ROTTWEIL – Der Gottesdienst am Neujahrstag markiert für die Kirchengemeinde Heilig-Kreuz Rottweil den Beginn eines Jubiläumsjahres. Gefeiert wird die Weihe einer Vorgängerkirche im Jahr 1122.
Der spätgotische Hochaltar von Heilig-Kreuz wurde 1662 durch einen barocken Altar ersetzt. An diesem stand auf einem Brett ein lateinischer Text, den Dekan Dr. Martin Dursch am 20. Februar 1855 abgeschrieben hat. Übersetzt heißt es: „Im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1122 am 6. Tag der Iden (= selbigen Monats), wurde diese Kirche zum Heiligen Kreuz in Rottweil von Ulrich I., Bischof von Konstanz, geweiht …“
Nach römischer Kalenderrechnung, so erklärt Prof. Dr. Werner Mezger, sei das auf dem inzwischen verschollenen Brett angegebene Weihedatum von Heilig-Kreuz der 18. Januar 1122. Dies sei aber der Kenntnisstand von 1662 oder später, also mehr als ein halbes Jahrtausend nach der Weihe. Zutreffend ist immerhin, dass Ulrich I. von Kyburg-Dillingen von 1111 bis 1127 Bischof von Konstanz war und dass damit die mit 1122 angesetzte Weihe einer Vorgängerkirche von Heilig-Kreuz tatsächlich in seine Amtszeit fiel.
Eine neue Kirche wird gebaut
Die Verlegung des Ortes von Arae Flaviae an den heutigen Platz erforderte damals auch den Bau einer neuen Kirche. Der Umzug erfolgte aber wohl erst ab 1200. Über den Bau der Vorgängerkirche sind keine Einzelheiten bekannt. Gesichert ist wieder, dass ab 1230 eine dreischiffige spätromanische Kirche gebaut wurde. Nach 1250 wurde der mächtige Unterbau des Turms mit dem noch vorhandenen Rundbogenpförtlein und dem Rundbogenfries gebaut. 1314 wird Heilig-Kreuz erstmals als Pfarrkirche bezeichnet. Der gotische Bau entstand dann in verschiedenen Bauabschnitten. Der Chor war 1400 fertig, das Mittelschiff erst 1517. Im Jahr 1534 erhöhte man den Turm auf vier Geschosse, was auf der Pürschgerichtskarte von 1564 bereits zu sehen ist.
Die Reformation in Rottweil
1526 kamen die Gedanken der Reformation auch in Rottweil an. Pfarrer Konrad Stücklin predigte in Heilig-Kreuz im Sinne Zwinglis. Doch 1528 entschied der Rat der Stadt, die alte Religion beizubehalten. 1529 wurden an die 500 Personen, „Abschweifige“, die sich zum neuen Glauben bekannten, „für ewig“ der Stadt verwiesen und enteignet.
Heute: Seit Jahrzehnten gibt es in Rottweil vielfältige Begegnungen der beiden großen christlichen Kirchen, was 2006 mit der Unterzeichnung der „Charta Oecumenica“ bekräftigt wurde, in der sich die Gemeinden verpflichten, das Miteinander zu fördern und auszubauen.
Die Kirche wird barockisiert
Gleich nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche barockisiert. Der mehrflügelige gotische Hochaltar mit seinen kostbaren Gemälden wurde abgebaut, die Bilder verkauft.1662 kam ein monumentaler Altar von Christoph Kraft an seine Stelle. Die gotischen Altäre wurden fast alle ebenfalls verkauft.
Ab 1840 stellt Carl Alexander von Heideloff den gotischen Zustand wieder her
Der Chor erhielt die heutigen Chorfenster nach Plänen von Heideloff. Einige der qualitätsvollen Seitenaltäre und das große Kruzifix über dem Hochaltar wurden über den Kunstmarkt beschafft.
In neuerer Zeit wurde die Kirche ab 1912 restauriert und an die Westfassade baute man den heutigen Eingang mit einem Vorbau. 1987 begann die Außenrenovierung und die Sicherung der Fenster, 2016/17 folgte eine gründliche Reinigung, der Einbau einer neuen Beleuchtung und der Zelebrationsaltar erhielt seinen jetzigen Platz..
1950 Erhebung der Kirche zum Münster
Aus Anlass der 800-Jahrfeier der Stadt hat Bischof Carl-Joseph Leiprecht, ehemals Pfarrer von Heilig-Kreuz, die Kirche zum Münster erhoben.
Reichhaltiges Jubiläumsprogramm
Im Jubiläumsjahr plant die Kirchengemeinde Heilig-Kreuz mehrere begleitende Veranstaltungen. Es wird mit einem Festgottesdienst an Neujahr begonnen. Die Priesterweihe der Diözese wird im Sommer in Rottweil stattfinden und es soll ein großes Gemeindefest geben. Ferner steht ein Mysterienspiel auf dem Programm. Auch der Förderverein Münsterbauhütte macht verschiedene Angebote. Es gibt mehrere Führungen im Münster mit Fachleuten, die bei der letzten Renovierung verantwortlich waren. Einen tieferen Einblick gibt Werner Mezger bei einem Festvortrag zum Thema: „Heilig-Kreuz 1122 -2022, Streiflichter aus 900 Jahren Geschichte.“
Macht dann der Münsterdackel auch Kunststücke auf dem Münsterplatz?