie das Vorbild auf einer Mondsichel. Und ihr Gewand schwingt in einer leicht variierten Draperie aus. All das wirkt ins sich stimmig und harmonisch – eine wunderbare Augenweide.

    Auf Basis des Scans entstand ein Kunststoff-Abguss, an dem sich die Bildhauerin Andrea Wörner orientieren konnte. Archivfoto: privat
    Die ausgewiesene Expertin Andrea Wörner hat die Replik geschaffen. Archivfoto: al
    Die neue Madonna in ihrer ganzen Pracht. Foto: privat

    Festlicher Empfang

    Am 30. November wird der lange erwarteten Marienfigur, die als würdige Vertretung die Nachfolge ihrer 222 ausgezogenen Schwester antritt, abschließend ein festlicher Empfang bereitet: Am Vorabend des ersten Advents erklingt das „Magnificat“ von Carl Philipp Emmanuel Bach, also eine Vertonung des Lobgesangs Mariens.

    Das Original während des Gast-Aufenthalts in der Predigerkirche. Archivfoto: al
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