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Kommunalwahl: Frauen in der Minderheit

Listen bemühen sich um Frauen, stoßen aber auf viele Probleme

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Seit Jahrzehnten sind die Frauen im Schramberger Gemeinderat stark unterrepräsentiert. Bei der letzten Wahl gelangten nur drei Frauen direkt ins Gremium. Über Nachrückerinnen erhöhte sich die Zahl schließlich auf sechs von 27. Die Parteien und Gruppierungen bemühen sich intensiv, dies zu ändern. Aber schon beim Aufstellen der Listen für den Gemeinderat und die Ortschaftsräte gelingt es keiner Partei, eine Parität herzustellen. Mit einer einzigen Ausnahme in Tennenbronn.

Schramberg.  Die CDU hat auf ihrer Liste 26 Namen, nur acht davon mit weiblichen Vornamen. In den Wohnbezirken Tennenbronn und Waldmössingen finden sich nur Bewerber.

Bei der Freien Liste mit 21 Bewerberinnen und Bewerbern ist die Quote ähnlich. Lediglich sechs Frauen stehen hier auf der Liste. Sie besetzen die ersten sechs Plätze. In den Ortsteilen Fehlanzeige.

Die SPD hat acht Kandidatinnen bei 25 Plätzen vorzuweisen, fünf im Wohnbezirk Schramberg und alle drei Tennenbronner Plätze. Bei der SPD gestaltet sich die Liste nach dem Reißverschlusssystem Frau-Mann-Frau.

Auch die Liste Buntspecht schafft die Parität nicht. Bei insgesamt 19 Kandidierenden finden sich sieben Frauen, sechs in Schramberg, eine in Tennenbronn. Die „Buntspechte“ wenden die alphabetische Reihenfolge und den Reißverschluss an.

Eine reine Männerliste mit acht Namen nur im Wohnbezirk Schramberg haben die „Aktiven Bürger“ vorgelegt.

Bei der ÖDP sind von zwölf Nominierten fünf weiblichen Geschlechts, vier im Stadtbezirk Schramberg und eine in Waldmössingen.

Bei der erstmals antretenden „Neuen Liste“ bewerben sich elf Personen im Wohnbezirk Schramberg, davon vier Frauen.

Die AfD hat eine einzige Kandidatin in Waldmössingen vorzuweisen.

Ähnliches Bild bei den Ortschaftsräten

Auf der Einheitsliste „Unabhängige Bürgerliste“ in Waldmössingen finden sich unter den 13 Namen immerhin fünf Frauen.

In Tennenbronn kandidieren für den Ortschaftsrat auf der Freien Liste acht Männer und eine Frau, bei der CDU sind es fünf Männer und zwei Frauen.

Die einzige Liste mit einem deutlichen Frauenüberhang haben die Bürger für Demokratie und Umwelt in Tennenbronn aufgestellt. Hier stehen sechs Frauen und drei Männer auf der Liste.

Ein Drittel Frauen

Grob gerechnet, schaffen es die Parteien nur etwa jeden dritten Platz mit einer Frau zu besetzen, bei ÖDP, Buntspecht und neuer Liste sind es etwas mehr, bei CDU, SPD und Freier Liste etwas weniger.

Und das, obwohl sich alle im Vorfeld intensiv um Bewerberinnen bemüht haben.

Rollenbild, Zeitaufwand und politische Kultur als Gründe

Gründe, die immer wieder genannt werden, sind zum einen das traditionelle Rollenbild, wonach die Frau sich um Haus und Kinder kümmert. Ein anderer Grund ist die Mehrfachbelastung vieler Frauen in Beruf und Haushalt. Die Arbeit in den kommunalen Gremien erfordert viel Zeit, die viele Frauen nicht haben.

Auch gibt es nur wenige Vorbilder, an denen Frauen sich orientieren können, sagen Politikwissenschaftlerinnen. Auch der manchmal raue Umgangston in den Räten kann Frauen davon abhalten, sich zu engagieren. Ungünstige Sitzungszeiten in Parteien und Räten schrecken insbesondere junge Mütter ab, sich zur Wahl zu stellen.

Weshalb in der Wahlkabine Frauen eher Männer als Frauen wählen, ist ein anderes Thema. Würden Frauen konsequent ihre Stimmen Bewerberinnen geben, läge die Frauenquote auf jeden Fall höher als bisher. Es stehen ja knapp 40 Frauen zur Wahl – für 26 Plätze.

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

1 Kommentar

  1. Da helfen auch keine Quoten denn in diesen Gremien gibt es nichts zu verdienen. Da zählt nur das Interesse an der Entwicklung der Gemeinde und dies richtig betrieben benötigt auch noch viel Zeit. Zeit in der andere ihren Hobbys nachgehen und ihre Freizeit genießen. Das soll nicht heißen, dass man für diese Tätigkeit eine größere Aufwandsentschädigung bekommen soll, sondern die Leute die in die bezahlte Politik gehen sollten verpflichtend erst mal vor Ort aktiv werden. Aber ob die vor Ort wohl gewählt werden würden als Studium Abbrecher?

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