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    ROTTWEIL – Mit einer Doppelausstellung ehrt das Forum Kunst ein Duo, das dem Verein über Jahrzehnte verbunden und an vielen Rottweiler Projekten beteiligt war: Lilli Engel und Raffael Rheinsberg. Am Samstagabend wurde die Schau eröffnet.

    Zwei monumentale Werke ziehen nun die Blicke auf sich, wenn man den Bürgersaal betritt: Einerseits eine wohl an die 20 Quadratmeter messende Malerei von Lilli Engel – entstanden als eine ihrer letzten Arbeiten vor ihrem Tod 2016. Und andererseits eine noch größere Bodeninstallation des im Vorjahr verstorbenen Raffael Rheinsberg.

    Engels mit Verve als „Weltenstück“ betiteltes Acrylgemälde mit dunkel-gedeckten in zig Schichten aufgetragene und teils wieder abgekratzten Farbschichten verdeutlicht imposant die malerische Position der 1939 in Solingen geborenen Künstlerin: Tief geprägt von der Erfahrung des Krieges ist ihren Arbeiten das Drama einer zerbrochenen Welt, zugleich aber auch eine Hoffnung auf Neubeginn eingeschrieben.

    Diese radikale Polarität von Vergehen und Werden bildete das zentrale Scharnier zum Schaffen des 1943 in Kiel geborenen Raffael Rheinsberg. Der Installations- und Objekt-Künstler hat die Technik perfektioniert ready-mades, Fundsachen des Alltags, in neue Kontexte zu rücken und ihnen damit gleichsam neues Leben einzuhauchen.

    Im Forumssaal ist das etwa anhand ausgemusterter Computerplatinen zu erleben, die er zu einem gigantischen Ensemble gruppierte. Durch die ordnende Hand des Künstlers erfahren bei Rheinsberg Dinge, die ihren ursprünglichen Zweck verloren haben, neue Wertschätzung – und erhalten einen neuen Sinn. Die PC-Relikte etwa lassen an eine pittoreske Miniaturwelt denken. Und verdeutlich in ihrer unerbittlichen technoiden Logik darüber hinaus, wie die Informationstechnik unser Leben durch und durch strukturiert.

    Engel und Rheinsberg, seien beide Archäologen des Alltäglichen und des Menschseins gewesen, fasste Jürgen Knubben in seiner Einführung treffend zusammen. Die Schau zeigt, dass beide mit ihrer Kunst dabei auch subtile Erinnerungsarbeit leisteten und bis heute Veränderungsprozesse in faszinierender Weise sinnlich erfahrbar machen.

    Info: Die Ausstellung ist bis 5. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 17 bis 20 Uhr, sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

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    Zwei monumentale Werke ziehen nun die Blicke auf sich, wenn man den Bürgersaal betritt: Einerseits eine wohl an die 20 Quadratmeter messende Malerei von Lilli Engel – entstanden als eine ihrer letzten Arbeiten vor ihrem Tod 2016. Und andererseits eine noch größere Bodeninstallation des im Vorjahr verstorbenen Raffael Rheinsberg.

    Engels mit Verve als „Weltenstück“ betiteltes Acrylgemälde mit dunkel-gedeckten in zig Schichten aufgetragene und teils wieder abgekratzten Farbschichten verdeutlicht imposant die malerische Position der 1939 in Solingen geborenen Künstlerin: Tief geprägt von der Erfahrung des Krieges ist ihren Arbeiten das Drama einer zerbrochenen Welt, zugleich aber auch eine Hoffnung auf Neubeginn eingeschrieben.

    Diese radikale Polarität von Vergehen und Werden bildete das zentrale Scharnier zum Schaffen des 1943 in Kiel geborenen Raffael Rheinsberg. Der Installations- und Objekt-Künstler hat die Technik perfektioniert ready-mades, Fundsachen des Alltags, in neue Kontexte zu rücken und ihnen damit gleichsam neues Leben einzuhauchen.

    Im Forumssaal ist das etwa anhand ausgemusterter Computerplatinen zu erleben, die er zu einem gigantischen Ensemble gruppierte. Durch die ordnende Hand des Künstlers erfahren bei Rheinsberg Dinge, die ihren ursprünglichen Zweck verloren haben, neue Wertschätzung – und erhalten einen neuen Sinn. Die PC-Relikte etwa lassen an eine pittoreske Miniaturwelt denken. Und verdeutlich in ihrer unerbittlichen technoiden Logik darüber hinaus, wie die Informationstechnik unser Leben durch und durch strukturiert.

    Engel und Rheinsberg, seien beide Archäologen des Alltäglichen und des Menschseins gewesen, fasste Jürgen Knubben in seiner Einführung treffend zusammen. Die Schau zeigt, dass beide mit ihrer Kunst dabei auch subtile Erinnerungsarbeit leisteten und bis heute Veränderungsprozesse in faszinierender Weise sinnlich erfahrbar machen.

    Info: Die Ausstellung ist bis 5. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 17 bis 20 Uhr, sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

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