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    Der Skandal? Geplatzt.

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    Vertreter der Bürgerinitiativen um den Kalksteinabbau der Firma Holcim in Dotternhausen sind sicher: Kröten auf dem Plettenberg verkrüppeln durch Sprengstoffrückstände. Ein knapp zwei Jahre altes Foto sollte diesen Verdacht erhärten. Verschiedene Fachleute widersprechen dieser Behauptung jedoch – ihnen zufolge ist das Tier schlicht von Parasiten besiedelt.

    Von Nicole Leukhardt, Zollern-Alb-Kurier

    Eine verkrüppelte Kreuzkröte auf dem Plettenberg – ein Sprecher der Dotternhausener Bürgerinitiative hat mit einem Bild des Tiers an den Zollern-Alb-Kurier gewandt. Die Vermutung: Die Kröte, deren Aufnahme bereits vom Juli 2016 stammt, habe ihre Verkrüppelung, wie die BI sagt, durch die Rückstände von Sprengstoff oder von Öl vom Steinbruch erlitten. Auf die Frage, warum sie sich mit der Aufnahme erst vergangene Woche an die Öffentlichkeit gewandt habe, erklärte die BI, bis vor wenigen Tagen nur eine seitliche Aufnahme des Tiers gehabt zu haben. „Ohne klare Beweise verbreiten wir nichts”, fügte der Sprecher an.

    Was das Bild zeigt: eine etwas eingestaubte Kröte, die auf einer Hand sitzt. Entstanden sei es bei einer öffentlichen Exkursion, erklärt die BI. Und tatsächlich fällt auf: Die Kröte hat braune Löcher im Gesicht, etwa dort, wo sich die Nasenlöcher befinden. Eine angeborene Missbildung aufgrund von giftigen Steinbruchrückständen also?

    Isabel Koch ist wissenschaftliche Kuratorin an der Stuttgarter Wilhelma. Dort ist sie unter anderem für Amphibien zuständig. Sie schaut sich das Bild an. Zwar könne sie nicht mit abschließender Sicherheit sagen, dass es sich bei der Kröte um eine Kreuzkröte handelt. „Das lässt sich wegen des Staubs nicht mit letzter Gewissheit erkennen”, erklärt sie. Die Verkrüppelung, die die BI jedoch ausgemacht haben will, sieht die Kuratorin nicht.

    Dann erklärt sie ausführlich, dass die gezeigte Kröte von einer parasitierenden Fliege befallen sein dürfte. Die Kröte weise die entsprechenden Kennzeichen auf. Sprengstoffrückstände, gar vergiftetes Wasser schließt Koch als Ursache für diese Erkrankung aus. „Der Befall mit diesen Parasiten hat mit dem Steinbruch als Lebensraum nichts zu tun”, sagt sie.

    Zu derselben Einschätzung kommt Hubert Laufer. Er ist beim Naturschutzbund „NABU” in Offenburg für Amphibien und Reptilien zuständig. „Diese Kröte ist wirklich ganz eindeutig von Parasiten befallen”, sagt er und tippt auf die Krötengoldfliege. „Hätte sie Gift gefressen, würde sie einfach sterben”, erklärt er.

    Wie also kommt die Dotternhausener Bürgerinitiative zu ihrer Vermutung? Die Aktivisten setzen sich mit Nachdruck für ihren Hausberg ein. Aus bürgerschaftlichem Engagement für den Erhalt dieser „einmaligen Berg-, Pflanzen- und Tierwelt”, wie sie im jüngsten Schreiben formulieren, ist für sie mittlerweile längst eine selbstgewählte Daueraufgabe geworden. Bürgerbegehren, Bürgerentscheide, Flugblätter, Leserbriefe – kaum einen Weg lässt die Gruppe unversucht.

    Die Schauplätze dieser Schlacht gegen die Abbauwünsche der Firma Holcim sind mittlerweile mannigfaltig. Vergangenen Sommer ging es zunächst um die Größe der Abbaufläche, deren Abmessung und deren geplante Aufteilung in zwei Tranchen. Das Zementwerk und die Gemeinde Dotternhausen als Verpächterin der Flächen waren sich handelseinig gewesen. Die BI lief Sturm. Im November allerdings hatte sich das Landratsamt als untere Naturschutzbehörde in den Streit eingeschaltet. Sie verweigerte die Herausnahme der gewünschten 18 Hektar aus dem Landschaftsschutzgebiet, worauf sich Konzern und Gemeinde geeinigt hatten. Nur auf rund neun Hektar wollte sich das Landratsamt einlassen, mit der Bemerkung, dass es sich dabei immer noch nicht um die spätere tatsächliche Abbaufläche handle.”Aber das reicht für die nächsten zwei Jahrzehnte, und mehr können wir heute nicht verantworten”, erklärte Landrat Günther-Martin Pauli damals.

    Ein Erfolg für die Aktivisten der Bürgerinitiative: Die Grenzen, für die sie sich mit mittlerweile drei Bürgerbegehren eingesetzt hatten, waren dank des behördlichen Machtworts sogar noch enger gefasst worden.

    Ruhe kehrte indes nicht ein. Denn längst hatten sich Nebenkriegsschauplätze entwickelt. Beim Sigmaringer Verwaltungsgericht hatten BI-Vertreter um den ehemaligen Dotternhausener Bürgermeister Norbert Majer im Juni 2017 eine Klage eingereicht. Sie wollten damit verhindern, dass die Quote für Ersatzbrennstoffe von 80 auf 100 Prozent angehoben wird. Das Regierungspräsidium Tübingen allerdings hatte bereits Ende Mai seine Genehmigung vom Februar für vollziehbar erklärt, die Brennstoffquote blieb bei 100 Prozent.

    In der Folge verlagerte sich das Hauptaugenmerk auf die angeblich falsch oder unzureichend gemessenen Schadstoffe, die aus den Holcim-Schornsteinen dringen und deren angeblich manipulierbare Übermittlung ans Regierungspräsidium Tübingen. Die BI zitierte Experten für moderne Rauchgasreinigung, die den Einsatz einer katalytischen Anlage forderten. Wenige Zeit später machte das Schlagwort Krebsstatistik die Runde, die die BI in Eigenregie aufbauen wollte.

    Dann kam – neben weiteren Umwelthemen – der Tierschutz zum Tragen. So geht es jetzt um durch Sprengstoff verkrüppelte Kröten auf dem Berg. Doch gibt es belegbare Fakten dafür, dass keine Sprengstoffrückstände den Berg verseuchen. „Wir haben 2015 die Plettenbergquellen für Hausen, Ratshausen und Dotternhausen beproben lassen, weil der Vorwurf schon öfter aufkam”, erklärt Sabine Schädle, Pressesprecherin der Firma Holcim.

    Damals hatte die BI Pro Plettenberg selbst auf diese Untersuchung gedrängt. Das Gesundheitsamt in Balingen hatte das Wasser untersucht. Dabei wurden keine erhöhten Werte von Sprengstoffrückständen nachgewiesen, worüber sich die Bürgerinitiative in einer Stellungnahme im Zollern-Alb-Kurier erleichtert zeigte. Auf die nun trotzdem wiederkehrende Behauptung der BI angesprochen, zeigt sich Diplombiologe Hans Offenwanger vom Büro Tränkle, das die Rekultivierungsmaßnahmen betreut, regelrecht erschüttert. „Zu behaupten, auf dem Plettenberg gebe es verkrüppelte oder gar mutierte Tiere aufgrund von Sprengstoffrückständen, ist hanebüchener Unsinn”, sagt er.

    Dotternhausens Bürgermeisterin Monique Adrian hofft indes, in Kürze die Verhandlungen mit Holcim um die Süderweiterung abschließen zu können. „Dann wär’ endlich ein Knopf dran”, sagte sie. Dennoch hat der Gemeinderat vorsorglich weitere 50.000 Euro für Rechtsberatung im Gemeindehaushalt eingeplant. Ihr Amtsvorgänger und seine Mitstreiter scheinen nicht aufgeben zu wollen.

    Klar ist: Eine durch Sprengstoffrückstände verkrüppelte Kröte auf dem Plettenberg – das wäre eine Sensation im negativen Sinn. Das hätte das Zeug zum Umwelt­skandal. Doch die Stuttgarter Wilhelma und der NABU in Offenburg – weit genug weg vom Plettenberg und seinen Protagonisten, und damit nicht im Verdacht der Parteilichlichkeit – bewerten die als verkrüppelt bezeichnete Kröte schlicht als ein von Parasiten befallenes Tier. Der Skandal? Geplatzt.

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    Von Nicole Leukhardt, Zollern-Alb-Kurier

    Eine verkrüppelte Kreuzkröte auf dem Plettenberg – ein Sprecher der Dotternhausener Bürgerinitiative hat mit einem Bild des Tiers an den Zollern-Alb-Kurier gewandt. Die Vermutung: Die Kröte, deren Aufnahme bereits vom Juli 2016 stammt, habe ihre Verkrüppelung, wie die BI sagt, durch die Rückstände von Sprengstoff oder von Öl vom Steinbruch erlitten. Auf die Frage, warum sie sich mit der Aufnahme erst vergangene Woche an die Öffentlichkeit gewandt habe, erklärte die BI, bis vor wenigen Tagen nur eine seitliche Aufnahme des Tiers gehabt zu haben. „Ohne klare Beweise verbreiten wir nichts”, fügte der Sprecher an.

    Was das Bild zeigt: eine etwas eingestaubte Kröte, die auf einer Hand sitzt. Entstanden sei es bei einer öffentlichen Exkursion, erklärt die BI. Und tatsächlich fällt auf: Die Kröte hat braune Löcher im Gesicht, etwa dort, wo sich die Nasenlöcher befinden. Eine angeborene Missbildung aufgrund von giftigen Steinbruchrückständen also?

    Isabel Koch ist wissenschaftliche Kuratorin an der Stuttgarter Wilhelma. Dort ist sie unter anderem für Amphibien zuständig. Sie schaut sich das Bild an. Zwar könne sie nicht mit abschließender Sicherheit sagen, dass es sich bei der Kröte um eine Kreuzkröte handelt. „Das lässt sich wegen des Staubs nicht mit letzter Gewissheit erkennen”, erklärt sie. Die Verkrüppelung, die die BI jedoch ausgemacht haben will, sieht die Kuratorin nicht.

    Dann erklärt sie ausführlich, dass die gezeigte Kröte von einer parasitierenden Fliege befallen sein dürfte. Die Kröte weise die entsprechenden Kennzeichen auf. Sprengstoffrückstände, gar vergiftetes Wasser schließt Koch als Ursache für diese Erkrankung aus. „Der Befall mit diesen Parasiten hat mit dem Steinbruch als Lebensraum nichts zu tun”, sagt sie.

    Zu derselben Einschätzung kommt Hubert Laufer. Er ist beim Naturschutzbund „NABU” in Offenburg für Amphibien und Reptilien zuständig. „Diese Kröte ist wirklich ganz eindeutig von Parasiten befallen”, sagt er und tippt auf die Krötengoldfliege. „Hätte sie Gift gefressen, würde sie einfach sterben”, erklärt er.

    Wie also kommt die Dotternhausener Bürgerinitiative zu ihrer Vermutung? Die Aktivisten setzen sich mit Nachdruck für ihren Hausberg ein. Aus bürgerschaftlichem Engagement für den Erhalt dieser „einmaligen Berg-, Pflanzen- und Tierwelt”, wie sie im jüngsten Schreiben formulieren, ist für sie mittlerweile längst eine selbstgewählte Daueraufgabe geworden. Bürgerbegehren, Bürgerentscheide, Flugblätter, Leserbriefe – kaum einen Weg lässt die Gruppe unversucht.

    Die Schauplätze dieser Schlacht gegen die Abbauwünsche der Firma Holcim sind mittlerweile mannigfaltig. Vergangenen Sommer ging es zunächst um die Größe der Abbaufläche, deren Abmessung und deren geplante Aufteilung in zwei Tranchen. Das Zementwerk und die Gemeinde Dotternhausen als Verpächterin der Flächen waren sich handelseinig gewesen. Die BI lief Sturm. Im November allerdings hatte sich das Landratsamt als untere Naturschutzbehörde in den Streit eingeschaltet. Sie verweigerte die Herausnahme der gewünschten 18 Hektar aus dem Landschaftsschutzgebiet, worauf sich Konzern und Gemeinde geeinigt hatten. Nur auf rund neun Hektar wollte sich das Landratsamt einlassen, mit der Bemerkung, dass es sich dabei immer noch nicht um die spätere tatsächliche Abbaufläche handle.”Aber das reicht für die nächsten zwei Jahrzehnte, und mehr können wir heute nicht verantworten”, erklärte Landrat Günther-Martin Pauli damals.

    Ein Erfolg für die Aktivisten der Bürgerinitiative: Die Grenzen, für die sie sich mit mittlerweile drei Bürgerbegehren eingesetzt hatten, waren dank des behördlichen Machtworts sogar noch enger gefasst worden.

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    Klar ist: Eine durch Sprengstoffrückstände verkrüppelte Kröte auf dem Plettenberg – das wäre eine Sensation im negativen Sinn. Das hätte das Zeug zum Umwelt­skandal. Doch die Stuttgarter Wilhelma und der NABU in Offenburg – weit genug weg vom Plettenberg und seinen Protagonisten, und damit nicht im Verdacht der Parteilichlichkeit – bewerten die als verkrüppelt bezeichnete Kröte schlicht als ein von Parasiten befallenes Tier. Der Skandal? Geplatzt.

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