Gottesdienst im Münster wieder mit einer gereimten Predigt

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ROTTWEIL – Der Gottesdienst am Fasnetsonntag stand im Heilig-Kreuz Münster voll im Spannungsfeld zwischen dem Krieg in der Ukraine und der Fasnet. Die vier Bischöfe der großen Kirchen in Baden-Württemberg haben in einem Friedenswort ihre Gemeinden unter anderem dazu aufgerufen, im Gebet um den Frieden nicht nachzulassen.

So hat auch Pfarrer Jürgen Rieger zu Beginn des Gottesdienstes zuerst über den Krieg in der Ukraine und das unendliche Leid der Menschen gesprochen und mit den Gläubigen dann für den Frieden gebetet und um eine Schweigeminute gebeten. „Unsere Gefühle und unsere Gebete sind bei den Menschen in der Ukraine. Gott stehe allen bei, die Verantwortung tragen.“

Die Akteure (von links) Marcel Raffoul, Pfarrer Jürgen Rieger, Patrick Mink. Foto: Hildebrand

Dann begann der Gottesdienst doch fastnachtlich. Winfried Hecht schrieb in der Orientierung zum Wochenende, dass solch trübe Zeiten (er meinte noch die Pandemie) aufs Gemüt schlagen würden und sagte, da könne helfen was den Kern der Fasnet ausmache: Freude zu bereiten und Zuversicht. Das ist sicher eine Hilfe, um die Alltagssorgen auch nach Ausbruch des Krieges wenigstens für eine Weile vergessen zu können.

Bei der Messfeier wurden dann Lesung, Evangelium und auch die Predigt gereimt vorgetragen. Die Reime stammen allesamt aus der Feder von Patrick Mink. Pfarrer Rieger legte für die Ansprache das Messgewand ab und schlüpfte in ein Büßergewand. „Liebe Schwestern, liebe Brüder / Die Fasnet gibt es dies Jahr wieder./ Doch anders als es immer war…“ Stolz verkündete er, die Narrenzunft nehme fürs Zuschauen jetzt Geld, doch diese Messe sei for free.

Nach dem Lied „Kündet allen in der Not, fasset Mut und habt Vertrauen“ reimte Patrick Mink so allerlei zum gegenwärtigen Zustand und Erscheinungsbild der Kirche. „Die Kirche steht im schlechten Licht./ Was man grad von der Kirche spricht, / ist schrecklich und durchaus nicht schön…“ „Die Missbrauchsfälle, widerlich./ Was da geschah ist fürchterlich.“

Skandalös find ich es dann, / dass mancher hohe Kirchenmann,/ sich mehr sorgt um den eigenen Ruf,/ als um das Unheil, das er schuf. / Das Festgewand, das ist gewiss, / verdeckt so manchen dicken Riss./ Drum steht er hier in Asch und Sack, / ab ist längst der schönste Lack.“

Nach der Strophe „Gott naht sich mit neuer Huld, / dass wir uns zu ihm bekehren./ Er will lösen unsre Schuld …“ übernahm der Pfarrer das Wort, das er im weiteren Verlauf auch mit Marcel Raffoul teilte. Er stellte seine Vision von Kirche vor. Machtlos, mit offenem Ohr für alle Menschen, egal welcher sexuellen Ausrichtung.

Nach jeder Strophe des Liedes sprach er weitere Themen an: den Zölibat, Frauen in kirchlichen Ämtern.

Wenn`s kirchliche Establishment / aufwacht und nicht weiterpennt / und aktiv ist wie unsre Narren / …dann wäre unsere Vision, / ganz nahe der Erfüllung schon.“

Am Schluss des Gottesdienstes gab es noch für alle Gottesdienstbesucher eine Überraschung: „Narrhalla-Elfer sind heut hier, / in voller Pracht und schönster Zier./ Sie stiften uns nen Brezelsegen …“ So bekamen alle Anwesenden noch eine Fasnetsbrezel. Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes übernahmen wieder die SE4 BigBand und Lisa Hummel an der Orgel. Sie spielte zum Auszug den Rottweiler Narrenmarsch.

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