Eine Verfolgungsfahrt der Polizei, die bei Singen begann und über die A 81 bei Rottweil führte, endete am späten Dienstagabend mit mehreren kaputten Streifenwagen. Der Verfolgte konnte schließlich geschnappt werden – allerdings auch erst nach einem weiteren Unfall. Und erst im Nachbarlandkreis. Ein Polizist wurde verletzt. Inzwischen liegen genaue Informationen über den Ablauf vor.
Singen / Rottweil / Reutlingen. Am Dienstagabend ist es nach einer gefährlichen Flucht vor der Polizei von Singen ausgehend über die Autobahn 81 zu einer Festnahme eines Autofahrers in Rosenfeld-Brittheim im Zollernalbkreis gekommen.
Nach derzeitigen Stand führten Beamte der Verkehrspolizei Mühlhausen zunächst auf der Westtangente in Singen Verkehrskontrollen durch, als sich gegen 21.30 Uhr ein Audi aus Richtung Singen der Kontrollstelle näherte und der Fahrer beim Erkennen der Polizei seinen Wagen wendete. Deshalb nahm eine Streife die Verfolgung des Audis auf.
Der 22-Jährige Mann fuhr mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Rielasingen davon. Einem Anhalteversuch der Polizei schien er erst nachzukommen, beschleunigte jedoch seinen Wagen wieder, als die Polizisten aus dem Streifenwagen ausstiegen. Die Streifenwagenbesatzung nahm die Verfolgung des Audi daraufhin wieder auf.
Der 22-Jährige erhöhte die Geschwindigkeit und fuhr auf die Bundesstraße 34 in Richtung Singen. Hierbei missachtete er mehrere Verkehrsregeln und fuhr über rote Ampeln. Auf der Strecke bis zur Autobahnauffahrt Hilzingen kam es zu einem Beinaheunfall mit einem die Straße absperrenden Streifenwagen. „Nur durch das umsichtige Handeln der Polizisten, konnte ein Unfall verhindert werden“, heißt es in einem nun vorliegenden gemeinsamen Bericht von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Kurz nach der Autobahnrastanlage „Im Hegau West“ rammte der 22-Jährige einen auf der linken Fahrspur fahrenden Streifenwagen absichtlich und zeigte beleidigende Gesten. Trotz des Schadens konnten die Beamten unter Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstandes die Verfolgung fortsetzen.
An der Anschlussstelle Rottweil verließ der Audifahrer laut Polizeibericht die Autobahn 81 und fuhr rücksichtslos an querstehenden Streifenwagen vorbei und direkt auf eingesetzte Polizeibeamte zu, die nur durch einen Sprung auf die Seite ein Überfahren verhindern konnten. Er wendete anschließend und setzte seine Fahrt in Richtung Stuttgart fort.
An der Anschlussstelle Oberndorf verließ der 22-jährige Fahrer die Autobahn und fuhr mit sehr hoher Geschwindigkeit auf der Landesstraße 415 in Richtung Rosenfeld weiter. Seine rücksichtslose und rasante Fahrweise führte zu einem Auffahrunfall mit einem Streifenwagen auf der L 415 und später zu einer Kollision mit einer Garage und einem Baum in der Plettenbergstraße in Rosenfeld-Brittheim. Auch ein nachfolgender Streifenwagen prallte gegen die Garage.
Nach dem Unfall flüchtete der 22-Jährige zu Fuß, konnte aber nach kurzer Verfolgung von den Polizeibeamten vorläufig festgenommen werden.
Der Audifahrer wie auch seine 17 Jahre junge Beifahrerin blieben unverletzt.
An drei beschädigten Streifenwagen entstand ein Gesamtschaden in Höhe von rund 40.000 Euro. Der Schaden an der Garage wird auf etwa 30.000 Euro geschätzt. Die Schadenshöhe am Baum ist noch nicht bekannt. Vier Polizeibeamte verletzten sich bei dem Einsatz leicht.
Die Staatsanwaltschaft Konstanz und Beamte der Kriminalpolizeidirektion Rottweil haben die Ermittlungen wegen eines besonders schweren Falls der Straßenverkehrsgefährdung aufgenommen.
Die Hintergründe zur Flucht des jungen Mannes sind noch unklar und Bestandteil der laufenden Ermittlungen.
Die Staatsanwaltschaft Konstanz beantragte am Mittwoch beim zuständigen Amtsgericht Singen einen Haftbefehl gegen den 22-jährigen Autofahrer, der noch am selben Tag erlassen und in Vollzug gesetzt wurde. Der Beschuldigte wurde in eine Justizvollzugsanstalt verbracht.
Verkehrsteilnehmer wurden zunächst gegen 21.15 Uhr über den Verkehrsfunk und entsprechende Apps gewarnt: Es bestehe eine Gefahr auf der A 81 zwischen den Anschlussstellen Oberndorf und Rottweil. Nähere Angaben machte die Polizei dazu nicht. Offenbar war die Verfolgungsfahrt der Auslöser, die zudem zu einem Unfall mit mehreren beteiligten Streifenwagen führte. Ein Abschleppunternehmen kümmerte sich um die zerstörten Wagen der Polizei.
Unterdessen ging die Verfolgungsjagd aber weiter. Der Flüchtige versuchte offenbar, in den Zollernalbkreis Richtung Balingen zu entkommen. Das mündete in einen weiteren Unfall, der schließlich zur Festnahme des Verfolgten führte.
So schildern Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Konstanz die Flucht: Beamte der Verkehrspolizei Mühlhausen-Ehingen wollten einen 22-jährigen Fahrer eines Audi A4 in Singen kontrollieren, als dieser seine Geschwindigkeit stark erhöhte und auf die Bundesstraße 34 in Richtung Hilzingen vor der Polizei flüchtete. „Hierbei missachtete er mehrere Verkehrsregeln, fuhr über rote Ampeln und verunfallte beinahe.
Die rasante Fahrt endete mit einem alleinbeteiligten Unfall in Rosenfeld im Zollernalbkreis, bei dem der junge Fahrer und seine 17-jährige Beifahrerin unverletzt blieben. Er konnte in unmittelbarer Nähe des Unfallortes in Rosenfeld-Brittheim vorläufig festgenommen werden“, heißt es im Bericht der Ermittlungsbehörden. Ein Polizist verletzte sich demnach im Einsatz leicht, vier weitere wurden durch die Fahrweise des 22-Jährigen gefährdet. An drei Streifenwagen entstand ein Sachschaden, so die Polizei.
Die Staatsanwaltschaft Konstanz und die Kriminalpolizeidirektion Rottweil haben die Ermittlungen wegen eines schweren Falls der Straßenverkehrsgefährdung aufgenommen. Die Hintergründe zu seiner Flucht sind noch unklar und Bestandteil des laufenden Verfahrens.