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    Quantum-Berufliche Bildung: Altersnachfolge geglückt

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    Auf etwas verschlungenem Weg gelangt man derzeit in die Ausbildungswerkstatt von Quantum – Berufliche Bildung in Rottweil: Wegen der Coronapandemie gibt es jeweils einen eigenen Ein- und Ausgang. Geschäftsführer Thorsten Gerberich holt den NRWZ-Reporter deshalb schon auf dem Hof des ehemaligen Moker-Areals ab.

    Durch einen großen Raum mit Werkbänken und einen Saal mit CNC-Automaten gelangen wir in einen Unterrichtsraum. Unterwegs begegnen wir einigen Männern und Frauen, die alle mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet an den Maschinen und Arbeitstischen Pläne studieren oder Werkzeuge herrichten.  Auch  bei einem Unternehmen wie Quantum, das für die berufliche Weiter- und Fortbildung sorgt, hat die Corona-Pandemie zu erheblichen Veränderungen geführt.

    Ausgeklügeltes Konzept

    „Wir messen bei allen Teilnehmern und Mitarbeitern täglich Fieber“, erläutert Co-Geschäftsführer Eckhard Salowsky. Überall gibt es Desinfektionsmittel, viele Werkbänke sind als gesperrt gekennzeichnet. Damit  die Kontakte verringert werden, bildet Quantum teilweise im Zwei-Schicht-Betrieb aus. „Eigentlich haben wir noch Glück gehabt“, sagt Salowsky, „wir konnten auf alternative Lehrmethoden zurückgreifen und haben, als der Lock down kam, theoretische Inhalte vorgezogen.“

    Quantum ist ein Unternehmen, das an einem Dutzend Standorten im Südwesten zwischen Offenburg und Memmingen berufliche Weiterbildung und Umschulungen in erster Linie im Metallbereich anbietet. Gegründet 1985 in Vöhrenbach hat sich Quantum zu einem der großen Anbieter in diesem Bereich entwickelt. Viele der Teilnehmer finanziert die Agentur für Arbeit. „Für sie besteht in der Arbeitslosigkeit die Chance, zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu kommen“, so Salowsky.

    Die zweite Berufslebenshälfte: Was tun? Was tun!

    Zum Jahreswechsel hat der gelernte Werkzeugmachermeister und promovierte Ingenieur Thorsten Gerberich die Quantum übernommen. Er hatte nach seinem Studium in Kaiserslautern und Chemnitz bei verschiedenen Unternehmen wie Continental und Kern-Liebers als Manager gearbeitet, zuletzt war er knapp fünf Jahre Geschäftsführer bei Carl Haas in Sulgen. Nun hat er sein eigenes Unternehmen – und parallel mit seiner Frau die Firma Gerberich Pro gegründet. Sie betreibt eine Akademie 4.0, die kleinen und mittleren Unternehmen helfen will, die vierte industrielle Revolution zu bewältigen.

    „Mir ist bewusst geworden, dass die erste Hälfte meines Berufslebens schon vorbei ist“, erzählt Gerberich. Er habe überlegt: „Wie will ich die zweite Hälfte verbringen, was sind meine Werte, wofür stehe ich?“ Schon bei seinen bisherigen Jobs sei es ihm wichtig gewesen, mit Menschen zu arbeiten. Im Zusammenhang mit „Industrie 4.0“ habe er sich gefragt, was bedeutet das für die Menschen und die Unternehmen? Beide müssen sich umstrukturieren und weiterentwickeln.

    Mehr bewegen

    Über eine Annonce sei er mit dem Vorbesitzer von Quantum in Kontakt gekommen. Die Fort- und Weiterbildung und seine eigene Idee einer Akademie 4.0 passten zusammen, fand Gerberich und übernahm die Quantum. „Ich will einfach mehr bewegen“, sagt er, „es gibt niemanden mehr, der mir den Entscheidungsrahmen vorgibt.“ Anders als in einem Konzern mit vielen Hierarchieebenen könne er sich heute mit seinen Mitarbeitern zusammensetzen, an einer Idee arbeiten. „Wenn wir dran glauben, dann machen wir es.“ Das sei dann seine unternehmerische Entscheidung.

    Die große Freiheit, „nicht mehr alles von oben absegnen lassen“ zu müssen, das genießt er. Klar sei auch, es müsse nicht alles funktionieren und nicht jede Investition muss sich gleich rechnen. Da er selbst „neu im Geschäft“ sei, lasse er sich auch gern von seinen Mitarbeitern etwas sagen, versichert Gerberich. Andererseits kennt er als gelernter Werkzeugmacher die berufliche Ausbildung aus eigener Erfahrung.

    Etwa 45 festangestellte Ausbilder beschäftigt Quantum. Dazu kommen einige Honorarkräfte und Aushilfen. Sie bilden etwa 500 Umschüler aus. Den Standort in Rottweil leitet Alexander Ganz. Auch hier wird die Digitalisierung immer wichtiger. So werden derzeit kleine Lehrfilme gedreht, die die Auszubildenden über einen QR-Code an einer Fräsmaschine abrufen können. Beispiel: „Wie schalte ich die Maschine ein?“

    Das entlaste die Ausbilder und führe die Auszubildenden zu mehr Selbständigkeit. Die Lehrkräfte könnten sich so stärker um die anderen Qualifikationen kümmern,  ergänzt Gerberich. „Die Persönlichkeit weiterentwickeln, das kann kein Video oder technisches Tool.“

    Ausbildung im Job

    Künftig möchte Quantum verstärkt direkt auf die Betriebe zugehen und anbieten, un- und angelernte Kräfte zu Facharbeitern auszubilden. „Es ist doch besser, die Menschen in den Unternehmen zu fördern, bevor sie  arbeitslos werden.“ Die Agenturen für Arbeit förderten solche Maßnahmen mit bis zu 100 Prozent. Salowsky berichtet von einem Quantum-Projekt im Raum Biberach. Dort seien mit Unterstützung der Agentur zehn Teilnehmer in 28 Monaten zu Facharbeitern ausgebildet worden. „Die Leute sind im Unternehmen geblieben.“ Ein großer Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels.

    Die Ausbildung ist je nach Berufsbild auf 16 oder 28 Monate verkürzt, das heißt die reguläre Ausbildungszeit von dreieinhalb oder zweieinhalb Jahren wird jeweils um ein Drittel reduziert. Die Umschüler besuchen wie alle Auszubildenden die Berufsschule und machen am Ende die übliche Facharbeiterprüfung bei der IHK. Gegen Ende der Ausbildung steht ein Betriebspraktikum. Da gebe es einen „Klebeeffekt“, erzählt Salowsky: Mehr als 90 Prozent der Abgänger hätten nach der Umschulung gleich einen Arbeitsplatz.

    Corona bremst – und beschleunigt zugleich

    Eigentlich wollte Gerberich auch bei Quantum sich auf die Zukunftsthemen Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0 einstellen und bis nächstes Jahr dafür erste Kursangebote vorbereiten. Doch da hat Covid 19 ihm erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Viele andere Aufgaben waren zu erledigen. „Wir stabilisieren und stärken zunächst das klassische Qualifizierungsgeschäft.“

    Andererseits hat das Virus auch Prozesse beschleunigt: „Wir haben schon früher Videokonferenzen ausprobiert“, erinnert sich Salowsky, „aber nun werden wir viele Dinge per Video besprechen.“ Auch sei man wegen Corona erste Schritte bei digitalen Lernplattformen gegangen.

    Die Quantum-Werkstätten seien mit die ersten im Land gewesen, die dank ihres Hygienekonzepts den Präsenzbetrieb wieder aufnehmen konnten. „Unsere Ideen sind teilweise in die Baden-Württembergischen Hygieneregeln aufgenommen worden“, berichtet Gerberich nicht ohne Stolz. Auch wenn die Bestimmungen eine „Herausforderung für alle“ darstellten, ist Salowsky froh, dass die Schulungsräume wieder offen sind: „Wir können wieder mit allen Teilnehmern agieren.“

    Info: mehr über Quantum findet sich unter www.quantum-bildung.jetzt

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Auf etwas verschlungenem Weg gelangt man derzeit in die Ausbildungswerkstatt von Quantum – Berufliche Bildung in Rottweil: Wegen der Coronapandemie gibt es jeweils einen eigenen Ein- und Ausgang. Geschäftsführer Thorsten Gerberich holt den NRWZ-Reporter deshalb schon auf dem Hof des ehemaligen Moker-Areals ab.

    Durch einen großen Raum mit Werkbänken und einen Saal mit CNC-Automaten gelangen wir in einen Unterrichtsraum. Unterwegs begegnen wir einigen Männern und Frauen, die alle mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet an den Maschinen und Arbeitstischen Pläne studieren oder Werkzeuge herrichten.  Auch  bei einem Unternehmen wie Quantum, das für die berufliche Weiter- und Fortbildung sorgt, hat die Corona-Pandemie zu erheblichen Veränderungen geführt.

    Ausgeklügeltes Konzept

    „Wir messen bei allen Teilnehmern und Mitarbeitern täglich Fieber“, erläutert Co-Geschäftsführer Eckhard Salowsky. Überall gibt es Desinfektionsmittel, viele Werkbänke sind als gesperrt gekennzeichnet. Damit  die Kontakte verringert werden, bildet Quantum teilweise im Zwei-Schicht-Betrieb aus. „Eigentlich haben wir noch Glück gehabt“, sagt Salowsky, „wir konnten auf alternative Lehrmethoden zurückgreifen und haben, als der Lock down kam, theoretische Inhalte vorgezogen.“

    Quantum ist ein Unternehmen, das an einem Dutzend Standorten im Südwesten zwischen Offenburg und Memmingen berufliche Weiterbildung und Umschulungen in erster Linie im Metallbereich anbietet. Gegründet 1985 in Vöhrenbach hat sich Quantum zu einem der großen Anbieter in diesem Bereich entwickelt. Viele der Teilnehmer finanziert die Agentur für Arbeit. „Für sie besteht in der Arbeitslosigkeit die Chance, zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu kommen“, so Salowsky.

    Die zweite Berufslebenshälfte: Was tun? Was tun!

    Zum Jahreswechsel hat der gelernte Werkzeugmachermeister und promovierte Ingenieur Thorsten Gerberich die Quantum übernommen. Er hatte nach seinem Studium in Kaiserslautern und Chemnitz bei verschiedenen Unternehmen wie Continental und Kern-Liebers als Manager gearbeitet, zuletzt war er knapp fünf Jahre Geschäftsführer bei Carl Haas in Sulgen. Nun hat er sein eigenes Unternehmen – und parallel mit seiner Frau die Firma Gerberich Pro gegründet. Sie betreibt eine Akademie 4.0, die kleinen und mittleren Unternehmen helfen will, die vierte industrielle Revolution zu bewältigen.

    „Mir ist bewusst geworden, dass die erste Hälfte meines Berufslebens schon vorbei ist“, erzählt Gerberich. Er habe überlegt: „Wie will ich die zweite Hälfte verbringen, was sind meine Werte, wofür stehe ich?“ Schon bei seinen bisherigen Jobs sei es ihm wichtig gewesen, mit Menschen zu arbeiten. Im Zusammenhang mit „Industrie 4.0“ habe er sich gefragt, was bedeutet das für die Menschen und die Unternehmen? Beide müssen sich umstrukturieren und weiterentwickeln.

    Mehr bewegen

    Über eine Annonce sei er mit dem Vorbesitzer von Quantum in Kontakt gekommen. Die Fort- und Weiterbildung und seine eigene Idee einer Akademie 4.0 passten zusammen, fand Gerberich und übernahm die Quantum. „Ich will einfach mehr bewegen“, sagt er, „es gibt niemanden mehr, der mir den Entscheidungsrahmen vorgibt.“ Anders als in einem Konzern mit vielen Hierarchieebenen könne er sich heute mit seinen Mitarbeitern zusammensetzen, an einer Idee arbeiten. „Wenn wir dran glauben, dann machen wir es.“ Das sei dann seine unternehmerische Entscheidung.

    Die große Freiheit, „nicht mehr alles von oben absegnen lassen“ zu müssen, das genießt er. Klar sei auch, es müsse nicht alles funktionieren und nicht jede Investition muss sich gleich rechnen. Da er selbst „neu im Geschäft“ sei, lasse er sich auch gern von seinen Mitarbeitern etwas sagen, versichert Gerberich. Andererseits kennt er als gelernter Werkzeugmacher die berufliche Ausbildung aus eigener Erfahrung.

    Etwa 45 festangestellte Ausbilder beschäftigt Quantum. Dazu kommen einige Honorarkräfte und Aushilfen. Sie bilden etwa 500 Umschüler aus. Den Standort in Rottweil leitet Alexander Ganz. Auch hier wird die Digitalisierung immer wichtiger. So werden derzeit kleine Lehrfilme gedreht, die die Auszubildenden über einen QR-Code an einer Fräsmaschine abrufen können. Beispiel: „Wie schalte ich die Maschine ein?“

    Das entlaste die Ausbilder und führe die Auszubildenden zu mehr Selbständigkeit. Die Lehrkräfte könnten sich so stärker um die anderen Qualifikationen kümmern,  ergänzt Gerberich. „Die Persönlichkeit weiterentwickeln, das kann kein Video oder technisches Tool.“

    Ausbildung im Job

    Künftig möchte Quantum verstärkt direkt auf die Betriebe zugehen und anbieten, un- und angelernte Kräfte zu Facharbeitern auszubilden. „Es ist doch besser, die Menschen in den Unternehmen zu fördern, bevor sie  arbeitslos werden.“ Die Agenturen für Arbeit förderten solche Maßnahmen mit bis zu 100 Prozent. Salowsky berichtet von einem Quantum-Projekt im Raum Biberach. Dort seien mit Unterstützung der Agentur zehn Teilnehmer in 28 Monaten zu Facharbeitern ausgebildet worden. „Die Leute sind im Unternehmen geblieben.“ Ein großer Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels.

    Die Ausbildung ist je nach Berufsbild auf 16 oder 28 Monate verkürzt, das heißt die reguläre Ausbildungszeit von dreieinhalb oder zweieinhalb Jahren wird jeweils um ein Drittel reduziert. Die Umschüler besuchen wie alle Auszubildenden die Berufsschule und machen am Ende die übliche Facharbeiterprüfung bei der IHK. Gegen Ende der Ausbildung steht ein Betriebspraktikum. Da gebe es einen „Klebeeffekt“, erzählt Salowsky: Mehr als 90 Prozent der Abgänger hätten nach der Umschulung gleich einen Arbeitsplatz.

    Corona bremst – und beschleunigt zugleich

    Eigentlich wollte Gerberich auch bei Quantum sich auf die Zukunftsthemen Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0 einstellen und bis nächstes Jahr dafür erste Kursangebote vorbereiten. Doch da hat Covid 19 ihm erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Viele andere Aufgaben waren zu erledigen. „Wir stabilisieren und stärken zunächst das klassische Qualifizierungsgeschäft.“

    Andererseits hat das Virus auch Prozesse beschleunigt: „Wir haben schon früher Videokonferenzen ausprobiert“, erinnert sich Salowsky, „aber nun werden wir viele Dinge per Video besprechen.“ Auch sei man wegen Corona erste Schritte bei digitalen Lernplattformen gegangen.

    Die Quantum-Werkstätten seien mit die ersten im Land gewesen, die dank ihres Hygienekonzepts den Präsenzbetrieb wieder aufnehmen konnten. „Unsere Ideen sind teilweise in die Baden-Württembergischen Hygieneregeln aufgenommen worden“, berichtet Gerberich nicht ohne Stolz. Auch wenn die Bestimmungen eine „Herausforderung für alle“ darstellten, ist Salowsky froh, dass die Schulungsräume wieder offen sind: „Wir können wieder mit allen Teilnehmern agieren.“

    Info: mehr über Quantum findet sich unter www.quantum-bildung.jetzt

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