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    Kein „Grätschmann“

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    (Meinung) So was: Am Vormittag verkünden Rottweiler Narrenzunft und Stadt den (vom Ministerium abgesegneten!) kastrierten Narrensprung. Und gleich darauf verkündet unser Landes-Opa, Verzeihung, unser Ministerpräsident Winfried Kretschmann (zitiert nach der „Stuttgarter Zeitung): „Fastnachtsumzüge werden wir nicht genehmigen.“ Grätscht Kretschmann nun den Rottweilern und seinem Parteifreund, dem Sozialminister Manne Lucha, dazwischen, und die Rottweiler Zunft muss nun alles einstampfen, was sie so sorgfältig geplant hat? Wird aus dem Kretschmann ein Grätschmann?

    Mitnichten. Wer das glaubt, hat die Berichte nicht gelesen oder verstanden. Bitte, hier noch mal in aller Deutlichkeit: Nach der derzeit geltenden Corona-Verordnung sind „Fastnachtsumzüge und vergleichbare Veranstaltungen, die nicht stationär an einem Veranstaltungsort abgehalten werden, … in den Alarmstufen untersagt.“ Das ist ja auch verständlich. Man stelle sich einen Umzug in Städten und Dörfern mit lockerer Bebauung vor, ob Zimmern, Aldingen oder Villingendorf. Da lässt sich der Zugang schlicht nicht kontrollieren – als Fußgänger kommt man nicht nur auf den Zugangsstraßen und –wegen in die Umzugsstrecke, sondern auch zwischen Häusern und durch Gärten. Und so lässt sich nicht kontrollieren, ob die Zuschauer nun geimpft, genesen, geboostert – oder eben infiziert und in voller Virenschleuder-Tätigkeit sind. Ein Risiko, das die Regierung gern ausschließen möchte.

    In Rottweil ist es aber anders. Hier, auf der Hauptstraße zwischen Schwarzem Tor und Spital, ist geschlossene Bebauung mit einer überschaubaren Zahl von Zugängen. Diese lassen sich kontrollieren, und es wird auch kontrolliert, ob Narren und Besucher die 2G-Plus-Bedingungen erfüllen. Ob sie, wie vorgeschrieben, auch die FFP2-Maske tragen. Das ist wie eine Saalfasnet – die ja nicht verboten ist, wenn die Bedingungen eingehalten werden. Und wenn eine solche Veranstaltung in geschlossenen Räumen abgehalten werden kann – dann gilt das erst recht für eine Veranstaltung im Freien, wo die Ansteckungsgefahr deutlich geringer ist.

    Nein – nach derzeitiger Rechtslage ist der Rottweiler Not-Narrensprung nicht vom Verdikt des MP betroffen. Natürlich ließe sich der Text der Verordnung dahingehend ändern. Aber dann läuft die Regierung Gefahr, dass die Gerichte dazwischengrätschen.

    Natürlich bleibt ein Restrisiko, das lässt sich zumal in Omikron-Zeiten nie ausschließen, wo Menschen sich treffen. Aber niemand ist gezwungen, zum Narrensprung zu gehen. Und es ist nicht die Aufgabe des Staates, alle Ansteckungen zu verhindern. Das könnte er auch nicht.

    Update:

    Inzwischen hat Kretschmann verkündet, Fasnetsveranstaltungen seien okay – sogar unter 3G-Bedingungen machbar. Und schon werden die Rottweiler von „Rebellen“ zu Musterschülern.

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    6 Kommentare

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    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    2 Jahre her

    Bin ich hier jetzt im falschen Film? Haben wir vor gerade zwei Wochen noch die Demokratie gegen 1400 Spazierende verteidigen müssen, mit gesenktem Haupt der Hunderten Toten mit Lichtern gedacht „Imagine all the people…“, Parkplätze gesperrt, weil ohne Feuerwehr Aufmarschgebiet sonst alle bei lebendigem Leib verbrennen würden und noch eine Allgemeinverfügung verfügt, weil doch noch nicht alles gut genug geregelt war, Polizei und Ordnungsamt an der „Spazier“-Front für Masken- und Abstandskontrolle verheizt?

    Ist das jetzt „Hier Pöbel, hast du Brot und Spiele, drum schweige und funktioniere nun wieder!“?

    Hat Irgendwer auch nur im Ansatz verstanden, wie tief der Riss in unserer Gesellschaft ist, der sich da entwickelt hat, Irgendwer?

    Ich bekomme gerade das Gefühl, mir mein Frühstück eben nochmal durch den Kopf gehen lassen zu müssen.

    Schuttigbiss
    Schuttigbiss
    Antwort auf  Stefan Weidle
    2 Jahre her

    Richtig, die Aktionen gegen die Spaziergänger war dumm. Ignorieren und gut wäre es gewesen. Aber nein der SWR berichtet ….. Gute Werbung!

    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    Antwort auf  Schuttigbiss
    2 Jahre her

    Falsch, sie war richtig, bis jetzt, Sie haben da etwas in den ganz falschen Hals gekriegt.
    Ich habe nur langsam in Sachen Art der öffentlichen Meinungsäußerung, immer weniger Argumente mehr wider den Spazierenden, wenn man mir auf diese perfide Art in den Rücken fällt, auch wenn da in der Sache schon noch ein kleiner Unterschied ist.
    Beim nächsten Mal werde ich aber nicht mehr gegendemonstrieren und meinen guten Namen einer Unterschriftenliste vermachen, dann muss ich leider bemerken: „Freiheitlich demokratische Grundordnung in Gefahr und keinen Bock „da Oben“, sich mit den Problemen irgendwelcher komischer Leute auseinanderzusetzen? Na dann macht doch einfach Fasnet oder Fußball WM, da könnt ihr dem besorgten Bürger sogar ne Darmspiegelung ohne Narkose verpassen und er wird hernach trotzdem direkt wieder zur schweigenden Mehrheit!“ Ich kann´s nur hoffen!

    Siegfried Spengler
    Siegfried Spengler
    Antwort auf  Stefan Weidle
    2 Jahre her

    Und wenn Putin nächste Woche den Marschbefehl gibt, dann fällt die Fasnet wieder wegen Krieg aus.

    Schuttigbiss
    Schuttigbiss
    Antwort auf  Siegfried Spengler
    2 Jahre her

    Ne Fasnet fällt mir aus. Wie Ostern Weihnachten und Silvester …

    Ralf Rolle
    Ralf Rolle
    Antwort auf  Siegfried Spengler
    2 Jahre her

    Als ob. Das weißt du als unser Diplom-Jurist doch besser.

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    Wolf-Dieter Bojus
    Wolf-Dieter Bojus
    ... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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    (Meinung) So was: Am Vormittag verkünden Rottweiler Narrenzunft und Stadt den (vom Ministerium abgesegneten!) kastrierten Narrensprung. Und gleich darauf verkündet unser Landes-Opa, Verzeihung, unser Ministerpräsident Winfried Kretschmann (zitiert nach der „Stuttgarter Zeitung): „Fastnachtsumzüge werden wir nicht genehmigen.“ Grätscht Kretschmann nun den Rottweilern und seinem Parteifreund, dem Sozialminister Manne Lucha, dazwischen, und die Rottweiler Zunft muss nun alles einstampfen, was sie so sorgfältig geplant hat? Wird aus dem Kretschmann ein Grätschmann?

    Mitnichten. Wer das glaubt, hat die Berichte nicht gelesen oder verstanden. Bitte, hier noch mal in aller Deutlichkeit: Nach der derzeit geltenden Corona-Verordnung sind „Fastnachtsumzüge und vergleichbare Veranstaltungen, die nicht stationär an einem Veranstaltungsort abgehalten werden, … in den Alarmstufen untersagt.“ Das ist ja auch verständlich. Man stelle sich einen Umzug in Städten und Dörfern mit lockerer Bebauung vor, ob Zimmern, Aldingen oder Villingendorf. Da lässt sich der Zugang schlicht nicht kontrollieren – als Fußgänger kommt man nicht nur auf den Zugangsstraßen und –wegen in die Umzugsstrecke, sondern auch zwischen Häusern und durch Gärten. Und so lässt sich nicht kontrollieren, ob die Zuschauer nun geimpft, genesen, geboostert – oder eben infiziert und in voller Virenschleuder-Tätigkeit sind. Ein Risiko, das die Regierung gern ausschließen möchte.

    In Rottweil ist es aber anders. Hier, auf der Hauptstraße zwischen Schwarzem Tor und Spital, ist geschlossene Bebauung mit einer überschaubaren Zahl von Zugängen. Diese lassen sich kontrollieren, und es wird auch kontrolliert, ob Narren und Besucher die 2G-Plus-Bedingungen erfüllen. Ob sie, wie vorgeschrieben, auch die FFP2-Maske tragen. Das ist wie eine Saalfasnet – die ja nicht verboten ist, wenn die Bedingungen eingehalten werden. Und wenn eine solche Veranstaltung in geschlossenen Räumen abgehalten werden kann – dann gilt das erst recht für eine Veranstaltung im Freien, wo die Ansteckungsgefahr deutlich geringer ist.

    Nein – nach derzeitiger Rechtslage ist der Rottweiler Not-Narrensprung nicht vom Verdikt des MP betroffen. Natürlich ließe sich der Text der Verordnung dahingehend ändern. Aber dann läuft die Regierung Gefahr, dass die Gerichte dazwischengrätschen.

    Natürlich bleibt ein Restrisiko, das lässt sich zumal in Omikron-Zeiten nie ausschließen, wo Menschen sich treffen. Aber niemand ist gezwungen, zum Narrensprung zu gehen. Und es ist nicht die Aufgabe des Staates, alle Ansteckungen zu verhindern. Das könnte er auch nicht.

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    Inzwischen hat Kretschmann verkündet, Fasnetsveranstaltungen seien okay – sogar unter 3G-Bedingungen machbar. Und schon werden die Rottweiler von „Rebellen“ zu Musterschülern.

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