Experiment gelungen. Die Narrenzunft hat ihren Zunftball eine Woche vorverlegt und dafür die Fasnet in den Kneipen am Fasnetssamstag gestärkt. Eine erste Bilanz: Es hat funktioniert. Der Zunftball war ein Knaller und die Kneipen am Samstagabend gut besucht.
Schramberg. In zehn Schramberger Kneipen, Cafés, Besenwirtschaften und „Locations“ trafen sich die Fasnetbegeisterten und warteten auf die neun – oder vielleicht zehn? – Gruppen.
Narrenpolizei
Um 19 Uhr gings los, im Fall der NRWZ mit der Narrenpolizei Jürgen Brunnenkant und Jochen Buhr nahmen das Polizei(behörde)Autole der Stadtsheriffs und Ihres obersten Chefs Matthias Rehfuß auf die Schippe. Aber auch die Abbrechbagger, das Parkhotel, die Burgenbeleuchtung und Doros Hund haben die beiden Narrenpolizisten aufgespießt. Ihr Refrain:
Früher warns die Lauterbacher,
die sorgten für die größten Lacher.
Doch heut hat’s jeder schon kapiert,
dass d‘Stadt sich selber voll blamiert.
Elferquallen
In leuchtendem, durchsichtig schimmerndem Blau folgen die „Elfer-Frauen“ als „Quallen“, die sich in Sulgen am See wohlfühlen. Maggi Neudeck befand, die Quallen hätten zwar kein Hirn, aber dafür seien sie schlau. Sie wüssten etwa man brauche beim Rathaus Schwellen auf den Straßen, damit d‘ Idioten nicht so rasen.
Schließlich hatten sie als Elferfrauen eine Rat, was man mit drunken Elfern anstellen solle: „Schmeißt ‘n in d‘ Badewanne, schmeißt ‘n in d‘ Badewanne bis am Aschermittwoch morga.“
„Knabenchor von Schramberg“
Direkt gefolgt kamen die Elfer als „Knabenchor von Schramberg“ und antworteten auf dieselbe Melodie: „Was machet mir mit unsre Weiber, was mache mir mit unsre Weiber?“ Dass ihre Frauen einen Sex-Stopp über Fasnet erlassen haben, haben die Elfer durchaus mitbekommen und singen: „Wir hend Sex vom Feinsten – aber ned daheim!“
Auch sie amüsieren sich über das zu auffällig einem Polizeiauto nachempfundenen Wägelchen des Ordnungsamtes. Das durfte so nicht mehr in die Stadt:
„So steht des Auto – groß Blamage
Wochenlang in der Garage.“
Die Bittlosen
Aus Sulgen treten als nächstes die „Bittlosen“ an. Dass sie kommen durften, hätten sie Thomas Gottschalk zu verdanken. Den hatte die Narrenzunft engagiert. Der wollte aber 50.000 Euro. „Drum hat man uns bestellt, mir machet‘s um das halbe Geld.“
Die Bittlosen haben‘s auf die Bundesregierung abgesehen: „Ich bin Ampelklempner von Beruf, ein dreifach Hoch dem, der diese Regierung schuf …“
Als Sulgener finden sie die Vorstellung von Sulgen am See natürlich sehr verlockend. Einer Besucherin vom Heideckle passt die Vision, dass die Autosammlung grad noch aus dem Wasser schauen wird. „Wenn se wirklich nur bis zum Steim flute, dann mach‘ ich am Heideckle a Café uff.“
Bachnafahrer-Mafia
Schwarz gewandet, mit Sonnenbrille, Hut und weißem Schal kommt eine mafiöse Clique aus Süditalien ins Lokal. Nachdem inbrünstig die italienische Nationalhymne gesungen ist, verkünden die Gangsterbosse um KuMa und Andy Hafner:
„Wir investiere richtig Geld,
Und mache Schramberg Stadt von Welt!“
So will ein Mafiakollege die Villa Junghans in ein Freudenhaus verwandeln, in die Villa Amore.
„Für einen Euro hat bekomme,
weil er das Krankehaus hat auch genomme.“
Die Damen für das neue Etablissement haben die Mafiosi auch schon mitgebracht. Mit einem Can-Can zeigen sie ihre Fähigkeiten in diesem Metier.
Die Zwillinge
Die Zwillinge Tobse und Matze tauchen zu später Stunde auf. Als Sicherheitsbeauftragte versuchen sie für Ordnung zu sorgen. Sie demonstrieren bei der Versorgung eines Bewusstlosen, wie es auf die richtige Fragetechnik ankommen, wenn man feststellen will, ob eine Person bei Bewusstsein ist oder nicht.
Matze begeistert mit seinem Flohzirkus, bei dem er einen Floh vom Sprungbrett in ein Wasserglas springen lässt – mit echter Wasserfontäne. Tobse jongliert mit vielen Dutzend Bechern.
Da die (reifere) Jugend zu dieser fast mitternächtlichen Stund den Heimweg schon angetreten hat, geht auch ein nicht ganz jugendfreier Witz: „Was haben Busen und Schnaps gemeinsam?“ fragt Matze Dold: „Einer isch z‘wenig, und drei z´viel.“
Bade- statt Tanzmeister
Der letzte an diesem Abend im Roma ist Hans-Jörg Dierstein. Als Bademeister in seinem neuen Café in Sulgen am See geht er eine lange Namensliste durch, was die Talstädter nun so machen:
„Jockel Steim, der freut sich bloß,
hat er doch jetzt ein Wasserschloss.“
Doch die Geschäftsleute in der Stadt müsse sich umstellen:
„Moser, völlig fassungslos,
verkauft uns jetzt a Badehos.“
Auch in Freiburg hat man die neue Lage mitbekommen.
„Die Tunnelausfahrt liegt jetzt im See,
die bleed Talumfahrt braucht wirklich keiner mee.“
AE: Kein Mensch hebt mehr ab
Deutlich nach Mitternacht schwindet die Hoffnung, dass der AE die letzte seiner geplanten Stationen aufsuchen könnte. Mehrere Anrufe, ob denn überhaupt noch jemand im Lokal sei, waren vergebens, so ein Ober-AEler zur NRWZ. Sie wollten vorher sicher gehen, dass da noch jemand ist. Drum habe man sich den weiten Weg vom Napo ins Roma schließlich gespart. Verständlich.
AE-Kapp als Symbolbild.Dem Spaß an der Lokalfasnet hat es keinen Abbruch getan.