„Geringer Nutzen und noch unklare Risiken durch die COVID-Impfungen.“ Unter diesem Betreff haben fast 400 Ärztinnen und Ärzte einen Brief an die Abgeordneten des Bundestags und an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben, den sie auch öffentlich gemacht haben. Unter den Unterzeichnern sind sechs Ärzte aus der Region. Die NRWZ versuchte, mit ihnen Kontakt aufzunehmen – nur einer will sich zu seinen Intentionen äußern. Dieser tut es dafür ausführlich.
Christian Berus ist Facharzt Anästhesie am Oberndorfer Krankenhaus. „Noch“, fügt er im Gespräch mit der NRWZ an, denn er habe auf Ende März 2022 gekündigt. „Ich kann und will die aktuellen Corona-Maßnahmen nicht mehr mittragen“, sagt Berus. Er verweist darauf, dass er Familienvater sei und somit in eine ungewisse Zukunft gehe. „Bewusst“, wie er betont. Auch erwähnt er, dass er neben seiner Tätigkeit als Anästhesist als Notarzt arbeite, in seiner Heimatregion. Er wisse, wovon er spreche, wenn er über die Corona-Pandemie rede. Er erlebe ihre Auswirkungen. Und er sei beileibe kein Leugner.
Kritik an der Impfpflicht, nicht an der Impfung
Aber er sei COVID-Impfkritiker. Nicht einfach Impfkritiker, „dieser Begriff ist irreführend, da weder der Verein noch einzelne Ärzte kritisch gegenüber Impfungen sind. Es geht in dem Anliegen explizit um die Corona-Impfungen und deren positiven und negativen Auswirkungen.“ Mit „Verein“ meint Berus den Verbund „Ärzte stehen auf“, der seit Monaten gegen die Corona-Maßnahmen mobil macht und der den Brief an Bundeskanzler Scholz und an die Bundestagsabgeordneten aufgesetzt hat.
„Impfungen vor allem für Risikogruppen halte ich für durchaus sinnvoll“, so Berus, „sofern uns keine Alternativen vorliegen.“ Die WHO allerdings erkläre aktuell bereits, dass Boosterkampagnen nur die Pandemie verlängerten.
Übrigens: Berus selbst ist geimpft, „zweimal Biontech“, wie er der NRWZ sagt. Viele der kritischen Ärzte seien ebenfalls gegen COVID-19 geimpft. „Aber eine alle drei Monate stattfindende Dauerimpfung kann keinesfalls der Ausweg sein. Impfungen für alle sind in meinen Augen lediglich grundlegend falsch und das zeigt uns der Blick auf die Landkarte in Verbindung mit Impfquoten und Inzidenzen“, so der Anästhesist.
Fachfremd?
Dem Verbund wird vorgeworfen, er vertrete eine Minderheitenmeinung. Auch dagegen wendet sich Berus: „Es handelt sich nicht um eine Minderheitenmeinung – um das zu beurteilen, müsste man erst einmal allen Ärzten des Landes zumindest anonym die Möglichkeit geben, eine Meinung
abzugeben -, es handelt sich um Ärzte, die in dieser schwierigen Zeit ihr Wort erheben und auch die Konsequenzen bereit sind zu tragen. Wir sehen aktuell auch in Österreich zunehmende Ärzte, die ihre Stimme erheben.“
Auch hatte die NRWZ in ihrem Beitrag über den Brief erwähnt, dass unter dem Dach „Ärzte stehen auf“ eher Ärzte aus fachfremden Disziplinen versammelten. „Diese Aussage ist ebenfalls irreführend“, so Berus, suggeriere das doch, „wir hätten keine Fachkenntnis“. Seine Gegenfrage wäre dann: RKI-Chef Lothar Wieder ist Veterinärmediziner, Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist ebenso wie die Verbunds-Ärzte Humanmediziner und eben kein Epidemiologe, Christian Drosten ist als einziger Virologe – aber eben auch kein Epidemiologe. „Welche Expertise haben also diese Kollegen im Vergleich zu uns oder welche sollte uns da genau fehlen?“, fragt Berus.
Fünf schweigen, einer antwortet
Der Oberndorfer Anästhesist hatte sich bei der NRWZ nach deren Veröffentlichung des Textes über den Brief der Ärzte gegen die COVID-Impfungen gemeldet. Ihn hatte die NRWZ im Gegensatz zu den anderen fünf Unterzeichnern des Briefs, die aus der Region Rottweil kommen, nicht um die Beantwortung von Fragen dazu gebeten. Berus wollte diese im Gegensatz zu den kontaktierten Ärzten aber beantworten. Der angeschriebene Zahnarzt, die Betreiber einer Fridinger Praxis, die Heilpraktikerin und die Therapeutin schweigen bis heute.
Nicht so Berus. Ihn konnten wir interviewen:
NRWZ: Herr Berus, haben sie das Schreiben unterzeichnet, ist es auch in ihrem Namen verfasst?
Christian Berus: Ja, ich habe das Schreiben unterzeichnet, es ist folglich in meiner vollsten Zustimmung geschrieben und somit in meinem Namen verfasst. Jeder der Unterzeichner bekommt den Brief vorab als Vorlage zur Bearbeitung und hat ausreichend Zeit, sich mit den Inhalten zu beschäftigen.
Wie kam es zu Ihrer Beteiligung?
Aufgrund der enormen Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Ergebnissen (im Brief dokumentiert) und mathematischen Hochrechnungen seitens der „Experten“ der Regierung, die so nie eintraten, in Verbindung mit den aktuellen massiven Spaltungen der Gesellschaft, in der ich eine große Gefahr sehe und die behaftet ist mit einer Reihe von Unwahrheiten bzgl. der gewählten Therapie der Regierung (Impfen, Impfen, Impfen).
Das Ergebnis sehen wir aktuell. Wir haben eine enorm hohe Impfquote von über 70 %, wir haben über 30 % bereits geboostert, wir haben massive Einschränkungen, Lockdowns, Schulschließungen und stehen vor dem gleichen Ergebnis, wie zu Beginn der Pandemie. Bitte entnehmen sie weitere Gründe der Stellungnahme meines Vereins „Ärzte für Individuelle Impfentscheidung“ sowie des in Kürze kommenden zweiten Briefes der „Ärzte stehen auf“ (den die NRWZ nach Erscheinen hier verlinken wird, Anm. der Red.).
Auch jetzt über die Feiertage häufen sich die Meldungen/Studien über Omikron sowie die Wirksamkeit des Booster (Studie Dänemark sowie England). Diese Studien belegen noch einmal eindrücklich den fehlenden wissenschaftlichen Hintergrund einer Pflichtimpfung.
Stehen sie hinter dem kompletten Inhalt des Briefes?
Ja ich stehe natürlich zu 100 % hinter dem Brief, da ich selbst Arzt bin. Handeln nach/in evidenzbasierter/n Daten/Sicht ist für mich entscheidend. Exakt dies fehlt mir in den aktuellen politischen Entscheidungen.
Ihr Fachgebiet ist nicht die Virologie. Wie ist ihre fachliche Beteiligung an dem Schreiben zu sehen, genauer gesagt, welchen Teil des Briefes unterstützen sie aus ihrer täglichen Arbeit?
Nun, diese Frage ist interessant. Ich gehe dabei sehr gern einmal die fachliche Expertise der deutschen Regierung bzw. deren Berater durch: Jens Spahn: Bankkaufmann/Bachelor of Arts; Christian Drosten: Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (als einziger eine wirklich fachlich fundierte Ausbildung mit wirtschaftlicher Infiltration im Verlauf, rudert aktuell wieder zurück ins einen Aussagen; Karl Lauterbach: Humanmediziner, Master of Public Health, kein Epidemiologe, kein Virologe; Marcus Söder: studierte Rechtswissenschaften, Dr. jur. All diese Menschen lenken ein ganzes Land in seinem Schicksal (Ausnahme Drosten) ohne jegliche Fachexpertise, welche die eines jeden normalen Mediziners übersteigen würde.
Als Arzt und Facharzt für Anästhesiologie sind mir durchaus Infektionswege bekannt sowie Grundlagen epidemiologischen Wissens. Ich unterstütze jeden einzelnen Teil des Briefes da dieser auf echten, real durchgeführten Studien beruht sowie auf Ergebnissen der in den letzten Monaten stattgefundenen diversen Untersuchungen in verschiedenen Ländern und auch Kontinenten.
Die massiven Einschränkungen unseres Lebens sowie die Einschränkungen unserer Grundrechte beruhen größtenteils auf mathematischen Hochrechnungen, welche in der Vergangenheit immer falsch lagen. Die Folgeschäden/Kollateralschäden allein überwiegen in meinen Augen – wir sehen es bei unseren Kindern.
Wir haben bis zum heutigen Zeitpunkt den Opfern der Impfkampagne kein Gesicht gegeben. Laut den Daten, die uns vorliegen und die auch im Antrag des EU-Hilfsfonds für Impfschäden bereits verankert sind, liegen wir bei über einer Million Komplikationen, über 75.000 schwerwiegende neurologische Störungen und über 5000 Todesfälle. Die Zahlen dürften mittlerweile höher liegen, in Anbetracht der nicht gemeldeten noch viel höher und genau dies erlebe ich auch in meinem Alltag.
Erkrankungen im Anschluss an die Impfung werden oftmals nicht ausreichend untersucht oder als ‚wäre auch so passiert‘ deklariert. Wir müssen damit aufhören und in allen Punkten schonungslos ehrlich aufzeigen, was passiert. Schwere COVID-Verläufe sind tragisch und nur sehr schwer für uns alle zu ertragen, gleiches gilt aber auch für die oftmals schwerwiegenden Komplikationen. Wir müssen hinsehen und offen darüber kommunizieren dürfen. Doch genau hier erleben wir gerade tiefe Einschnitte.
Hinweis: Herr Berus nennt einige Quellen für seine Aussagen. Diese übermitteln wir gerne auf Nachfrage an redaktion@nrwz.de
Anmerkung des Autors: Hier hat ein Kollege zwischenzeitlich einen Absatz eingefügt, unabgesprochen. Dieser Absatz wurde entfernt. Er findet sich in den Kommentaren wieder, wo er hingehört.