Nach fast einem Jahr Stillstand kommt Bewegung in das Projekt, eine Kopie der „Madonna von der Augenwende“ für die Predigerkirche anzufertigen. Am Donnerstag machte das Denkmalamt, das lange blockiert hatte, einen Kompromissvorschlag: Kleine Details sollen Original und Kopie unterscheiden, dann stimmt die Behörde zu. Bei den Beteiligten sogt das für Hochstimmung.
Mit einem „Halleluja mit drei Ausrufezeichen“, kommentierte Dr. Albrecht Foth, der zweite Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderates die Entwicklung im Gespräch mit der NRWZ. Auch Gabriele Waldbaur, Seelsorgerin im geschäftsführenden evangelischen Pfarramt Mitte, zeigte sich erfreut und erleichtert.
Vorangegangen war ein zähes, teils frustrierendes Ringen. Im November 2019 hatte das Denkmalamt in Freiburg erklärt, die Aufstellung eines Duplikats der „Madonna von der Augenwende“ an ihrem angestammten Platz in der Predigerkirche, wie sie in einem ökumenischen Hochgefühl im Konsens aller Gremien und getragen von viel Sympathie in den Gemeinden beschlossen worden war, sei „nicht genehmigungsfähig“.
Und das, obwohl das Landesdenkmalamt als übergeordnete Behörde schon grünes Licht gegeben hatte. Die Situation war verfahren, zuletzt hatte sich sogar OB Ralf Bros vermittelnd in die Verhandlungen eingeschaltet.
Als Lösung bietet die Freiburger Denkmalbehörde nun an, dass sich Replik und Original weitgehend ähneln, aber in kleinen Punkten unterscheiden. Diese sind präzise gewählt. Sie setzen an Stellen an, die teils im 19. Jahrhundert umgestaltet wurden und die Madonna stark dem katholischen Symbolskosmos zuordnen.
So soll erstens das Königsszepter durch ein Lilienszepter ersetzt werden. Letzteres weist in alter Traditionslinie auf die Jungfräulichkeit hin, während die Königs-Ikonografie von den konfessionellen Frontstellungen des 19. Jahrhunderts zeugt. Zweitens soll das Christuskind in der Hand einen Apfel halten. Dies verweist auf die Aufhebung des Südenfalls und die Deutung Christi als Weltenherrscher – womit sich das symbolische Gewicht etwas von der Marienfigur auf das Jesuskind verschiebt.
Drittens schließlich soll bei der Kopie die Mondsichel entfallen, auf der die Madonna derzeit – entsprechend katholischer Marien-Mystik – steht. „Damit wird das Figurenpaar evangelischer“, fasst Pfarrerin Waldbaur zusammen.
Die „sanfte Uminterpretation“, wie Waldbaur formuliert, könnte einen Weg aus der festgefahrenen Situation weisen. Sie wird etwas mehr kosten als ursprünglich kalkuliert – unter anderem weil die mit der Replik beauftragte Künstlerin Andrea Wörner durch den Wegfall der Mondsichel Lösungen für den veränderten Faltenwurf finden muss. Aber mit dem nun vorgeschlagenen Kompromiss scheinen die wesentlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt.
Zum weiteren zeitlichen Ablauf wollten sich Pfarrerin Waldbaur und Dr. Foth im Gespräch mit der NRWZ nicht festlegen. Am Dienstag wird sich damit der Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde befassen. Finanziert wird das Projekt übrigens komplett aus Spenden. Rund 22.000 Euro sind hierfür mittlerweile zusammen gekommen.