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    Der Weg zur NRWZ-Druckausgabe

    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Was für ein Gefühl! Am späten Abend des 26. November 2004 hielt ich auf der Autobahn-Raststätte Neckarburg ein Exemplar der ersten Druckausgabe der „Neuen Rottweiler Zeitung zum Wochenende“ in Händen. Der Fahrer, der sie von der Druckerei in Sindelfingen zur Verteilung ins Kreisgebiet brachte, hatte wie vereinbart dort einen Stopp eingelegt – nahe meinem Wohnort Irslingen. Es war überwältigend: Ein mutiger Aufbruch, eine Wette auf die Zukunft. Zugleich auch ein krönender Zieleinlauf eines turbulenten Jahrs: Hier eine kleine Chronik dieses Projekts. 

    Ende Januar 2004: Die Lokalausgabe der „Schwäbischen Zeitung“ in Rottweil und Schramberg wird dichtgemacht. In Rottweil stirbt damit der „Volksfreund“, die älteste Zeitung der Stadt, in Schramberg das „Schwarzwälder Tagblatt“. Das ist hart für die Mitarbeiter und traurig, hatte sich aber abgezeichnet. 

    Was mehr noch ins Mark trifft, ist der Eindruck, dass das Thema totgeschwiegen wird: In der lokalen Presse, der scheidenden wie der verbleibenden, erscheinen nur ein paar glatte Zeilen. Zumindest bei der „Schwäbischen“ sind sie von oben dekretiert und faktisch mit einem Maulkorb für die Redaktion verbunden. Pressefreiheit? Die scheint zumindest vom Interesse der Verlage nicht ganz frei zu sein. Seltsam, dass kaum ein halbes Jahr später in Trossingen und Spaichingen Lokalausgaben liquidert werden – und diesmal der andere der beiden Verlage zum Monopolisten wird.

    Aber ganz geräuschlos lässt sich das alles doch nicht abwickeln. Zwei Dutzend Bürger finden sich zusammen, geben dem Ärger eine Stimme, organisieren Protest. Eine Unterschriftenliste kursiert, in den letzten Januartag prasseln Hunderte E-Mails, Faxe und Briefe auf die Verlagsbosse ein. Parallel wird im Internet über die Schließung und ihre Umstände informiert. Sogar die SWR-Landesschau berichtet. Am letzten Arbeitstag der Redaktionen gibt es in Rottweil eine stattliche Demonstration, in Schramberg wird das „Tagblatt“ symbolisch zu Grabe getragen.

    Februar: Der Tatkraft folgt Ernüchterung. War es das? Gibt es Chancen, wieder eine zweite Zeitung zu etablieren? Zumindest im Internet reist der Faden nicht ab. Engagierte stellen aktuelle Berichte ein. Die Protest-Plattform beginnt, sich zu einer Art Internet-Zeitung zu wandeln.

    März: In weiteren Treffen und Diskussionen reift die Idee, der Zeitungsbewegung und der Berichterstattung im Internet ein Fundament zu geben. Deshalb gründen am 15. März 33 Leute einen Verein, dessen Name klar benennt, was sie anstreben: eine „Neue Rottweiler Zeitung“. Am 20. März erscheint eine erste Probeausgabe (siehe oben). Zweimal muss nachgedruckt werden, die Leute reißen uns die 1000 Exemplare fast aus der Hand.

    April/Mai: Am 10. April und 5. Mai folgen zwei weitere Ausgaben. Umfang und Auflage steigen, Vereinsmitglieder falten stundenlang die Exemplare. Sympathien und Erwartungen in der Bevölkerung scheinen hoch, die Geduld aber endlich. Ein rascher Erfolg zeichnet sich freilich nicht ab. Was ist tatsächlich machbar? Eine Tages-, eine Wochenzeitung, ein Monatsmagazin? Wie bekommt man Idealismus und Realitäten auf einen Nenner? Modelle zu Kooperationen oder dem Einstieg anderer Verlage in Rottweil fruchten letztlich nicht. 

    Juli: Wäre eine Genossenschaft eine Basis für eine neue Zeitung? Ein Gespräch beim Genossenschaftsverband in Stuttgart ernüchtert: Dieser Tanker wäre viel zu teuer und schwerfällig.

    August/September: Die Sache stockt. Deutlich wird: Wenn das Projekt nicht in den nächsten Wochen an den Start geht, sinken die Chancen rapide. Zeitgleich mausert sich NRWZ-online beträchtlich und zieht täglich bereits mehr als 500 Leser an.

    Oktober: Die Würfel sind gefallen: Es wird eine gratis verteilte Zeitung zum Wochenende geben. Die Kalkulation zeigt, dass es besser ist, durch eine hohe Auflage für Anzeigenkunden attraktiv zu sein als auf Abonnenten zu setzen. 

    November: Fieberhaft wird am Konzept gefeilt. Was soll alles in die künftige Zeitung hinein? Wie soll sie aussehen? Wie managt man das Anzeigengeschäft? Und und und… Vor-Ort-Termin in der Druckerei. Zur Gründung der GmbH am 5. November liegt bereits eine Nullnummer vor. Mails ohne Unterbrechung, die Köpfe rauchen, wer braucht schon Schlaf? Dann, am 27. November 2004 ist es wirklich soweit: die erste NRWZ zum Wochenende wird verteilt! Glücksgefühle und fast ungläubiges Staunen: Wir haben tatsächlich eine Zeitung gegründet.

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