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T.C. Breuer über die NRWZ: „Wir brauchen diese zweite Stimme“

Der „Salzburger Stier“ 2014, die wohl bedeutendste Auszeichnung im deutschsprachigen Kabarett, war die Krönung seiner über 40-jährigen Karriere: der in Rottweil lebende Autor und Kabarettist Thomas C. Breuer. Da er für seine virtuosen, oft gepfefferten, sarkastischen Texte immer Zeitungen als Material genutzt hat, wollten wir zum Jubiläum der NRWZ-Druckausgabe von ihm wissen, wie er die NRWZ sieht – und einordnet.

NRWZ: Herr Breuer, am 27. November 2004 ist die erste NRWZ-Druckausgabe erschienen – was kommt Ihnen bei diesem Jubiläum als Erstes in den Sinn? 

Thomas C. Breuer: Als Erstes? Dass ich damals 20 Jahre jünger war und wenig wusste über Rottweil, denn ich war da noch mit einem Bein in Heidelberg. Die hiesigen Kulturjournalisten der beiden Tageszeitungen damals standen in einer Art Aktualitäts-Überbietungs-Wettstreit (was für ein Wort!) und mussten die Veranstaltungen zur Pause verlassen, um noch eine Kritik in ihrer Zeitung unterzubringen. Das waren echte „Druck“-Ausgaben, also mit Erfolgs- und Termindruck und gleichzeitig ein gewöhnungsbedürftiges Verständnis von Kultur.

NRWZ: Sie leben in Rottweil – was hat die NRWZ in diesen 20 Jahren aus ihrer Sicht ausgezeichnet?

Thomas C. Breuer: In der Medizin hilft es oft, eine zweite Meinung einzuholen. Bei Wahlen ist die Zweitstimme sogar die wichtigere. In der Medienwelt ist das kaum anders. Die NRWZ bedient dieses Bedürfnis, wenn auch nicht immer erschöpfend.

NRWZ: Für Radiosendungen haben Sie jahrelang intensiv viele Zeitungen gelesen – wenn Sie die kleine NRWZ in dieses große Panorama einfügen: Gibt es da eine Besonderheit, ein Unterscheidungsmerkmal der NRWZ?

Thomas C. Breuer: Ich lese eigentlich immer nur die „Süddeutsche“, den „SchwaBo“ überfliege ich. Für die Schweiz gehe ich auf das Portal der Gratiszeitung „20 Minuten“, aber wirklich nur aus beruflichen Gründen. Das Unterscheidungsmerkmal? Alle vorgenannten Zeitungen beschäftigen sich nur höchst selten mit Geschehnissen in Rottweil und Umgebung, der lokale Bezug ist also wichtig. Außerdem lebt die NRWZ vom hingebungsvollen Engagement ihrer Autorinnen und Autoren.

NRWZ: Eine unabhängige kleine Zeitung, während drumherum große Verlage die Medienlandschaft beherrschen: Manche erinnert das an den sprichwörtlichen Eigensinn der Gallier aus „Asterix“ – wie fügt sich die NRWZ in die regionale Identität ein?

Thomas C. Breuer: Dann müsste Oberndorf ja von den Römern besetzt sein … – ein bisschen zu viel der Ehre. Gemessen an der Politik, die derzeit in Rom vollstreckt wird, haben wir es ja noch gut.

NRWZ: Die wöchentliche Druckausgabe, in der auch viele Interviews mit Ihnen zu lesen waren, erscheint seit der Corona-Pandemie nicht mehr – fehlt sie Ihnen oder überwiegen für Sie die Vorteile beim digitalen Erscheinen, zum Beispiel die Aktualität?

Thomas C. Breuer: Mir fehlt sie absolut. Ich bevorzuge immer Print, da bin ich „old school“, außer bei Aachener Printen.  Aktualität ist nicht alles. Viele Nachrichten reichen mir gut abgehangen. Zum Glück muss ich die Realität nicht mehr abbilden. Wenn man was nachschlagen will, ist die analoge Ausgabe unersetzlich. Jedes Mal wieder auf die Webseite und herumscrollen, um etwas zu finden, ist schon auch mühsam, trotz Suchfunktion. Ich halte das grenzenlose Vertrauen, das viele in die digitale Welt setzen, für nicht ungefährlich.

NRWZ: Was wünschen Sie sich von der NRWZ?

Thomas C. Breuer: Fortgeschrittenen Alters sollte man mit Wünschen umsichtig (und nachsichtig) umgehen. Ich wünsche der NRWZ aber weitere gute Jahrzehnte. Wir brauchen diese andere Stimme. Genauso, wie wir generell mehr gute Nachrichten brauchen könnten, gerne auch weltweit.

Die Fragen stellte unser Redakteur Andreas Linsenmann.

 

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