Als kürzlich die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik ihre Unterlagen angeschaut haben, dürfte so mancher seinen Augen nicht getraut haben. Statt sechs Millionen soll die Erweiterung der Gemeinschaftskläranlage im Schiltachtal nun satte 22 Millionen Euro kosten. Weshalb plötzlich eine solche Summe im Raum steht, hat der Leiter der Abteilung Tiefbau Konrad Ginter dem Gremium jetzt erläutert.
Schramberg. Die Gemeinschaftskläranlage Schramberg klärt das Abwasser von Schramberg und Sulgen. Auch Lauterbach und Hardt sind angeschlossen. In ein paar Jahren sollen auch Tennenbronn und ein Teil von Langenschiltach hinzukommen. Im Jahr 1957 hat die Stadt die Anlage auf dem Gelände einer früheren Kokerei in Betrieb genommen und in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erweitert. Zuletzt kam 1998 ein weiteres Belebungsbecken hinzu.
2020 habe man überlegt, ob man die in die Jahre gekommene Tennenbronner Kläranlage sanieren oder den Ortsteil über einen Kanal durchs Bernecktal an die große Kläranlage anschließen soll.
Bis zum Jahr 2030 möchte die Stadt die Anlage für 22 Millionen Euro erweitern. Bis dahin läuft die wasserrechtliche Erlaubnis.
Gesetzliche Anforderungen als Ursache
Ginter erklärte wegen der gesetzlicher Anforderungen müsse die Stadt, nicht nur die Einleitung von Schmutzwasser aus der Kläranlage in die Gewässer betrachten, sondern der gesamte Einzugsbereich der Anlage müsse „in einer Schmutzfrachtberechnung berücksichtigt werden“.
Aus dieser Berechnung ergebe sich, dass die Schramberger Kläranlage statt bisher 250 Liter künftig 370 Liter pro Sekunde reinigen muss. „Dafür muss die Anlage aufgerüstet werden“ so Ginter. Ein weiteres Belebungsbecken muss her, was alleine schon knapp elf Millionen Euro koste. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Maßnahmen wie der Umbau der Vorklärung für gut zwei Millionen Euro der ein neuer Zulaufrechen mit Geröll-, Sand- und Fettfang für fast vier Millionen.
Ginter betonte, die Kosten seien nicht wegen des zusätzlich aus Tennenbronn kommenden Abwassers notwendig, sondern generell.
Förderung sinkt
Bei der Förderung ergäben sich schlechtere Bedingungen. Der Grund: Viele Kommunen haben in den vergangenen Jahren ihre Kläranlagen umgebaut und Förderanträge gestellt. Das Land und habe deshalb die Förderquote für Schramberg von 80 Prozent auf 30 Prozent gesenkt.
Die Quote könne wieder etwas steigen, wenn in den kommenden Jahren wegen der Investitionen die Abwassergebühren steigen, machte Ginter ein wenig Hoffnung. Deshalb wolle die Stadt, Förderanträge für einzelne Maßnahmen auf mehrere Jahre verteilt stellen. Ginter rechnet beim derzeitigen Fördersatz mit lediglich 3,3 Millionen Euro Zuschuss geben.
Der Anteil der Stadt an den Gesamtkosten betrage 14,4 Millionen Euro, Hardt, Lauterbach und St. Georgen müssten zusammen 4,3 Millionen Euro übernehmen. Mit ihnen werde gesprochen. Linda Niebel vom Baurechtsamt erläuterte, dass de Kosten auch in die Erschließungskosten beim Kauf von Bauplätzen mit einberechnet würden.
Platz für Erweiterung wird knapp
Mirko Witkowski (SPD/Buntspecht) fragte, ob den nach diesen Baumaßnahmen noch Platz für weitere Maßnahmen sei. „Schon jetzt ist ja der Platz eng.“ Ginter bestätigte, ab 2035 sei mit einer vierten Reinigungsstufe zu rechnen.
Aber er beruhigte: Zum einen bestehe noch eine freie Fläche, dort, wo einst die Brücke über die Schiltach stand. Wegen des Standorts auf dem Gelände einer früheren Kokerei könnten aber gefährliche Altlasten im Untergrund schlummern. Andererseits habe die Stadt eine Fläche auf der anderen Seite der Schiltach – auf Schiltacher Gemarkung – gekauft. Als vierte Stufe sei auch eine platzsparende Membrananlage möglich.
Thomas Brugger (CDU) und. Emil Rode (Freie Liste) staunten über den Anstieg von sechs auf 22 Millionen.
Ginter sprach vom „aktiven Umweltschutz“, den schließlich alle wollten. Man mache nun viel mehr, als vor einem halben Jahr vorgesehen war. So würden inzwischen wieder Lachse in Kinzig und Schiltach aufgezogen.
Nicht übertreiben
Brugger warnte davor, zu übertreiben. Irgendwann stünden Aufwand und Ertrag nicht mehr im richtigen Verhältnis. Ginter versicherte, man werde sich in den kommenden Jahren auf die Anlage in Schramberg konzentrieren, „um eine sichere Abwasserentsorgung sicher zu stellen“.
Zur Kläranlage Waldmössingen betonte er, dort werde „in den kommenden 15 Jahre nichts mehr hinzukommen“.
Einstimmig beschloss der Ausschuss dem Gemeinderat zu empfehlen, die erforderlichen Maßnahmen für die Kläranlage weiterzuverfolgen. Das Geld dafür soll in den Wirtschaftsplänen des Eigenbetriebs Abwasser bereit gestellt werden. Außerdem soll die Verwaltung mit Hardt, Lauterbach und St. Georgen neue Verträge ausarbeiten.