Immer wieder tauchen im Internet Filme und Fotos von angeblichen Wolfssichtungen auf. Auch die NRWZ wird immer mal wieder darüber informiert, dass ganz gewiss ein Wolf hier gesehen worden sei.
Am Dienstag erreichte uns ein Video, auf dem von einem Hochsitz aus ein unbekannter Kameramann in einer Waldschneise ein ganzes Wolfsrudel gefilmt hat. Darunter steht wörtlich: „Im Schwarzwald nee Wolfssichtung in Schiltach baden wuerttemberg von einem jaeger aufgenommen am 10.3.19 in Schiltach.“
Das ist ganz offensichtlich falsch, weiß Hannah Weber vom Wildtiermonitoring der forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg: „In Baden Württemberg ist ein Wolf nachgewiesen und dieser lebt im Nordschwarzwald. Rudel gibt es keines.“ Sehr viel gebe es dagegen Fotos und Videos von angeblichen Wolfssichtungen, die im Internet kursieren. Wer dahinter stecke und warum Leute solche Videos ins Netz stellen, darüber wolle sie nicht spekulieren.
Frank Lorho vom baden-württembergischen Umweltministerium bestätigt, dass seit Jahren diese Videos immer wieder auftauchen. „Sie sind oft fünf, sechs Jahre alt.“ In den meisten Fällen, so Lorho, seien es Aufnahmen, die ganz wo anders als angegeben aufgenommen wurden. Auch ihm fällt keine Antwort zu den Hintergründen ein: „Es ist mir völlig unerklärlich, was Leute damit bezwecken wollen.“ Man sei oft fassungslos über die Behauptungen, die „oft bar jeder Faktenlage“ beim Thema Wolf verbreitet würden.
Sein Ministerium nehme selbstverständlich die Sorgen der Tierhalter und der Menschen beim Wolf ernst. Es werde auch nichts verharmlost, so Ministeriumssprecher Lorho. Fakt sei aber, dass es, seit der Wolf vor etwa 20 Jahren wieder in Deutschland aufgetaucht ist, „nicht eine einzige Attacke eines Wolfs auf Menschen gegeben hat.“ Bei Angriffen durch Hunde oder auch Wildschweinen kämen in Baden-Württemberg jedes Jahr Menschen zu Tode.
Um die Schafherden gegen Angriffe eines Wolfes zu schützen, hat die Landesregierung Hilfsgelder für die Tierhalter bereit gestellt. In der Förderkulisse Wolf im Nordschwarzwald erhalten Tierhalter 90 Prozent der Kosten für einen wolfssicheren Zaun ersetzt. Bislang hätten gut 120 Schafhalter Anträge gestellt und das Land etwa 350.000 Euro bewilligt. Bisher habe der Wolf nur dann zugeschlagen, wenn die Tiere nicht wolfssicher eingezäunt waren. Eine lückenlose Elektroumzäunung in einer Höhe von 90 Zentimetern sei wichtig für Entschädigungszahlungen, das Ministerium empfiehlt eine Umzäunung von 120 Zentimetern. Dass es keinen absoluten Schutz gebe, sei klar. Auch müsse man individuell für jeden Schafhalter die passende Lösung finden. Aber der Wolf sei ein schlaues Tier, so Lorho. „Der überlegt gut, ob sich das Risiko lohnt, über einen Zaun zu springen. Das macht er nur, wenn er im Wald nichts findet.“ Ist aber ein Loch im Zaun, danke er für die Einladung.
Zurück zum Video mit der angeblichen Wolfsrudelsichtung bei Schiltach: Dass das Video nicht aus der jüngsten Vergangenheit stammen kann, zeigt dies: Klickt man ein bisschen rum, findet man dasselbe Video auf der Plattform „Vimeo“. Und da steht dann dabei, das Video sei von Boyens Medien aus Dithmarschen, einem Lokalzeitungsverlag aus dem hohen Norden online gestellt worden – „vor 4 Monaten“ – wie es bei Vimeo heißt.
Boyen-Medien-Online-Redakteur Michael Behrendt erzählt, das Wolfsrudelvideo sei Ende letzten Jahres bei ihnen aufgetaucht: In Whatsapp-Gruppen und auf Facebook hieß es, das Wolfsrudel sei in einem Dorf in der Nähe gesehen worden. „Wir haben das damals ganz schnell als Fake identifiziert.“ Das Video stamme ganz sicher nicht aus seiner Gegend und komme wohl aus dem Osten, so Behrendt. Johannes Erretkamps von der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg berichtet davon, dass immer wieder solche Fake News gestreut würden. Er kennt das Wolfsrudelvideo vom Hochsitz auch schon lange. „Das ist schon an ganz vielen Orten, unter anderem auch in Freudenstadt, entstanden“, meint er lachend.
Wir haben auch den FB-User angeschrieben, der das Video als „Wolfssichtung in Schiltach“ verbreitet hat. Kurz darauf war die Seite für uns gesperrt …