Waldeslust, Waldesgrün, Waldeinsamkeit – schon wenige Beispiele zeigen, was für Welten sich auftun, wenn vom Wald die Rede ist. Zugleich geht es dem deutschen Wald derzeit mies. Diese Spannungsfelder greift eine Ausstellung im Forum Kunst nun auf – ein Besuch an den Feiertagen oder zwischen den Jahren lohnt sich.
Die Sache ist kompliziert. Einerseits lieben Menschen den Wald. Er steht sinnbildlich für Erholung und Vitalität. Für unsere Verbindung zur Natur an sich – und das Unverfügbare, das uns von ihr geschenkt wird. Andererseits zeigt die jüngste Bundeswaldinventur, dass der seit der Romantik so verklärte deutsche Wald keine gesunde grüne Lunge mehr darstellt. Sondern arg gelitten hat.
Viele dieser Aspekte blitzen in der aktuellen Ausstellung im Forum Kunst auf. Werke von knapp 30 Künstlerinnen und Künstlern setzen sich mit dem Thema Wald auseinander – wahlweise auch dessen Tierwelt, was der Tandem-Titel „Wald- und Wildszenen“ mit ironischem Beiklang verklammert.
Die Sammelausstellung bringt verschiedenste Sichtweisen und Positionen zusammen. Da sieht man etwa eine Arbeit von Angela M. Flaig, die das Waldeschaos mit Sammel- und Ordnungsobsession bändigt und Kiefernsamen wie Strichlisten präsentiert. Da nagelt Willi Bucher ein karges, vertrocknetes Tännchen an die Wand – und man fühlt sich unweigerlich an einen am Kreuz hängenden Christus erinnert.
Verletzlich zeigt auch Robert Hak den Forst: Er hat zu später Stunde ein Waldstück mit der Kamera konsultiert – was zu einer Umkehrung von gewohntem Hell und Dunkel führt. Und seine Nachtfotos fast wie indiskret enthüllende Nacktfotos wirken lässt.
Da finden sich aber auch verspielte Arbeiten, die Lebendigkeit und Humor ausstrahlen. Etwa Martin Prölls „Rabenkopfstand“, in dem er die schwarzen Vögel bauklotzartig aufeinandertürmt – wahlweise im Salto.
Oder Stefan Strumbel: Der Offenburger lässt die sprichwörtliche Wildsau raus, die an der Bürgersaalwand nun endlose Runden zu drehen scheint. Nicht fehlen darf natürlich der seit seiner Rottweiler-Kunstaktion 2005 eng mit der Stadt und dem Forum verbundene Ottmar Hörl.
Er lässt einen Wolf auf der Empore präsidieren – geradezu in Umkehrung des Ansitzes, auf dem normalerweise ein Jäger in erhöhter Position dem Wild auflauert. Rein metaphorisch muss man das gar nicht lesen, sind doch Wölfe mittlerweile wieder verbreitet und als Jäger brutal erfolgreich – zur Freude einiger und zum Graus anderer.
Die früher nicht ohne Grund respektvoll als „Meister Isegrim“ bezeichneten Vierbeiner verdeutlichen, dass das Verhältnis des Menschen zu Wald und Wild, in dem sich letztlich die Beziehung Mensch-Natur spiegelt, schon ziemlich kompliziert ist.
Info: Die Ausstellung ist bis 5. Januar 2025 dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen.