Zur Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten gibt es erste Reaktionen auch aus der Region Rottweil. Wir listen diese hier auf.
Maria-Lena Weiss zur US-Wahl: „Unsere Medizintechnik-Betriebe werden das zu spüren bekommen. Unser Wohlstand ist gefährdet!“
Die Wiederwahl von Donald Trump signalisiert aus Sicht der CDU-Bundestagsabgeordneten Maria-Lena Weiss eine Rückkehr zur „America First“-Politik und stelle Europa vor verschärfte sicherheitspolitische Herausforderungen. Weiss sieht dadurch die dringende Notwendigkeit, dass Deutschland gemeinsam mit seinen europäischen Partnern eine eigenständige sicherheitspolitische Ausrichtung entwickelt. „Unsere Sicherheit darf nicht allein von Washington abhängen. Mehr Eigenständigkeit ist künftig keine Option mehr, sondern ein Muss“, so Weiss. Nur durch eine starke sicherheitspolitische Eigenständigkeit könne Deutschland den Herausforderungen einer zunehmend multipolaren Welt gerecht werden.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Rottweil-Tuttlingen weist zudem auf mögliche wirtschaftliche Auswirkungen für die Region hin: „Trumps Wahl kann auch wirtschaftliche Konsequenzen für uns haben. Gerade für die Medizintechnik-Branche, für die die USA ein zentraler Absatzmarkt ist, müssen Bundesregierung und EU-Kommission alle Hebel in Bewegung setzen, um Handelshemmnisse unbedingt zu verhindern.“
IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos zur Wahl von Donald Trump: „Licht und Schatten für die europäische Wirtschaft„
Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg, sagt zum Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl: „Auch mit dem Wahlsieg Trumps bleiben die USA für deutsche Unternehmen ein attraktiver Markt. Bestehende Tochterunternehmen und Firmengründungen in den USA werden von seiner Steuer- und Förderpolitik stärker profitieren. Mit Trumps Wahl wird auch die Rüstungsindustrie weiter gestärkt. Für die exportabhängigen deutschen Auto- und Maschinenbauer würde sich das Umfeld dagegen verschlechtern. Sie haben zwar zuletzt ihre US-Produktionskapazitäten ausgebaut, was für erwartbar stabile Umsätze in Nordamerika sorgt. Ein möglicher Handelskonflikt mit China würde jedoch die Umsätze auf europäischer Seite stark einbrechen lassen.
Mit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA könnten die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter werden, was die internationalen Handelsbeziehungen belasten würde. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Europäische Union im Dialog mit der neuen Trump-Administration bleibt und keinen Handelskrieg vom Zaun bricht. Ein besonderes Risiko für deutsche Unternehmen sind die im Wahlkampf immer wieder thematisierten Zollpläne. Dies gilt nicht nur für die bilateralen transatlantischen Handelsbeziehungen, sondern könnte auch das Geschäft deutscher Unternehmen in anderen Märkten beeinflussen, zum Beispiel in China und Mexiko.
So gut die Standortbedingungen für Unternehmen in den USA sind, die Aussicht auf zusätzliche neue Handelsbarrieren und Lieferkettenstörungen sind konkreter geworden.“
Bert Sutter, Präsident des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden: „Es wird Turbulenzen geben“
wvib-Präsident Bert Sutter zum Ausgang der US-Wahl: „Das Berechenbarste an Trump ist seine Unberechenbarkeit. Er wird sicher für wirtschaftliche und politische Turbulenzen sorgen und die gesellschaftliche Spaltung des Landes nicht überwinden. Die lange Phase der Pax Americana nach 1945 ist vorbei, die USA treten als globale Ordnungsmacht zurück. Protektionismus und Handelskriege sind zu befürchten. Für Europa wird das wirtschaftlich und militärisch teurer.
Die Entwicklung nach der Machtübernahme ist in jedem Fall ein Weckruf an Europa und Deutschland, an der eigenen politischen und sicherheitspolitischen Selbstständigkeit zu arbeiten und als Wirtschaftsraum wettbewerbsfähiger zu werden. Motto: Mehr Markt und weniger Staat, sonst schaffen wir die Veränderungsgeschwindigkeit nicht.“
VCI Baden-Württemberg: „USA bleiben wichtiger Standort und Markt – Deutsche Industriepolitik muss Wettbewerb stärker in den Fokus nehmen„
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) Baden-Württemberg hat auf das vorläufige Ergebnis der Wahl in den USA reagiert. Martin Haag, Vorsitzender des Vorstandes, sagte dazu: „Viele unserer Unternehmen auch im Land haben intensive Handelsbeziehungen in den USA, haben dort Niederlassungen oder sind auch Teil von amerikanischen Konzernen. Daher bleibt es für uns als chemische und pharmazeutische Industrie essenziell, dass der Handel und der Austausch so reibungslos wie möglich laufen. Die USA sind und bleiben ein wichtiger Standort und Markt für unsere Branche.“
Haag ergänzte: „Wir müssen aber durchaus im Blick haben, dass die amerikanische Wirtschaftspolitik sich verändern kann. Und das heißt für uns, wir müssen unsere Wirtschafts- und Industriepolitik in Deutschland und Baden-Württemberg endlich mehr auf internationale Wettbewerbsfähigkeit ausrichten – wie wir das seit langem von der Politik fordern!“
Die USA sind für Baden-Württembergs Chemie- und Pharmaindustrie ein wichtiger Handelspartner. 2023 wurden aus Baden-Württemberg Pharmaprodukte im Wert von 8,7 Milliarden Euro (33 Prozent der gesamten deutschen Pharmaausfuhren in die USA) in die USA exportiert. Hinzu kamen chemische Erzeugnisse im Wert von 675 Millionen Euro (6,7 Prozent der gesamten deutschen Chemie-Ausfuhren in die USA). Auch was die Importe nach Baden-Württemberg angeht, sind die USA ein wichtiger Handelspartner: 4,7 Milliarden Euro an Pharmaerzeugnissen und 1,1 Milliarden Euro an Chemieprodukten wurden eingeführt (37 bzw. 14 Prozent Anteil an den jeweiligen gesamten Importen nach Deutschland; Daten nach Angaben des Statistischen Landesamtes).