Im Zusammenhang mit den Plänen für das Krankenhausareal hat das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) der Stadt Schramberg bestätigt, dass der „Rest der ehemaligen Parkanlage am Parktorweg“ nicht mehr unter Denkmalschutz stehe. Wie aus einer nichtöffentlichen Sitzung bekannt wurde, plant ein Investor neben der neuen Nutzung des leer stehenden Krankenhauses, mehrere Terrassenhäuser im unteren Teil des Parks zu bauen.
Schramberg. Der Eigentümer von Gut Berneck Dr. Hans-Jochem Steim widerspricht und verweist auf den Ensembleschutz. Er werde dafür kämpfen, dass die Stadt eines ihrer vier wichtigsten Denkmäler erhalte, kündigt Schrambergs Ehrenbürger an.
Denkmalschutz oder Ensembleschutz?
Steim hatte auf Wunsch des Ältestenrates den Gemeinderat, die Spitze der Verwaltung, Altstadtrat Bernd Richter und die Presse zu einer Besichtigung auf Gut Berneck eingeladen.
Zuvor hatte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr den Mitglieder des Gemeinderats und Steim die Stellungnahme des LAD weitergeleitet. Darin erläutert Dr. P. J. (Auf Wunsch des Landesdenkmalamts haben wir den Namen anonymisiert.) seine Behörde betrachte den unteren Teil des Parks nicht mehr als denkmalschutzwürdig: Bei der betroffenen Fläche handelt es sich „nur noch um den Rest einer ursprünglich erheblich größeren Parkanlage einer älteren, heute nicht mehr existierenden Villa.“
Gemeint ist vermutlich die „Villa im Tal“, der ursprüngliche Wohnsitz von Arthur Junghans, bevor er Gut Berneck um 1911 errichten ließ. Der baugeschichtliche Zusammenhang dieses ehemaligen Parks mit Gut Berneck sei durch den Abbruch der zugehörigen Villa, des Wohnhauses und des Torhauses sowie der modernen Bebauung und eine starke räumliche Reduzierung der ehemaligen Parkfläche „aus unserer Sicht nicht mehr ablesbar“, so J.
Keine historischen Strukturen mehr vorhanden
Er hatte gemeinsam mit der Spezialistin für Gartendenkmalpflege H. von W.-Z. (Auf Wunch des Landesdenkmalams haben wir den Namen anonymisiert.) Anfang Dezember 2020 diesen Bereich besichtigt. Sie hätten „keine historischen Strukturen oder Bepflanzungen“ gefunden, die für das Kulturdenkmal (KD) Gut Berneck relevant sein könnten, schreibt Jung an die Untere Denkmalbehörde der Stadt Schramberg. Deshalb habe man die Kartierung des Kulturdenkmals in der ADAB – einer Datenbank – „aktualisiert und präzisiert“.
(Auf Wunsch des Landesdenkmalamts haben wir eine hier zunächst verögfentlichte Karte entfernt:Der neue Lageplan der Denkmalschützer.)
Sie zeige nun korrekt die aktuellen räumlichen Ausdehnungen des Kulturdenkmals, nämlich das Villenanwesen, das Mausoleum und die Urnenhalle mit Waldfläche. Abschließend weist J. darauf hin, „dass sich Baumaßnahmen auf diesem Grundstück (gemeint ist der untere Teil des ehemaligen Parks, die Redaktion) beeinträchtigend auf das KD Gut Berneck auswirken könnte“. Deshalb sei die Praktische Denkmalpflege einzubeziehen.
Dr. Steim: Lange Vorgeschichte
Bei der Begrüßung der Gäste, zu denen auch Thomas Poller und die Architekten Bernhard Hesse und Jürgen Bihlmaier gehörten, fehlte zunächst Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. An ihre Adresse gerichtet, bemerkte Steim, er habe drei Mal bei ihr anmahnen müssen, bis eine Umleitung zu Gut Berneck ausgeschildert wurde. Seit einigen Wochen versperrt nämlich ein Kran eines privaten Bauherrn die Durchfahrt in der Weihergasse.
Steim überbrückte die Zeit und stellte die Architekten Hesse und Bihlmaier vor. Sie hätten sich wie Innenarchitekt Arkas Förstner, aber auch die Handwerker, große Verdienste bei der Restaurierung von Gut Berneck erworben.
Thomas Poller sei ein Junghansfamilienmitglied in der sechsten Generation. Sein Vater Dr. Dr. Horst Poller sei Prokurist bei Junghans gewesen und habe ein Haus im Park unterhalb von Gut Berneck bewohnt, das beim Bau des Krankenhauses abgebrochen wurde. Thomas Poller, der in Frankfurt als Manager lebe, kümmere sich intensiv um die Gruft im Wald oberhalb Gut Berneck.
2017 habe er mit seinen Kindern Gut Berneck gekauft, berichtete Steim seinen Gästen. Damals habe noch die Lehmannsche Uhrenmanufaktur im Haus gearbeitet. Er habe sich verpflichten müssen, dass Lehmann noch zweieinhalb Jahre bleiben konnte. Inzwischen fertigt Lehmann in Hardt.
Nachdem Lehmann Gut Berneck verlassen habe, habe schließlich die Planung für die Restaurierung von Gut Berneck beginnen können.
Netter, aber nichtssagender Brief
OB Eisenlohr kam schließlich hinzu und entschuldigte sich, sie sei „am Kran in der Weihergasse gescheitert“. An ihre Adresse gewandt, meinte Steim, er habe heute den „netten Brief“ vom Landesdenkmalamt erhalten, „der nichts aussagt zum Ensembleschutz“. Es erstaune ihn, dass „der Park nicht mehr als Denkmal anerkannt wird, weil die Stadt ihn über Jahrzehnte nicht gepflegt hat“.
Den Denkmalschützern warf Steim Unkenntnis vor. Sie hätten das Gebiet oberhalb von Gut Berneck als Grünfläche eingetragen, obwohl das immer schon ein Wald war.
Abschließend kündigte er an: „Wir werden dafür kämpfen, dass die Stadt eines ihrer vier Kulturdenkmäler erhalten bekommt.“
Kampfansage
Die vier sind neben Gut Berneck das Schloss, die Falkensteiner Kapelle und die Villa Junghans. In welcher Weise Steim gegen die Pläne zur Bebauung des unteren Teils des Parks kämpfen möchte, ließ er offen.
Nach der Begrüßung besichtigten Gemeinderätinnen und Räte und die übrigen Gäste Gut Berneck und die Außenanlage mit dem „Burgfried“ und dem unteren Eingang zu Gut Berneck. Mit Blick auf den unteren Teil des Parks erläuterte Steim: „Uns gehören noch zwei Meter unterhalb der Mauer.“
Nach einem Vesper hat der Hausherr die in das renovierte Gebäude integrierten mechanischen Musikinstrumente vorgeführt: „Das ist ein Museum im Museum“, meinte Steim schmunzelnd.
Restpark oder Helene-Junghans-Park?
Thomas Poller berichtet, dass sein Großvater Arthur Junghans II den unteren Teil des Parks im Jahr 1954 der Stadt übereignet habe. Er hatte ihn von seiner Mutter Helene Junghans geerbt. Zuvor hatte Helene Junghans eine kleine Parzelle abgetrennt. Auf diesem Grundstück habe dann Arthur Junghans II das Haus „Berneckwinkel“ gebaut. Es sollte in späteren Jahren als Helenes Ruhesitz dienen. Doch sie verstarb bereits 1952.
Als die Stadt dann das Krankenhaus und das Personalwohnheim im Park von Gut Berneck errichteten, wurde Haus Berneckwinkel abgerissen.
Poller stört, dass die Denkmalschützer den noch existierenden Teil des Parks als „Restpark“ bezeichnen. „Er gehört ohne Wenn und Aber zum Gut Berneck von Arthur Junghans“, so Poller zur NRWZ.
Er wirft der Stadtverwaltung vor, dass sie es immer vermieden habe, den Park zu pflegen und zu öffnen, ähnlich dem Park der Zeiten von Arthurs Bruder Erhard Junghans.
Zukünftig werde er den Park unterhalb des Burgfrieds, der zum Teil vom Krankenhaus überbaut wurde, aus familiengeschichtlichen Gründen zu Ehren seiner Ur-Großmutter und Schramberger Ehrenbürgerin „Helene-Junghans-Park“ nennen.