ROTTWEIL – Mit der Feier vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag begann nach antiker Tradition die Zeit der heiligen drei Tage. Bei diesem Gottesdienst wird an die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus erinnert. Die Kartage sind Tage der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Christi und als solche in ihrer Feierlichkeit eher schlicht gehalten. Am Ende des Gottesdienstes wurden alle Kerzen, Blumen und Decken vom Altar entfernt, um die Todesangst Jesu am Ölberg, seine Entblößung und das Geschehen der Passion zu reflektieren.
Bei der Feier der Karfreitagsliturgie mit Diakon Michael Wollek standen die Leidensgeschichte, die Fürbitten und die Verehrung des Kreuzes im Mittelpunkt der schlichten Feierstunde. Die Karmette am Abend des Karfreitags, eine Andacht aus Psalmen, den Klageliedern des Propheten Jeremia und Lesungen, fand in der schmucklosen Kirche statt. Der Tenebrae-Leuchter stand im Zentrum der Feier. An ihm brennen 15 Kerzen in Dreiecksform. Vierzehn Kerzen gelten als Symbole für elf Apostel und drei Marien: Maria Kleophae, Maria Salome und Maria von Magdala. Zusätzlich steht als Symbol für Christus eine größere 15. Kerze in der Mitte. Nach jedem Psalm (gesungen von Christian Groß) oder jeder Lesung wird eine Kerze gelöscht. Am Schluss des Gottesdienstes brennt noch die Christuskerze.
Mit der Feier der Osternacht am Samstag begann dann das Fest von der Auferstehung des Herrn. Nach der Segnung des Feuers entzündete Pfarrer Jürgen Rieger daran die Osterkerze und zog mit ihr in Prozession zur Lichtfeier ins dunkle Münster ein. Er sang das Exsultet, das feierliche Osterlob, in dem es heißt „dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.“ Vom Licht dieser einen Kerze wurden alle mitgebrachten Kerzen der Gläubigen entzündet. Mit dem Gloria-Ruf erstrahlte das Münster in seinem neuen Licht, die Orgel setzte jubelnd ein und die Gemeinde sang „Gelobt sei Gott im höchsten Thron – Halleluja.“ Nach der Taufwasserweihe folgte die Eucharistiefeier, die von den Münstersängerknaben unter der Leitung von Mike Krell musikalisch begleitet wurde.
Beim Gottesdienst am Ostersonntag brachte der Münsterchor zusammen mit einem Ad hoc Orchester und den Solisten Alice Fuder, Julia Helena Bernhart, Raoul Bumiller und Jun Yeop Lee die Messe in D-Dur von Antonin Dvorak zur Aufführung. Zum Schluss erklang das Händel‘sche Halleluja. Die Orgel spielte Elias Schneider. Die Gesamtleitung hatte Julian König. Pfarrer Timo Weber sprach in seiner Predigt über den Brauch, ein Fenster zu öffnen, wenn jemand verstorben ist, damit die Seele ihre letzte Reise antreten könne. Er meinte, Gott habe für uns an Ostern ein für alle Mal das Fenster geöffnet und er lasse es offen. So hätten wir eine Antwort auf die Frage „kommt da noch was?“ und wüssten, wohin unsere letzte Reise geht.
Am Abend beschloss eine feierliche Vesper mit der Männerschola den Festtag. Bei der Familienmesse am Ostermontag waren viele Ministranten anwesend, denn sie fuhren anschließend gemeinsam in die Ferien nach Augsburg.