Pro Gäubahn Kundgebung in Stuttgart fordert Solidarität der Landeshauptstadt für die Gäubahn ein
Mit jeweils eigenen Delegationen waren Teilnehmer aus Konstanz, Tuttlingen, Horb, Herrenberg und Böblingen zur großen Kundgebung für den Erhalt der Gäubahn auf den Stuttgarter Marktplatz angereist. Besonders groß war dabei die Gruppe von Rottweilern, die am 23. Januar dem Aufruf des Pro Gäubahn-Landesbündnisses gefolgt ist.
Region Rottweil – Ebenso zeigten auch viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter mit ihrer Anwesenheit klar, dass sie mit der bisherigen Politik ihrer Stadt nicht einverstanden sind, die als Gäubahn bekannte internationale Fernverkehrsstrecke Stuttgart – Rottweil – Singen (Zürich / Konstanz) ab April 2026 abzuhängen und teilweise stillzulegen.
Hintergrund für die Kundgebung, die das Pro Gäubahn Landesbündnis organisiert hat, war ein Antrag der Fraktion Linke/SÖS im Stuttgarter Gemeinderat. Die Fraktion hatte eine Abstimmung darüber beantragt, die das Ziel hatte, dass sich endlich auch die Landeshauptstadt in die breite Front der Gäubahn-Kommunen einreiht, die sich klar gegen die Abhängung der Gäubahn positioniert. Als erster Redner der Kundgebung sprach dann auch der Stuttgarter SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch und berichtete, dass die Stuttgarter Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Nopper (CDU) an der Spitze alles dafür getan habe, dass der Stuttgarter Gemeinderat am 23. Januar nicht zur Abstimmung kommt.
Stattdessen hat die Stuttgarter Stadtverwaltung nur eine Aussprache mit dem Titel „Schnellstmögliche Einbindung der Gäubahn in den Stuttgarter Verkehrsknoten“ auf die Tagesordnung gesetzt. Dr. Hans-Jörg Jäkel vom Pro Gäubahn-Landesbündnis, der die Demonstration maßgeblich mitorganisiert hatte, ging bei seinem Beitrag auf die Absurdität dieses Titels ein. Schließlich ist die Gäubahn bereits seit dem Jahr 1879 in den Stuttgarter Bahnknoten eingebunden. Ein Großteil der angereisten Demonstrationsteilnehmer seien ja über die Gäubahn angereist. Eine weitere Einbindung der Gäubahn sei deshalb gar nicht nötig. Man dürfe die Strecke nur nicht mutwillig abhängen und zerstören.
Hendrik Auhagen, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Konstanz, der ebenfalls für das Pro Gäubahn Landesbündnis sprach, brachte die Sichtweise des südlichen Baden-Württembergs in seiner Rede ein. Nur eine sehr kleine Minderheit der Bahnfahrgäste würde es akzeptieren, wenn sie zukünftig nur noch bis Stuttgart-Vaihingen fahren könnten und dort in eine schon volle und unzuverlässige S-Bahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof umsteigen müssten, um dann erneut in Stuttgart Hbf von der S-Bahn in Fernverkehrszüge umzusteigen. Jeder wisse, dass so eine Gäubahn-Kappung zu einer massiven Verkehrsverlagerung von der klimafreundlichen Schiene aufs Auto führen würde.
Der Subtext so einer Entscheidung sei glasklar, so Auhagen. Damit würde die Politik weiten Teilen Baden-Württembergs die Botschaft übermitteln: „Seid doch nicht so blöd und verzichtet aufs eigene Auto!“ Besonders geißelte Auhagen den kalten Egoismus, mit dem die Landeshauptstadt die berechtigten Interessen des südlichen Baden-Württembergs ignoriert. Er erinnerte daran, dass die Wasserversorgung der Landeshauptstadt schon jetzt den Bodensee brauche. Und dass es keineswegs ausgeschlossen sei, dass Stuttgart angesichts des Klimawandels bald zusätzliches Wasser und ein zweites Pumpwerk benötige – mit welchen Argumenten wolle die Stadt Stuttgart dann an die Solidarität der Bodenseeregion appellieren?
Einen fulminanten Abschluss fand die Kundgebung mit der Rede des Bundesgeschäftsführers der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Jürgen Resch. Dieser berichtete über die DUH-Klage für den Erhalt der Gäubahn, die ab 12. Februar am Verwaltungsgericht in Stuttgart verhandelt wird. Er machte auch auf ein hochrangig besetztes Podiumsgespräch zum Thema Gäubahn-Erhalt am 30. Januar um 18:30 Uhr im Stuttgarter Rathaus aufmerksam. Dabei werden der ehemalige Chef der Schweizerischen Bundesbahnen Benedikt Weibel, Claus Weselsky, ehemaliger Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer sowie Resch selbst über den Erhalt von Gäubahn und Kopfbahnhof und den erfolgreichen Schweizer Weg in den Bahnpolitik sprechen. Es lohne sich weiterhin für so eine wichtige Eisenbahnstrecke wie die Gäubahn zu kämpfen, so Rech abschließend.
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Info: Das Pro Gäubahn-Landesbündnis wurde am 9. März .24 in Rottweil gegründet. Das Bündnis vertritt die Interessen der Bahnstrecke Stuttgart – Böblingen – Horb – Rottweil – Tuttlingen – Singen (-Zürich / Konstanz).
Mitglieder des Pro Gäubahn-Bündnisses sind unter anderen:
Pro Gäubahn-Initiative Rottweil – Wir wollen zum Hauptbahnhof
Interessengemeinschaft Gäubahn in Freudenstadt
Pro Gäubahn Singen – Singener Gäubahn-Initiative
Pro Gäubahn Tuttlingen
Gäubahnkomitee Stuttgart – Wir wollen zum Bodensee
Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband Baden-Württemberg
VCD Kreisverband Konstanz
Mobilitätswendeallianz Baden-Württemberg
Schutzgemeinschaft Filder e.V.
Naturfreunde Württemberg e.V.
Matthias Gastel MdB – Bündnis 90/Die Grünen
Bündnis 90/ Die Grünen Kreisverbände Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar und Konstanz
SPD-Kreisverband Rottweil