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    „Und die Lahmen begannen zu laufen“

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    Ein junger Laienprediger aus Dunningen will den Schwenninger Flugplatz am Wochenende in ein Feld der Wunder verwandeln. Ist er etwa nur aufs Geld aus?

    „Hey, wollt Ihr eure letzte Chance nutzen?“ Diese Frage mussten sich die Teenie-Töchter der Schwenningerin Michaela Morath auf dem Schulweg anhören. Werber hatten sie und andere Schüler an der Culinara-Ampel abgepasst, um jene in ein Gespräch zu verwickeln und ihnen einen roten Flyer in die Hand zu drücken. Auf diesem wird eine Veranstaltung am Freitag und Samstag auf dem Schwenninger Flugplatz beworben – eine „Night of hope“, zu deutsch: „Nacht der Hoffnung“. Worum es geht, erfährt man nicht, auch wer einlädt, ist so ohne Weiteres nicht herauszufinden.

    Ein Gastbeitrag von Dr. Ralf Trautwein, Redaktionsleiter, SÜDWEST PRESSE/DIE NECKARQUELLE

    Man muss rätseln

    Und das ist der Knackpunkt: Zunächst muss man rätseln, wer hinter dieser ominösen „Hoffnungsnacht“ steckt – alles klingt stark nach Querdenkern, aber noch vielmehr nach Sektiererei. „Es ist nicht ersichtlich, wer hinter dieser Veranstaltung steht“, ärgert sich Michaela Morath. Scientology zuletzt? Oder die Crystal Church? Eines aber wusste sie sicher: „Ich als Mutter finde es ziemlich fragwürdig, Heranwachsende auf diese Weise anzuwerben, anonym. Das ist für mich nicht tragbar!“

    Befremdet reagierten auch zahlreiche andere Menschen in Schwenningen, die den „Night-of-hope“-Flyer in ihren Briefkästen fanden – auch im Umland. Ergänzt wird die Kampagne durch ebenso mysteriöse Plakate, auch denen etwa steht: „Was, wenn du wüsstest, was du wirklich suchst?“ Bei den Menschen lösen solche Werbemethoden mitunter Irritationen aus – was, wenn man wüsste, wer dahintersteckt?

    Scientology ist es nicht, sondern ein junger Mann aus Dunningen-Lackendorf, der in Schwenningen geboren wurde, vor Kurzem noch an der Hochschule Furtwangen studiert und dort drei Masterabschlüsse erworben hat. Doch sein Geld, so scheint es, verdient David Rotärmel nicht als Ingenieur, sondern als „Evangelist“, indem er andere Leute missioniert. Auf seiner Facebook-Seite redet er in einem Videoclip in Bezug auf die anstehende „Night of Hope“ in Schwenningen Klartext: Es soll die „größte Evangelisation stattfinden, die es jemals im Südwesten gab.“ – Dramatisch verkündet Rotärmel: „Es ist nun an der Zeit, für uns als Christen aufzustehen“

    Wie man sich das vorstellen darf, verrät ein Bericht auf der Seite des Missionswerks „Christus für alle Nationen heute“ (CfaN) des Evangelisten Reinhard Bonnke, der in Afrika schon über 400 Predigerevents vor Zigtausenden gehalten hat. Bei ihm hat Rotärmel vor noch nicht allzu langer Zeit ein „Bootcamp“ für Prediger durchlaufen und seine Feuertaufe als Evangelist unlängst in Tansania bestanden.

    Hier will er Wunder bewirkt haben und berichtet: „Als ich anfing, für die Kranken zu beten, geschahen überall Wunder“, berichtet der junge Mann aus Dunningen. „Auf dem gesamten Feld wurden Krücken in die Luft gehoben, und die Lahmen begannen zu laufen. Die Menschenmenge war außer sich vor Begeisterung, Jubelrufe und Freudenschreie überall. Ein Wunder nach dem anderen, wo immer ich hinschaute!“

    Nur aufs Geld aus?

    Nun also hat der „Heilsbringer“ aus Lackendorf Schwenningen im Visier. Im Internet verbirgt er sich hinter einem Verein namens „Reviving the world“ („Die Welt wiederbeleben“), der offenkundig nur zum Spendensammeln dient. Ist der „Evangelist“ nur aufs Geld aus?

    Das wollte die NECKARQUELLE von Dr. Sarah Pohl wissen, der Leiterin der Zentralen Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen BW, die staatlich gefördert und damit konfessionell unabhängig ist. Sie sagt, über Rotärmel sei ihr noch nichts bekannt; rein rechtlich sei sein Handeln im Rahmen der freien Religionsausübung abgedeckt. Allerdings sei die evangelikale Szene, der sie den jungen Dunninger zuordnet, „oft sehr intransparent“. Es gebe keinen Regulativ und „jede Menge Laienprediger“, bei denen man sich fragen müsse, wo deren „Seriosität beginnt und wo sie endet“.

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    Scientology ist es nicht, sondern ein junger Mann aus Dunningen-Lackendorf, der in Schwenningen geboren wurde, vor Kurzem noch an der Hochschule Furtwangen studiert und dort drei Masterabschlüsse erworben hat. Doch sein Geld, so scheint es, verdient David Rotärmel nicht als Ingenieur, sondern als „Evangelist“, indem er andere Leute missioniert. Auf seiner Facebook-Seite redet er in einem Videoclip in Bezug auf die anstehende „Night of Hope“ in Schwenningen Klartext: Es soll die „größte Evangelisation stattfinden, die es jemals im Südwesten gab.“ – Dramatisch verkündet Rotärmel: „Es ist nun an der Zeit, für uns als Christen aufzustehen“

    Wie man sich das vorstellen darf, verrät ein Bericht auf der Seite des Missionswerks „Christus für alle Nationen heute“ (CfaN) des Evangelisten Reinhard Bonnke, der in Afrika schon über 400 Predigerevents vor Zigtausenden gehalten hat. Bei ihm hat Rotärmel vor noch nicht allzu langer Zeit ein „Bootcamp“ für Prediger durchlaufen und seine Feuertaufe als Evangelist unlängst in Tansania bestanden.

    Hier will er Wunder bewirkt haben und berichtet: „Als ich anfing, für die Kranken zu beten, geschahen überall Wunder“, berichtet der junge Mann aus Dunningen. „Auf dem gesamten Feld wurden Krücken in die Luft gehoben, und die Lahmen begannen zu laufen. Die Menschenmenge war außer sich vor Begeisterung, Jubelrufe und Freudenschreie überall. Ein Wunder nach dem anderen, wo immer ich hinschaute!“

    Nur aufs Geld aus?

    Nun also hat der „Heilsbringer“ aus Lackendorf Schwenningen im Visier. Im Internet verbirgt er sich hinter einem Verein namens „Reviving the world“ („Die Welt wiederbeleben“), der offenkundig nur zum Spendensammeln dient. Ist der „Evangelist“ nur aufs Geld aus?

    Das wollte die NECKARQUELLE von Dr. Sarah Pohl wissen, der Leiterin der Zentralen Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen BW, die staatlich gefördert und damit konfessionell unabhängig ist. Sie sagt, über Rotärmel sei ihr noch nichts bekannt; rein rechtlich sei sein Handeln im Rahmen der freien Religionsausübung abgedeckt. Allerdings sei die evangelikale Szene, der sie den jungen Dunninger zuordnet, „oft sehr intransparent“. Es gebe keinen Regulativ und „jede Menge Laienprediger“, bei denen man sich fragen müsse, wo deren „Seriosität beginnt und wo sie endet“.

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