ROTTWEIL – Schon vor 500 Jahren haben fastnachtliche Motive im gotischen Heilig-Kreuz Münster ihren Platz gefunden und geben Zeugnis davon, dass der Alltag der Bürgersleut auch in der Kirche seinen Platz hat – und dazu gehört „heut wie vor altem“ eben auch die Fasnet.
So war es selbstverständlich, dass in den Gottesdienst an diesem Fasnetsonntag auch etwas von der Freude der Fasnet einfließen sollte, von diesen besonderen drei Tagen vor der österlichen Bußzeit. Doch das Sonntagsevangelium und auch die Lesung wollten nicht ganz zu dieser Freude passen. „Sie handelten von Aussatz und von Reinigung. In Covid-Zeiten ist dies, gell – überraschend aktuell.“
Pfarrer Timo Weber hat eine gereimte Predigt vorgetragen. Dabei verlor er seine Schäfchen und das, was er ihnen sagen wollte, nie aus dem Blick. Nur die Worte waren anders gewählt – gereimt eben. Das hat zu erhöhter Aufmerksamkeit bei den Zuhörern geführt. Patrick Mink hat auch die Texte der Lesungen und die Fürbitten in Reimform geschrieben, welche coronaconform vom Pfarrer und von der Lektorin vorgetragen wurden.
Auf eine Ansammlung mehrerer Akteure im Altarraum wurde in diesem Jahr bewusst verzichtet. Und wenn man ins Kirchenschiff schaute, guckte einem Corona entgegen. Nur 120 Gläubige waren zugelassen und alle hatten mit dem FFP2-Mundschutz ihre aktuell modischste Larve auf. Am Schluss des Gottesdienstes spielte sich Regionalkantorin Lisa Hummel auf der großen Klais-Orgel mit dem Rottweiler Narrenmarsch in die Herzen der Narren. Leider ging es danach nicht zum Rathaus hinüber, wo in normalen Jahren die Proklamation stattfindet. Pfarrer Weber meinte „wir ziehn hinaus in uns’re Stadt – die dies Johr keine Narren hat.“
Hinweis: Die Predigt wurde als Film festgehalten und ist bei Youtube zu sehen, die gereimten Texte und der Narrenmarsch sind auf einer Audio-Datei zu hören. Alles ist zu sehen und zu hören über die Homepage von Heilig-Kreuz unter
http://www.hl-kreuz-rottweil.de/aktuelles/index.html , wo die entsprechenden Dateien angeklickt werden können.