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    Attacke Schwarzwald

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    Der Schwarzwald sei nicht nur „Bollenhut und Tannenbaum“, sondern auch eine bedeutsame Industrieregion, so der für die Standortpolitik  zuständige Fachbereichsleiter der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg Philipp Hilsenbek bei einem Pressegespräch in Schramberg bei der Uhrenfabrik Junghans.

    Die IHK hat gemeinsam mit der Universität St. Gallen eine Studie zum „Industriestandort Schwarzwald 2030“ erarbeitet. Dazu hatten Wissenschaftler etwa 700 IHK-Mitgliedsunternehmen zwischen Vöhrenbach und Schiltach befragt.

    Der Schwarzwald habe besondere Herausforderungen zu meistern, ergänzte der Hauptgeschäftsführer der IHK Thomas Albiez. „Gemeinden wie Schiltach oder Schonach haben andere Probleme als Villingen-Schwenningen, Tuttlingen oder Rottweil.“ Die Kommunen, die näher an den großen Verkehrsachsen lägen, hätten es leichter. „Deshalb müssen wir die Infrastruktur in Gang halten.“

    Dazu gehört für den Geschäftsführer der Uhrenfabrik Junghans, Matthias Stotz, insbesondere auch die Anbindung an das Mobilfunknetz und an das schnelle Internet. „Es kann nicht ein, dass unsere Gäste aus Asien zu Hause Videokonferenzen von der U-Bahn aus abhalten können und wir von einem Funkloch ins andere geraten.“ Junge Leute würden nervös, wenn sie kein WLAN hätten. Das erschwere sogar die Fachkräftesuche.

    Der Landrat des Kreises Rottweil Wolf-Rüdiger Michel betonte, der Kreis habe den Ausbau des schnellen Internets mit der Telekom vorangetrieben. Etwa 80 Prozent der Haushalte und Betriebe  hätten inzwischen bis zu 100 MBit pro Sekunde zur Verfügung. „Aber wir dürfen nicht stehen bleiben. Wir wollen am Ende Glasfaser bis in jedes Haus.“ Der Kreistag habe beschlossen, alle Schulen, deren Schulträger dies wünschten, ans Glasfasernetz anzuschließen. Das mache „als Beifang“ Anschlüsse auf der Strecke zu den Schulen möglich.

    Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog bestätigte die Funklochprobleme: „Wir brauchen ein flächendeckendes Mobilfunknetz.“  Die Stadt unternehme große Anstrengungen im Bildungsbereich und wolle für den Bau eines Schulcampus in den kommenden zehn Jahren gut 35 Millionen Euro investieren. Beim sozialen Wohnungsbau seien aber Bund und Land gefordert. Da könnten die Kommunen nur Flächen zur Verfügung stellen.

    Die Unternehmerbefragung habe als Quintessenz ergeben, dass die Bereiche Industrie, Tourismus und Wohnen stärker miteinander verzahnt werden sollten, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Albiez. Ein Beispiel: Wie können  Ferien-Gäste dazu gebracht werden, auf Dauer hier zu bleiben? Unternehmen und Kommunen sollten mit Wohnen und Familienfreundlichkeit punkten. „Das Gute, was man tut, sollte man auch herausstellen“, findet Hilsenbek. Firmen und Kommunalpolitik sollten dabei kreativ sein, ein Scheitern auch mal zulassen, finden die befragten Unternehmer.

    Die Wohnqualität werde für die Menschen immer bedeutsamer, ist Albiez überzeugt. „Geld allein zieht nicht mehr.“ Auch die Nahversorgung, die medizinische Betreuung und das Schulwesen seien wichtig, wenn die Betriebe Fachkräfte gewinnen und halten wollen.

    Als Beispiele für eine gelungene Vernetzung der drei Bereiche nannte Hilsenbek die Schramberger Jobkarte. Angeregt von der Magnetfabrik Schramberg bekommen deren Mitarbeiter steuer- und sozialabgabenfreie Boni auf einer Karte gut geschrieben, die sie in Mitgliedsgeschäften des Schramberger Handels- und Gewerbevereins einlösen können. So wird der örtliche handel gestärkt, die Innenstadt belebt und für Touristen attraktiver.

    Philipp Hilsenbek. Fotos: him

    Ein anderes Beispiel nannte er aus dem Raum Furtwangen. Dort  steigen Firmen in den Wohnungsbau für ihre Mitarbeiter ein. Und schließlich, so Hilsenbek untersuchten die Fachleute im Schwarzwald-Baar-Kreis im Rahmen der Tourismuskonzeption, welchen Bedarf die Unternehmen an Übernachtungsbetten in den örtlichen Hotels haben.

    Unter dem Titel „Attacke Schwarzwald“ hat sich die IHK vorgenommen, mehr Veranstaltungen im Schwarzwald abzuhalten, um so auch „mehr Politiker aus Bund und Land zu holen, um den Schwarzwald zu thematisieren“, kündigte Albiez an.

    Info: Die Universität St. Gallen hat in Zusammenarbeit mit der IHK untersuch, welche  Auswirkungen die Megatrends wie demografischer Wandel, Digitalisierung und Internationalisierung auf den industriestandort Schwarzwald haben werden. Sie haben dazu von 85 IHK-Mitgliedsbetrieben in einer online-Befragung Antworten erhalten. Bei einem Expertenforum haben die Wissenschaftler die Umfrageergebnisse vertieft und weiterentwickelt und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Die Studie ist über die IHK erhältlich.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Der Schwarzwald sei nicht nur „Bollenhut und Tannenbaum“, sondern auch eine bedeutsame Industrieregion, so der für die Standortpolitik  zuständige Fachbereichsleiter der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg Philipp Hilsenbek bei einem Pressegespräch in Schramberg bei der Uhrenfabrik Junghans.

    Die IHK hat gemeinsam mit der Universität St. Gallen eine Studie zum „Industriestandort Schwarzwald 2030“ erarbeitet. Dazu hatten Wissenschaftler etwa 700 IHK-Mitgliedsunternehmen zwischen Vöhrenbach und Schiltach befragt.

    Der Schwarzwald habe besondere Herausforderungen zu meistern, ergänzte der Hauptgeschäftsführer der IHK Thomas Albiez. „Gemeinden wie Schiltach oder Schonach haben andere Probleme als Villingen-Schwenningen, Tuttlingen oder Rottweil.“ Die Kommunen, die näher an den großen Verkehrsachsen lägen, hätten es leichter. „Deshalb müssen wir die Infrastruktur in Gang halten.“

    Dazu gehört für den Geschäftsführer der Uhrenfabrik Junghans, Matthias Stotz, insbesondere auch die Anbindung an das Mobilfunknetz und an das schnelle Internet. „Es kann nicht ein, dass unsere Gäste aus Asien zu Hause Videokonferenzen von der U-Bahn aus abhalten können und wir von einem Funkloch ins andere geraten.“ Junge Leute würden nervös, wenn sie kein WLAN hätten. Das erschwere sogar die Fachkräftesuche.

    Der Landrat des Kreises Rottweil Wolf-Rüdiger Michel betonte, der Kreis habe den Ausbau des schnellen Internets mit der Telekom vorangetrieben. Etwa 80 Prozent der Haushalte und Betriebe  hätten inzwischen bis zu 100 MBit pro Sekunde zur Verfügung. „Aber wir dürfen nicht stehen bleiben. Wir wollen am Ende Glasfaser bis in jedes Haus.“ Der Kreistag habe beschlossen, alle Schulen, deren Schulträger dies wünschten, ans Glasfasernetz anzuschließen. Das mache „als Beifang“ Anschlüsse auf der Strecke zu den Schulen möglich.

    Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog bestätigte die Funklochprobleme: „Wir brauchen ein flächendeckendes Mobilfunknetz.“  Die Stadt unternehme große Anstrengungen im Bildungsbereich und wolle für den Bau eines Schulcampus in den kommenden zehn Jahren gut 35 Millionen Euro investieren. Beim sozialen Wohnungsbau seien aber Bund und Land gefordert. Da könnten die Kommunen nur Flächen zur Verfügung stellen.

    Die Unternehmerbefragung habe als Quintessenz ergeben, dass die Bereiche Industrie, Tourismus und Wohnen stärker miteinander verzahnt werden sollten, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Albiez. Ein Beispiel: Wie können  Ferien-Gäste dazu gebracht werden, auf Dauer hier zu bleiben? Unternehmen und Kommunen sollten mit Wohnen und Familienfreundlichkeit punkten. „Das Gute, was man tut, sollte man auch herausstellen“, findet Hilsenbek. Firmen und Kommunalpolitik sollten dabei kreativ sein, ein Scheitern auch mal zulassen, finden die befragten Unternehmer.

    Die Wohnqualität werde für die Menschen immer bedeutsamer, ist Albiez überzeugt. „Geld allein zieht nicht mehr.“ Auch die Nahversorgung, die medizinische Betreuung und das Schulwesen seien wichtig, wenn die Betriebe Fachkräfte gewinnen und halten wollen.

    Als Beispiele für eine gelungene Vernetzung der drei Bereiche nannte Hilsenbek die Schramberger Jobkarte. Angeregt von der Magnetfabrik Schramberg bekommen deren Mitarbeiter steuer- und sozialabgabenfreie Boni auf einer Karte gut geschrieben, die sie in Mitgliedsgeschäften des Schramberger Handels- und Gewerbevereins einlösen können. So wird der örtliche handel gestärkt, die Innenstadt belebt und für Touristen attraktiver.

    Philipp Hilsenbek. Fotos: him

    Ein anderes Beispiel nannte er aus dem Raum Furtwangen. Dort  steigen Firmen in den Wohnungsbau für ihre Mitarbeiter ein. Und schließlich, so Hilsenbek untersuchten die Fachleute im Schwarzwald-Baar-Kreis im Rahmen der Tourismuskonzeption, welchen Bedarf die Unternehmen an Übernachtungsbetten in den örtlichen Hotels haben.

    Unter dem Titel „Attacke Schwarzwald“ hat sich die IHK vorgenommen, mehr Veranstaltungen im Schwarzwald abzuhalten, um so auch „mehr Politiker aus Bund und Land zu holen, um den Schwarzwald zu thematisieren“, kündigte Albiez an.

    Info: Die Universität St. Gallen hat in Zusammenarbeit mit der IHK untersuch, welche  Auswirkungen die Megatrends wie demografischer Wandel, Digitalisierung und Internationalisierung auf den industriestandort Schwarzwald haben werden. Sie haben dazu von 85 IHK-Mitgliedsbetrieben in einer online-Befragung Antworten erhalten. Bei einem Expertenforum haben die Wissenschaftler die Umfrageergebnisse vertieft und weiterentwickelt und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Die Studie ist über die IHK erhältlich.

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