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Kirchen starten Aktion „Ein Licht für die Hoffnung“

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Rottweil – Auch die Religionsgemeinschaften suchen nach Wegen im Umgang mit der Corona-Krise. Ein erster Schritt: Ab Freitag läuten täglich um 19 Uhr die Glocken der Predigerkirche, des Heilig-Kreuz-Münsters sowie der Kapellenkirche.

Grund ist, dass die evangelischen und die katholischen Kirchengemeinden in der Rottweiler Kernstadt an der Aktion „Ein Licht für die Hoffnung“ teilnehmen. Das erklärten Pfarrerin Gabriele Waldbaur, Seelsorgerin im geschäftsführenden evangelischen Pfarramt Mitte und Timo Weber, Münsterpfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit 4, Rottweil – Hausen – Neukirch am Donnerstag im Gespräch mit der NRWZ.

Die von ökumenischer Verbundenheit getragene Aktion ist der Versuch, ein Stück weit aufzufangen, was durch das Verbot von Gottesdiensten aufgrund der Corona-Pandemie vorerst wegfällt. Die Gemeinden können sich nicht mehr zum Gebet versammeln. Die Aktion soll nun die Möglichkeit bieten, „sich auch auf Entfernung miteinander zu verbinden“, wie Pfarrer Weber formulierte.

Während die Glocken läuten, wird in den Kirchen die Osterkerze entzündet. Alle seien eingeladen, zuhause ebenfalls eine Kerze anzuzünden – und diese in ein Fenster stellen. „So wird ein Zeichen der Verbundenheit auch von außen sichtbar, erklärte Pfarrerin Waldbaur. Auf der Homepage der Kirchengemeinden findet sich hierzu täglich eine kurze Andacht, die zuhause gefeiert werden kann.

Die evangelische Gemeinde überträgt dieses Modell auch auf den Sonntagsgottesdienst: Es wird zur üblichen Zeit geläutet und auf der Homepage ist das Evangelium des Tages verbunden mit einer Auslegung zu finden. Das Läuten knüpft zudem an die evangelische Tradition an, gemeinsam zum Klang der Glocken das Vaterunser zu beten.

Auf katholischer Seite wird es anders gehandhabt. „Wir denken, dass viele Leute durch das Läuten der Glocken des Münsters irritiert wären und zum Gottesdienst kommen würden“, sagte Pfarrer Weber. Diese Irritation wolle man vermeiden. Deshalb werden lediglich der Evangeliumstext verbunden mit einer Predigt auf der Homepage zur Verfügung gestellt.

Wie man mit dem schmerzlichen Wegfall der Gottesdienste
in der Karwoche und an Ostern umgeht, die traditionell den Höhepunkt des
Kirchenjahres darstellen, steht noch nicht fest. Die evangelische Gemeinde hat jedoch bereits entschieden, in der Karwoche täglich um 19 Uhr alle Fenster der Predigerkirche zu öffnen, während dort Orgelmusik ertönt.

Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass die großen Kirchen in Rottweil die Corona-Pandemie zwar als dramatische Herausforderung, aber auch als Situation sehen, die Kreativität freisetzen kann.

Neben den seelsorgerlichen Anliegen haben die Kirchen übrigens auch die ganz praktischen Notlagen im Blick: Sowohl die evangelischen als auch die katholischen Gemeinden in Rottweil haben im Sinne einer Bündelung der Kräfte auf eigene Hilfs-Initiativen verzichtet. Stattdessen tragen sie nach Rücksprache mit OB Ralf Broß tatkräftig die Aktion „Rottweil
hilft“ mit.

Info: Die Homepage der evangelischen Gemeinde in
Rottweil findet sich unter www.ev-kirche-rottweil.de, die der Heilig-Kreuz-Gemeinde
unter www.hl-kreuz-rottweil.de.

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