Großer Andrang in der Predigerkirche
Festlicher Eröffnungsgottesdienst für den neuen Evangelischen Kirchenbezirk Rottweil
Wer am Dreikönigstag noch einen Parkplatz in der Nähe der Rottweiler Predigerkirche ergattert hatte, konnte sich glücklich schätzen. Denn an diesem Nachmittag strömten hunderte Besucherinnen und Besucher aus der Region in die neue evangelische Dekanatsstadt Rottweil, um den festlichen Eröffnungsgottesdienst anlässlich der Gründung des neuen Evangelischen Kirchenbezirks Rottweil mitzuerleben. Der Zusammenschluss der bisherigen evangelischen Kirchenbezirke Sulz und Tuttlingen wurde nach einem langen Neuordnungsprozess zum 1. Januar 2025 besiegelt.
Hintergründe der Strukturveränderung
Die württembergische Landeskirche reagiert mit der Strukturveränderung auf die sinkende Zahl von Pfarrpersonen und Gemeindegliedern. Um längere Vakanzen zu vermeiden und eine bestmögliche seelsorgerliche Versorgung zu gewährleisten, sollen nicht nur Pfarrstellen vor Ort, sondern auch in den Dekanaten eingespart werden. Gleichzeitig soll ein Kirchenbezirk die Grenze von 50.000 Gemeindegliedern nicht unterschreiten.
Festpredigt von Prälat Markus Schoch
In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche ging Prälat Markus Schoch in seiner Predigt auf die drei Weisen aus dem Morgenland ein, die ausgerechnet im ländlichen Bethlehem, „mitten in der Pampa“, das Jesuskind fanden. Er sprach der Festgemeinde Mut zu und zog Analogien zum Prozess der Neustrukturierung. „Die Weisen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Sie haben sich nicht mit dem abgefunden, was sie schon immer wussten und was sich bisher bewährt hat. Sie blieben neugierig auf das, was Neues auf sie zukommen würde. Sie waren bereit, sich auf Veränderungen einzustellen“, so ermutigte Schoch die kirchlich engagierte Festgemeinde.
Ein komplexer Prozess
Dass es die Zusammenführung der unterschiedlich geprägten Bezirke ein langwieriger Prozess war, der „auch manche Umwege und schwierige Abschnitte enthalten hat“, blieb in der Rede des Prälaten nicht unerwähnt. Umso mehr galt der Dank später der Steuerungsgruppe aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Amtsträgern, die den komplexen Prozess der Zusammenführung gemanagt hatten.
Dass es sich um eine echte Neugliederung und nicht nur um eine Fusion handelte, wurde bei der Vorstellung der Teilgebiete deutlich: Nicht alle Gemeinden schlossen sich dem neuen Kirchenbezirk an. Denn um die Landkreisschärfe zu erreichen, wechselten fast ausnahmslos Gemeinden aus den Landkreisen Freudenstadt und Balingen in die benachbarten gleichnamigen Kirchenbezirke.
Vorstellung der neuen Bezirksstruktur
Ein besonderer Programmpunkt war die Vorstellung der vier Regionen des neuen Kirchenbezirks durch eine symbolische Aktion: Unter der Leitung der beiden Interimsdekane Ulrich Dewitz (Tuttlingen) und Christoph Hofius (Sulz) wurde eine Landkarte aus verschiedenen Puzzleteilen gelegt, die die Vielfalt und Weite des überwiegend ländlich geprägten Kirchenbezirks veranschaulichte. Zum neuen Kirchenbezirk gehören Gemeinden wie Immendingen ebenso wie Dornhan, Mühlheim am Bach ebenso wie Mühlheim an der Donau. Dabei sind nicht alle Gemeinden ländlich geprägt: Auch größere und städtisch geprägte Kirchengemeinden mit ihren diakonischen Einrichtungen wie Tuttlingen oder Schwenningen gehören zum neuen Kirchenbezirk. Umso mehr rief Prälat Schoch dazu auf, „das Gemeinsame und Verbindende im neuen Kirchenbezirk zu suchen und zu stärken“. Er ermutigte die Gemeinde, sich dabei vom Wort Gottes leiten zu lassen und offen zu sein für neue Möglichkeiten.
Musikalischer Ausklang
Eine musikalische Andeutung der vielfältigen Kirchenlandschaft ließ sich im abwechslungsreichen Nachspiel erahnen, das von der Gottesdienstgemeinde mit langanhaltendem Applaus bedacht wurde. In einem abwechslungsreichen Gospel-Medley leiteten die Rottweiler Kantorin Judith Kilsbach an der Orgel und Benedikt Dietrich an der Posaune schwungvoll in den anschließenden Stehempfang über.
Es wird nicht der letzte Festakt gewesen sein. Denn am 25.5.25 soll der neue Kirchenbezirk Rottweil noch einmal gefeiert werden. Dann zusammen mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und einem Tag der der Begegnung unter dem Motto „Willkommen in Rottweil – der neue Kirchenbezirk begegnet sich“.