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Was genau ist Demenz?

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„Wer vergisst nicht mal etwas? Wer vergisst nicht unter bestimmten Umständen auch mal des Öfteren etwas? Ist bestimmt jedem schon passiert.“ So wurde der Vortrag von Dr. med. Ralf Greber , Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Vinzenz von Paul Hospital Rottweil angekündigt. Über die Veranstaltung berichtet Barbara Olowinsky:

Schramberg (olo). Eingeladen hatte der Generationen&SeniorenTreff vom Senioren Forum (SEFO). Das Interesse war offensichtlich sehr groß. Etwa hundert Personen strömten in die Peter-Meyer-Schule, um Informationen zu bekommen zur Frage „Ist jede Vergesslichkeit Demenz?“

Zunächst definierte der Referent den Begriff „Gedächtnis“ als die individuelle Fähigkeit, Sinneswahrnehmungen, Erfahrungen und Bewusstseinsinhalte aufzunehmen, zu speichern bei geeignetem Anlass wieder zu reproduzieren. Sollten diese Inhalte vergessen werden, kann es unterschiedliche Gründe haben: Übermüdung und Stress, Konzentrationsstörungen und Verdrängungsmechanismen, „Normale Alterungsprozesse“, Hirnschädigungen, aber eben auch Demenz.

Alterserscheinung? Nicht nur!

Damit ist gemeint, die erworbene Abnahme des Gedächtnisses und des Denkvermögens, der Orientierung, Auffassung, Rechnen, Sprache und Urteilsvermögen über einen längeren Zeitraum. Die Umwelt stellt dann fest: „Er kapiert nichts mehr“, „Sie vergisst alles und stellt immer dieselben Fragen“, Wiedergabe von Informationen klappt nicht mehr, Erinnerungen sind falsch und lückenhaft.

Dabei wird auch bemerkbar, dass oft früher Gelerntes nicht mehr präsent ist, der Orientierungssinn gestört ist, Sprache und Ausdrucksform gestört sind. Alltägliche Handlungsabläufe sind nicht mehr abrufbar, Depression, Apathie, übertriebene Geschäftigkeit machen sich bemerkbar.

Das alltägliche Leben wird beeinträchtigt zu Hause und unterwegs, im Kontakt mit anderen Menschen, vor allem aber auch mit Angehörigen, die zunächst nur Warnzeichen wahrnehmen, der Betroffene wird unsicher mit Geldangelegenheiten, findet Gegenstände nicht mehr oder an einem unsinnigen Platz und verdächtigt andere Personen, gestohlen zu haben.

Vom Facharzt klären lassen

An Demenz ist also zu denken, wenn geistige Leistungsfähigkeit abnimmt, die selbstverständliche Alltagsbewältigung nicht mehr klappt, sozialer Rückzug bemerkbar wird, wenn Verwirrtheitszustände und Persönlichkeitsveränderungen bemerkt werden.

Dann wird, so Dr. Greber, die Kontaktaufnahme der Angehörigen mit dem Hausarzt, mit einem Psychiater oder Nervenarzt unumgänglich zur diagnostischen Klärung. Untersucht werden medizinische Demenzursachen, individuelle Besonderheiten der Betroffenen nach therapeutischen Prinzipen , aber auch medikamentös zur Stabilisierung der Leistungsfähigkeit.

Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die medizinische und sozialmedizinische Beratung von Betroffenen wie von Angehörigen, in Versorgungsfragen wie in der Gestaltung des Lebensumfeldes. Empfehlung des Arztes zur Vorbeugung: aktives geistiges und soziales Leben, körperliche Bewegung, gesunde und ausgewogene Ernährung, Behandlung von Gefäßrisikofaktoren, Reduktion von Übergewicht, Nikotin und Alkohol.

Für die Angehörigen gibt es zahlreiche Pflegestützpunkte, –Dienste, Einrichtungen, Beratungsstellen, die sie in ihrer häuslichen Pflege der Betroffenen unterstützen können.

 

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