Region Rottweil – Vertreter der örtlichen Kirchengemeinden haben bei den beiden Bezirkssynoden der Evangelischen Kirchenbezirke Tuttlingen und Sulz über weitere Schritte zur Neuordnung der Kirchenbezirke beraten, nachdem im November 2023 das Fusionsgesetz beschlossen wurden. Ab 1. Januar 2025 gibt es den neuen, großen Kirchenbezirk Rottweil.
Die Kirchengemeinden aus den bisherigen eigenständigen Kirchenbezirken Sulz und Tuttlingen werden jeweils landkreisbezogen neu zugeordnet. Eine Steuerungsgruppe legte eine neue Bezirkssatzung zur Beratung und zum Beschluss vor. Tobias Schlier als Vorsitzender der Bezirkssynode erläuterte den Tuttlinger Synodalen die einzelnen Regelungen. Der zukünftige Kirchenbezirk Rottweil wird sich in vier Teilgebiete gliedern, er erstreckt sich über ein relativ großes Gebiet. Die bisherigen Synodalen bleiben bis Ende 2025 im Amt, dann gibt es Kirchenwahlen. In der neuen Bezirkssatzung ist festgelegt, wie viele Vertreter in der Bezirkssynode bald die Entscheidungen für den Kirchenbezirk treffen. Die Satzung regelt außerdem die zukünftige Finanzierung der Kirchengemeinden nach dem Pauschalierungsprinzip. Hier wird es für die Kirchengemeinden aus dem Sulzer Bereich zu einer Änderung kommen, denn dort galt bisher das Bedarfszuweisungsprinzip. Im Bezirk Tuttlingen hat sich das System mit Finanzierungs-Pauschalen schon bewährt, wie Tobias Schlier betonte.
Größe und Aufgaben einer Kirchengemeinde entscheiden darüber, wie viel Kirchensteuer jeder Gemeinde zur Verfügung steht. Dabei gibt es entsprechend der Anzahl der Gemeindeglieder für Pfarrstellen, für Gottesdienstorte, Kindergartenträger und Gebäude jeweils festgelegte Pauschalbeträge. Da dieses System für mache Gemeinden den finanziellen Spielraum verändern kann, wird der Übergang fünf Jahre lang abgefedert. Der Beschluss zu dieser sogenannten Solidaritätsklausel wurde in den Synoden getroffen. „Damit hat jede Gemeinde Klarheit und kann mit diesen Budgets rechnen“, bestätigte Tobias Schlier. Außerdem werden ein Investitionsfonds und ein Härtefonds eingerichtet. Die Synodalen stimmten der Bezirkssatzung mit zwei Enthaltungen zu.
Zuvor verabschiedete die Synode Jürgen Hau als Leiter der Diakonischen Bezirksstelle, Helmut Brand als Kirchenbezirkskantor und Gabi Huber von der Bezirksverwaltung aus ihrer Mitte.
Administrator Ulrich Dewitz als Dekanstellvertreter berichtete von den anstehenden Veränderungen der Pfarrerschaft. „Es gibt in der nächsten Zeit viele Veränderungen, viele Stellen werden weiterhin unbesetzt bleiben“. Ulrich Dewitz bedankte sich ausdrücklich bei den Vorsitzenden der Gemeinden, in denen Pfarrstellen nicht besetzt sind: „Sie übernehmen hier viel Arbeit und halten das Gemeindeleben aufrecht. Das ist ein enormer Einsatz! Danke!“
Ein weiteres Thema der Synoden waren die Pfarrpläne. Diese Planung versucht, die vorhandenen Pfarrerinnen und Pfarrer möglichst gut zu verteilen. Da sich die Demografie verändert und viele ältere Geistliche in den Ruhestand gehen, wird es Lücken geben, die nicht zu schließen sind. Daher bringt der Pfarrplan eine erhebliche Kürzung der Pfarrstellen mit sich. Im Bezirk Tuttlingen mussten die Synodalen daher fast 30 Prozent der Stellen streichen. Die Synode beschloss den ausgearbeiteten Plan mit einer Enthaltung.
Unter der Überschrift: „Fakten sind Freunde“ stellte Pfarrer Dewitz einige Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vor. In dieser großen Studie wird deutlich, wie radikal der Wandel in der Sicht auf Kirche und Religion in der Gesellschaft ist. Auffällig ist allerdings das hohe Vertrauen, das der Kirche und noch mehr der Diakonie entgegengebracht wird. Gleichzeitig sind mittlerweile 56 Prozent der Bevölkerung als säkular zu bezeichnen. Pfarrer Dewitz betonte, dass der Wandel enorm sei und die Herausforderung für die Kirche und die Gemeinden riesig. Aber, so betonte er: „Gott geht auch diese unbekannten Wege mit!“