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    Ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens

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    Es ist ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens: das Nagelkreuz von Coventry. Erst kürzlich hat der Rottweiler Künstler Tobias Kammerer (Baden-Württemberg) ein Retabel für das Nagelkreuz in der Kirche St. Paul gestaltet.

    Rottweil. Welch ein Friedenszeichen in diesem Zeiten. Zum Glück blieb die Kirche trotz der Bombenangriffe auf die Hafenstadt in der Ukraine bislang noch heil. Diakon Arne Bölt wird das Retabel mit nach Odessa nehmen und dort der evangelischen Kirchengemeinde überreichen.

    Doch wie kam es dazu? „Ich habe die Kirche St. Paul in der ukrainischen Hafenstadt Odessa in den Jahren 2002 und 2008 bis 2010 im Rahmen des Wiederaufbaus neu ausgestaltet“, berichtet Tobias Kammerer. Das Gebäude war 1976 durch Brandstiftung zerstört worden. „Die St. Paulskathedrale in Odessa war mein bisher größtes und schönstes Projekt“, schwärmt der Künstler. Es entstand ein 440 Quadratmeter großes Deckengemälde, ein 220 Quadratmeter großes Wandgemälde, 43 Glaskunstfenster, eine liturgische Einrichtung aus Sandstein und Aluminiumgüssen sowie Paramente. Eine gesamtkünstlerische Ausgestaltung.

    Umso mehr habe er sich gefreut als Diakon Bölt, Mitglied der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft, vor wenigen Monaten auf ihn zukam, und ihn bat, ein Retabel für das Nagelkreuz auf dem Seitenaltar zu erstellen. Auf einem seiner letzten Besuche in Odessa habe er gesehen, dass die Gemeinde, die zur evangelisch-lutherischen Kirche in der Ukraine gehört, ein Nagelkreuz hat, dass dort aber mehr oder weniger unberücksichtigt in der Kirche stand. „Der Pfarrer wusste gar nicht, was er da für einen Schatz hat“, so Bölt. Das Nagelkreuz von Coventry ist ein christliches Symbol aus der Kathedrale von Coventry.

    Es soll die Idee der völkerweiten Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg in die Welt hinaustragen. Die Geschichte des Nagelkreuzgedankens begann mit der „Operation Mondscheinsonate“ der deutschen Luftwaffe, dem schweren Luftangriff auf Coventry vom 14. November 1940, bei dem 550 Menschen starben und bei dem mit großen Teilen der Innenstadt sowie Industrieanlagen auch die spätmittelalterliche St. Michaels Kathedrale zerstört wurden. Der damalige Dompropst Richard Howard ließ bei den Aufräumarbeiten drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale, die aus den Trümmern geborgen wurden, zu einem Kreuz zusammensetzen. Er ließ außerdem die Worte „FATHER FORGIVE“ (Vater vergib) in die Chorwand der Ruine meißeln und aus zwei verkohlten Holzbalken ein großes Kreuz zusammensetzen.

    Auch auf dem roten Retabel sind die Worte des Gebetes „Vater vergib“ auf Deutsch und auf Ukrainisch zu lesen. „Die rote Farbe des Retabels steht für die Liebe und die Aufopferung, sowie für das von Jesus Christus für die Menschen vergossene Blut, das ebenfalls ein großes Zeichen der Liebe ist“, erklärt Tobias Kammerer. „Wir sind Tobias Kammerer sehr dankbar, dass er sich sofort bereiterklärt hat, das Retabel zu gestalten“, sagt Arne Bölt. Wann die offizielle Übergabe oder Einweihung sein wird, das ist momentan noch offen.
    Die evangelische Gemeinde von Pfarrer Alexader Gross in Odessa zählt derzeit 39 Personen. „Sonntags kommen zwischen 50 und 60 Gottesdienstbesucher“, informiert Arne Bölt, der Diakon in Rostock ist, derzeit aber ein Sabbatjahr eingelegt hat und sich ehrenamtlich ein paar Monate in Odessa engagiert.

    „Man darf mit dem Visum nur 90 Tage im Land sein, deswegen will die Reise gut geplant sein“, sagt er und freut sich auf die Tätigkeit dort. Unterstützt wird die Gemeinde auch vom evangelischen Donaudekanat Regensburg. Die Dekanatspartnerschaft besteht seit vielen Jahren. Es gibt nicht nur regelmäßigen Austausch, sondern auch diverse Hilfsprojekte.
    Die lutherische St.-Paul-Kirche steht auf dem höchsten Platz der Altstadt – umso mehr ein Grund der Freude, dass sie bislang noch unbeschadet blieb.

    Bereits seit 1827 stand dort eine Kirche, die 1897 im neuromanischen Stil erweitert und fast neu errichtet wurde. 1937 erfolgte die Enteignung durch die Politik Stalins. Die Kirche wurde als Fernsehstudio und Turnhalle zweckentfremdet und verfiel. Der Sprengung entging sie 1965 nur, weil sich Studenten auf die Kirchenstufen setzten. Der Einsatz hatte Erfolg und erste Maßnahmen zum Wiederaufbau wurden durchgeführt. Doch eine Brandstiftung machte die Kirche im Jahr 1976 zur Ruine.

    Nachdem das Gelände mit der Ruine der Kirchengemeinde nach der Enteignung zurückgegeben wurde, konnte ernsthaft an die Restaurierung gedacht werden. Die Bayerische Landeskirche, allen voran OKR i.R. Claus-Jürgen Roepke, trieb den Plan zum Wiederaufbau voran. Die Planung lief seinerzeit über das Baureferat der Lutherischen Kirche in der Ukraine. Geldgeber waren unter anderem die Landeskirche, das Auswärtige Amt, der Martin-Luther-Verein, der Lutherische Weltbund und viele Einzelpersonen. Nur so konnte der finanzielle Kraftakt gelingen. Den Gemeinden aus dem Regensburger Dekanat gelang es mit ihren Spenden die Andachtsecke mit Ikone und Kerzentisch zu sponsern.

    So erinnert dieser Platz in der Kirche an die Partnerschaft zwischen der Gemeinde Odessa und den Dekanat Regensburg. Die größte Glocke stiftete die Stadt Regensburg, die Partnerstadt von Odessa. Am 17. April 2010 konnte die neu ausgestaltete und renovierte Kirche eingeweiht werden und ist zum neuen Wahrzeichen geworden. Arne Bölt und Tobias Kammerer hoffen und wünschen, dass es auch für die offizielle Einweihung des Nagelkreuzes ein Fest geben kann.

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    Bereits seit 1827 stand dort eine Kirche, die 1897 im neuromanischen Stil erweitert und fast neu errichtet wurde. 1937 erfolgte die Enteignung durch die Politik Stalins. Die Kirche wurde als Fernsehstudio und Turnhalle zweckentfremdet und verfiel. Der Sprengung entging sie 1965 nur, weil sich Studenten auf die Kirchenstufen setzten. Der Einsatz hatte Erfolg und erste Maßnahmen zum Wiederaufbau wurden durchgeführt. Doch eine Brandstiftung machte die Kirche im Jahr 1976 zur Ruine.

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