Bebauungsplan für die Hängebrücke in der Zielgeraden
Gemeinderat
Der Bebauungsplan für die Hängebrücke geht stracks seiner Verabschiedung entgegen. Am kommenden Mittwoch steht der „Abwägungs- und Satzungsbeschluss“ auf der Tagesordnung des Gemeinderats.
Rottweil – Viel war in den letzten Tagen darüber zu lesen: Noch im ersten Quartal dieses Jahres kann es losgehen mit dem Bau der Hängebrücke. Dem für viele lang erwarteten oder, je nach Einstellung, befürchteten.
Befürchteten: Bereits bei der Vorberatung am vergangenen Mittwoch wurde klar: Eine einhellige Zustimmung zu dem Projekt gibt es nicht. Als Dr. Jürgen Mehl vom „sehnlichen Warten auf den Bebauungsplan“ sprach, meinte er das ausgesprochen ironisch. Die Besucherzahl des TK-Testturms, so war eines seiner Argumente, habe „kontinuierlich abgenommen“. Er und seine Fraktion SPD+FFR „repräsentieren die 28 Prozent, die 2017 Bedenken hatten“ und beim Bürgerentscheid im März 2017 gegen die Brücke gestimmt hatten.
Das gibt’s sonst nirgends
Begeistert äußerte sich hingegen Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) über den neuen „Magneten für die Stadt“. Sie wollte aber wissen, wie hoch das Geländer und die als Suizidschutz vorgesehene Glaswand werden. Diese sei 2,20 Meter hoch und übersteigungssicher, sagte Projektleiter Roland Haag. Die Höhe des Geländers sei mit 1,35 Metern festgelegt – wie bei allen Brücken.
„Das wird die Stadt beleben“, vermutete Haag. Die Brücke sei „ein Projekt, das es sonst nirgends gibt“. Angesichts zweier erst in den vergangenen Jahren eröffneten Hängebrücken im Schwarzwald etwas verwunderlich – doch Haag konkretisierte: „Weil es jetzt in die Innenstadt geht.“ Die Bauzeit werde zwölf Monate betragen – „das ist sportlich.“
Nicht nur Monika Hugger (CDU) freute sich dabei schon auf den „Baustellen-Tourismus“, der zusätzliche Besucher in die Stadt locke. Bei den Besucherzahlen nannte Haag die beiden Vorgänger-Projekte: Bei der „Wildline“ in Bad Wildbad sei es anfangs eher zögerlich angelaufen, nach Corona seien es dann über 100.000 Besucher geworden. Die „Black Forest Line“ in Todtnau hingegen sei gleich von den Besuchern angenommen worden.
100.000 Besucher?
Die bei der „Neckarline“ erwarteten Besucherzahlen wurden bereits 2017 in einem Gutachten ermittelt: Im „realistischen Szenario“ hatte die iq-Projektgesellschaft rund 100.000 Besucher im Jahr prophezeit, darunter 51.000 „zusätzliche, nur durch die Eigenattraktivität der Hängebrücke für Rottweil motivierte Tagesbesucher.“
A propos Gutachten: Die Beratungsvorlagen für den Gemeinderat enthalten 22 Anlagen. Einige davon sind Gutachten, im Lauf der Jahre erstellt. Neben Umwelt-, denkmalschützerischen und schalltechnischen Gutachten gab es auch Untersuchungen zu Lichtimmissionen und Vogelkollisionsrisiko. Alle diese Anlagen sind im Internet für jeden zugänglich.
Die Sitzung des Gemeinderats beginnt am Mittwoch, 29. Januar, um 17 Uhr im Neuen Rathaus, Sitzungssaal. Der Bebauungsplan steht an Nummer eins der Tagesordnung. Eine größere Diskussion wird aber eher nicht erwartet, die Argumente und Positionen wurden bereits bei der Vorberatung am Mittwoch ausgetauscht. Und da gab es 20 Ja-Stimmen und sechs Gegenstimmen, alle von der Fraktion SPD+FFR (bei der eine Rätin fehlte).
Was mich bei dem ganzen Hype um die Brücke interessiert besteht alleine in der Frage, wer kommt für den Rückbau auf wenn die Hängebrücke in die Jahre kommt, nicht mehr wirtschaftlich frequentiert wird. Die Stadt etwa, die jetzt schon kein Geld mehr für soziale Einrichtungen hat? Und sagt bitte nicht das wird nie vorkommen!